Büsum. Attraktion: Im ökologischen Tiny House können Urlauber an der Nordseeküste ab Mitte Juni übernachten. Wir haben es ausprobiert.

Aua, gleich gestoßen. Es ist ein wenig eng in einem Tiny House, diesem winzigen Haus. Beim Hinaufkrabbeln über die schmale Holztreppe in den niedrigen Alkoven sind Geschick und Wendigkeit gefragt. Das ist nicht unbedingt etwas für sehr große Menschen. Wie schläft und lebt es sich denn in einem 22 Quadratmeter kleinen Haus? Das Abendblatt hat exklusiv vorab eine Nacht im ersten Tiny House für Touristen an der Westküste auf dem Campingplatz Nordsee in Büsum verbracht.

Ist das niedlich, wie das kleine Holzhäuschen da mit Blick ins Grüne steht und sich so schön abhebt von den umliegenden Wohnmobilen in ihrem weißen Einerlei. Ganz sanft fügt sich das Holzhaus in die Landschaft. Das Haus kommt supermodern und stilvoll daher und ist etwas Besonderes. Das finden auch die Passanten, die auf dem Weg vor dem Häuschen stehen bleiben und versuchen, einen Blick ins Innere zu werfen. Dass ich hier auf dem Präsentierteller bin, stört nicht. Im Gegenteil: Dieses Eigenheim auf Zeit bringt die Leute zum Lächeln, das ist schon in Ordnung.

Tiny House: Ein Haus mit allem Drum und Dran im Miniformat

Alles ist klein und perfekt. Ein ganzes Haus mit allem Drum und Dran im Miniformat. Mini-Küche, Mini-Schlafzimmer, ein luxuriös ausgestattetes Badezimmer mit WC und Astronautendusche und eine großzügige Lounge mit Panoramafenster. Dieses Plätzchen, das gleichzeitig eine Schlafgelegenheit ist, wird sofort in Beschlag genommen, hier könnte man den ganzen Tag verbringen mit Lesen oder Hinausschauen in das satte Grün der Bäume, das vom Wind hin- und hergeweht wird. Blätterrauschen statt Meeresbrandung. Einen Fernseher gibt es nicht. Macht nichts. Schade nur, dass das Haus nicht am Meer steht, sondern hinterm Deich. Zum Verlieben ist die neueste Attraktion Büsums dennoch.

Tiny House in Büsum I

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    Das Green Tiny House der gleichnamigen Firma aus Elmshorn ist nicht nur puristisch-elegant, sondern ökologisch auf dem neuesten Stand: Es ist das erste zertifizierte Modell für nachhaltige Ferienimmobilien. So ist das Außenholz mit CO2 beschossen. Das verändert die Struktur des Holzes und erübrigt eine Lackierung oder chemische Behandlung. „Gesundes Wohnen auf kleinem Raum“ wird versprochen.

    Das Haus ist für Allergiker geeignet, deswegen dürfen Haustiere nicht hinein. Beeindruckend ist das geräumige Badezimmer mit Weltraumdusche, die das Wasser in Echtzeit wiederaufbereitet und so bis zu 90 Prozent Wasser und bis zu 80 Prozent Energie einspart. Flaschen schleppen muss ich auch nicht, denn das Wasser aus einem Extrahahn in der Küche wird mit Mineralien angereichert und schmeckt nicht nur gut, sondern soll auch gesund sein.

    Einen Kleiderschrank gibt es im Tiny House nicht

    Aufwendige Technik, minimalistisches Inneres: Besteck und Geschirr sind für vier Personen abgezählt. Denn so viele Menschen sollen hier übernachten können. Ab Mitte Juni übernimmt die Tourismus Marketing Service Büsum die Vermietung. Zum Konzept des nachhaltigen Häuschens gehört, dass ein Teil der Einnahmen in Naturprojekte vor Ort oder der Region fließen. Olaf Raffel, Geschäftsführer der Tourismus Marketing Service Büsum GmbH, setzt darauf, ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig zu wirtschaften: „Wir freuen uns, dass wir unseren Urlaubsgästen mit dem Tiny House das erste zertifizierte Modell für nachhaltige Ferienimmobilien an der Westküste anbieten können.“

    Tiny House in Büsum II

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      Wenn vier Leute im Tiny House wohnen, wird es noch ein wenig enger und noch ein wenig wackeliger. Denn schon zu zweit schaukelt das Häuschen, das auf Stelzen steht, ein wenig. Gemütlich ist das. Zieht eine Familie ein, ist am besten schon beim Kofferpacken Zurückhaltung angesagt. Denn einen Kleiderschrank gibt es nicht. Weil das Wetter schön ist, verlagern wir das Abendbrot auf die Veranda. Die zwei gelben Metallstühle und der Tisch passen so gerade darauf. Weil alles nagelneu ist, fehlen noch das Terrassengeländer, ebenso die passgenaue Jalousie für das Panoramafenster. Beides kommt noch.

      Mikroabenteuer für Bequeme

      Als es gegen 22.30 Uhr in den Alkoven geht, bin ich skeptisch: Da oben kann ich nicht schlafen, da werde ich in der Nacht Platzangst bekommen. Das große Dachfenster verdunkele ich nicht ganz. Sonst fühle ich mich eingesperrt. Noch ehe ich weiter darüber nachdenken kann, bin ich weggeschlummert und wache erst um kurz vor fünf Uhr mit dem Sonnenaufgang wieder auf.

      Tiny House in Büsum III

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        Eine kurze, aber erholsame Nacht! Egal, ob Tiny House, Schlafstrandkorb oder eine Nacht im Wohnmobil: Es ist einfach schön, an einem sonnigen Frühlingstag in der Nähe der Natur, des Meeres, aufzuwachen und direkt rauszugehen, um dort den ersten Tee an diesem Morgen zu trinken. Solche außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten bieten Mikroabenteuer für Bequeme, die sich eine Auszeit vom Alltag leisten wollen.

        Weitere Angebote:

        • Tiny House zur Miete im Norden:
          Hof Lindegaard in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Lübeck und Rostock. Kosten: ab 69 Euro für mindestens drei Nächte, in der Hauptsaison vom 15. Juni bis 31. August 79 Euro. Hunde erlaubt, für bis zu drei Personen. Infos: www.miekenhagen.de
        • Tiny Escape in Schleswig-Holstein am Flüsschen Eider in der Nähe eines Campingplatzes für zwei Personen. Hunde sind willkommen, Kinder aus Sicherheitsgründen nicht. Mindestens zwei Nächte, ab 129 Euro. Infos: www.tinyescape.de
        • In Papphäusern kann man auf der Hochseeinsel Helgoland übernachten. Urlaub in den Wikkelhouses ist ab sieben Nächten möglich. Für zwei bis vier Personen, ab 64 Euro die Nacht. Infos: www.helgoland.de

        Eine Nacht im Tiny House in Büsum kostet in der Hauptsaison von Mitte Juni bis 11. September 169 Euro, Mindestaufenthalt drei Nächte, in der Nebensaison bis Mitte Oktober 149 Euro. Mindestaufenthalt: zwei Nächte. Infos und buchen ab 12. Juni unter: www.tinyhousenordsee.de.