Friedrichskoog. Die ersten Seehundwaisen werden jetzt in Friedrichskoog und Norddeich versorgt. Zuletzt wurden zwei weibliche Tiere auf Eiderstedt gefunden.
Die ersten Seehund-Heuler des Sommers werden derzeit in der Seehundstation Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) aufgepäppelt. Im Aufzuchtbecken der Anlage befinden sich bereits vier Tiere, wie die Seehundstation am Freitag mitteilte. Am 17. Mai war auf der Nordseeinsel Amrum ein junger Seehund gefunden und nach Friedrichskoog gebracht worden. Dort wurde die erst einen Tag alte und nur 7,5 Kilogramm wiegende Frühgeburt in Erinnerung an einen im vergangenen Jahr gestorbenen Sylter Seehundjäger „Claus“ genannt. Mittlerweile hat sich der Heuler gut entwickelt und wiegt zehn Kilogramm.
2019 wurde 300 Seehundwaisen aufgenommen
Im Aufzuchtbereich ist „Claus“ derzeit gemeinsam mit „Mieke“, die am 18. Mai auf Pellworm gefunden wurde. Am Freitag folgten den beiden die auf Eiderstedt gefundenen Heuler „Britta“ und „Miriam“ in den Aufzuchtbereich der Station. Dort befindet sich aktuell zudem noch eine junge Kegelrobbe, die demnächst ausgewildert werden kann. In der Quarantänestation versorgen die Mitarbeiter der Station bereits weitere zehn Heuler.
Im vergangenen Jahr hatte die Station rund 300 Seehund-Waisen aufgenommen. 2019 waren dort nach Stationsangaben 95 Prozent der Heuler aufgepäppelt worden.Die Robben-Babys wurden zuvor als mutterlose Heuler an Stränden und Küsten des Wattenmeers entdeckt. Die Hauptwurfzeit der Seehunde liegt zwischen Anfang Juni und Mitte Juli. Bei allen Tieren, die danach in freier Wildbahn allein unterwegs sind, handelt es sich um selbstständige Jungtiere. Sie brauchen weder die Mutter noch menschliche Hilfe, aber Ruhe.
Auch in der Seehundstation Norddeich sind die ersten Heuler angekommen
Ein kleiner Seehund ist auf der Nordseeinsel Juist von seiner Mutter getrennt worden und als erster Heuler in diesem Jahr in die Seehundstation Norddeich gekommen. „Wilma“, die Mitte Mai gemeldet wurde, wiegt 7,9 Kilogramm und ist 69 Zentimeter lang. Mit zahlreichen Gästen zu Christi Himmelfahrt und Pfingsten an der Küste seien noch sechs weitere Heuler in kürzester Zeit eingeliefert worden, teilte der Leiter der Seehundstation, Peter Lienau, am Donnerstag mit. Durch menschliche Störungen komme es vor, dass ein Jungtier nicht ausreichend gesäugt werden kann und zu kraftlos ist, um der Mutter zu folgen.
Die Geburten- und Aufzuchtphase der Seehunde läuft derzeit. Wenn die Muttertiere im Wasser nach Nahrung suchen, werden die Jungtiere kurzzeitig am Strand abgelegt. Als Heuler gelten sie erst, wenn sie dauerhaft von der Mutter getrennt werden. Das passiert auch bei Stürmen und Sommergewittern. Spaziergänger sollten Abstand von Jungtieren halten und Hunde an die Leine nehmen.
In der Seehundstation in Norden (Landkreis Aurich) werden jährlich bis zu 180 mutterlose, verletzte oder kranke Seehunde und vereinzelt Kegelrobben versorgt und für die Auswilderung vorbereitet.