Scharbeutz. Tourismus-Agentur Lübecker Bucht arbeitet an digitalem Reservierungssystem. Müssen Touristen mit zusätzlichen Kosten rechnen?

Massenansturm auf das Meer und überfüllte Strände – das soll es in diesem Corona-Sommer in Schleswig-Holstein nicht geben. Dafür will Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther auf die Buchung von Küstenabschnitten per Smartphone setzen. „Man kann über die App anmelden, dass man in einem bestimmten Zeitraum an einen Strandabschnitt will“, sagte der CDU-Politiker dem „Tagesspiegel am Sonntag“: „Wenn dort noch Platz ist, bucht man sich ein und hat dann eine Zugangsberechtigung.“

Für die Urlaubszeit kündigte Günther an: „Wir werden weiter stark kon­trollieren. Dass alle dicht an dicht wie in der Sardinenbüchse liegen, wird es bei uns nicht geben.“ Nach Abendblatt-Informationen arbeitet die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht an einem digitalen Buchungssystem, das den Zugang zu den Stränden für Tagestouristen regelt. Damit soll die Überfüllung der Strände ausgeschlossen werden.

„Wir entwickeln in Scharbeutz eine App und eine Website, mit der die Berechtigung für die Strandnutzung einen Tag im Voraus gebucht werden kann“, sagte André Rosinski, Vorstand der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht, am Sonntag dem Abendblatt.

Tagestouristen mussten wegen Corona-Regeln die Heimreise antreten

Tagesgäste, die weder die App noch die Website nutzen, können in einem Callcenter oder in der Tourismus-Information den Zugang für den Folgetag reservieren. Die Reservierungen dauern nach dem jetzigen Stand der Planungen vom späten Vormittag (11/12 Uhr) bis 17 Uhr. Früher oder später am Tag seien Vorbuchungen nicht geplant. Der ausgedruckte Gutschein oder der entsprechende QR-Code sind vor dem Strand örtlichen Kontrolleuren und „Strandläufern“ vorzuzeigen. Die Zutrittsberechtigung soll voraussichtlich kostenlos vergeben werden. Zu Buche schlagen allerdings, wie bisher auch, Strand- und Parkgebühren. Das digitale Buchungssystem wird Anfang Juli starten und bis Mitte September gelten.

Die Touristiker an den beliebten Ostseestränden mussten dringend Entscheidungen treffen, damit sich ein solcher Ansturm von Ausflüglern wie am Pfingstwochenende nicht noch einmal wiederholt. Die Ostseeorte Scharbeutz und Haffkrug (Kreis Ostholstein) sahen sich gezwungen, zeitweise die Zufahrtsstraßen zum Strand zu sperren, damit die Abstandsregeln eingehalten werden. Bereits angereiste Tagestouristen wurden aufgefordert, wieder die Heimreise anzutreten. „Safety first“ – nach diesem Grundsatz handelte Bettina Schäfer, die Bürgermeisterin von Scharbeutz – und schloss Pfingstmontag den Strandzugang. Nun hofft sie auf die App als geeignetes Steuerungsinstrument für Ausflügler. Urlauber, die ein Zimmer im Ort gebucht hätten, kämen mit ihrer Kurkarte an den Strand. Auch Einheimische könnten jederzeit ans Meer.

Für die Strandkorbvermieter gibt es keine Einschränkungen

Die App zeigt den aktuellen Buchungsstand der Strände in der Lübecker Bucht für den Folgetag an – für Sierksdorf, Haffkrug, Scharbeutz, Timmendorfer Strand, Rettin und Pelzerhaken. Ziel ist es, aus Sicherheitsgründen die Zahl der Tagesbadegäste auf ein Drittel oder die Hälfte der bisherigen Kapazitäten zu reduzieren.

Auf Abstand auch im Landtag: Daniel Günther.
Auf Abstand auch im Landtag: Daniel Günther. © dpa | Carsten Rehder

Für die Strandkorbvermieter gibt es allerdings keine Einschränkungen. Sie haben den Abstand inzwischen vergrößert und könnten ihr Angebot zu 100 Prozent anbieten, hieß es. Tourismus-Vorstand Rosinski rechnet damit, dass das digitale Buchungssystem auch in anderen Küstenregionen Schleswig-Holsteins zum Einsatz kommt.

Dass es an den Küsten in diesem Jahr besonders voll werden könnte, lassen Umfragen erahnen. Mehr als 40 Prozent der Deutschen würden derzeit gerne Urlaub an der deutschen Ostsee machen. Auf Platz zwei landete die Nordsee, so eine repräsentative Online-Studie des Sinus-Instituts in Zusammenarbeit mit YouGov.

Weitere Corona-Lockerungen in Schleswig-Holstein

Von diesem Montag an gibt es weitere Corona-Lockerungen in Schleswig-Holstein. So können alle Grundschüler wieder täglich im Klassenverband unterrichtet werden. Die Abstandsregeln gelten nicht mehr, allerdings sollten die Hygienevorschriften unbedingt beachtet werden. Kinder könnten vom Unterricht abgemeldet werden, wenn sie oder ihre Eltern zu Risikogruppen gehörten, hatte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) erklärt. Und auch wenn diese Gründe nicht vorlägen, könnten verunsicherte Eltern ihr Kind abmelden. Dies gelte bis zu den Sommerferien.

Ebenfalls von Montag an dürfen auch Schwimmbäder und Freizeitparks wieder öffnen. Wie es in der neuen Corona-Landesverordnung heißt, müssten allerdings reine „Spaßbecken“ geschlossen bleiben. Zudem dürften Saunen, Whirlpools und Dampfbäder nur einzeln oder durch die Mitglieder eines gemeinsamen Hausstands genutzt werden. Die Nutzung von Sammelduschen und -umkleiden auf Campingplätzen und in Sporteinrichtungen ist jetzt wieder erlaubt.

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Möglich wird darüber hinaus der Reiseverkehr zu touristischen Zwecken. So können in Schleswig-Holstein wieder Busreisen angeboten werden, sofern die Sitzplätze bis maximal zur Hälfte der Kapazitäten besetzt ist. Alle Reisenden müssen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Landesregierung beschloss am Freitag auch, dass von heute an Zusammenkünfte von bis zu zehn Personen sowohl wieder zulässig sind – ohne die Beschränkung auf zwei Familien.

Coronavirus – die Fotos zur Krise

Maskenpflicht im öffentlichen Raum – beispielsweise im ÖPNV und bei Einkäufen – bleibt bestehen. Laut der Nachrichtenagentur dpa wird der Hansapark am Montag noch nicht öffnen. Ein Starttermin soll heute bekannt gegeben werden. Ebenfalls von heute an wechseln die Tagespflege-Einrichtungen mit entsprechenden Hygienekonzepten in den Regelbetrieb. Einrichtungen der Pflege und der Eingliederungshilfe müssen ab 15. Juni Besuchskonzepte erstellen, die den Infektionsschutz sicherstellen. „Bewohnern von Pflegeeinrichtungen sowie von Einrichtungen der Eingliederungshilfe haben wie jeder Mensch Grundrechte, zu denen auch das Recht auf Kontakt zu den Angehörigen hält“, sagte der Kieler Gesundheitsminister Heiner Garg (CDU).

(Mit Material von dpa)

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden