Erste Fähren und Autozüge fahren auf die Inseln. Hotels und Gaststätten öffnen. Auch Kitas, Schulen, Handel und Sport profitieren.
Das Wiederanfahren des Tourismus in Schleswig-Holstein hat am Montagmorgen begonnen: Erste Fähren und Autozüge fuhren nach Sylt. Von Dagebüll auf dem Festland legte eine erste Fähre um 5 Uhr nach Föhr ab, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R) auf ihrem Onlineportal meldete.
Die umfassendsten Lockerungen seit Beginn der Corona-Krise sind in Schleswig-Holstein jetzt in Kraft getreten. So fällt seit Montag die Einreisesperre für Touristen auf dem Festland und den Inseln weg. Hotels ohne Wellnessbereiche und Ferienwohnungen dürfen wieder öffnen. Kapazitätslimits wie anderswo gibt es nicht. Die Kontaktbeschränkungen gelten aber auch hier.
Tourismus im Norden: Viele Fähren sind ausgebucht
Von der dänischen Insel Römo startete um 5.15 Uhr eine Fähre von Havneby nach List auf Sylt. Aufs ausgebuchte Schiff fuhren überwiegend Versorgungslaster für Supermärkte auf Sylt, doch auch einige Pkw und Camper mit Touristen seien mit an Bord gewesen, sagte Tim Kunstmann, Geschäftsführer der Römö-Syltlinie, auch „Syltfähre“ genannt.
Bereits für die Fähren um 5 Uhr und 6.10 Uhr ab Dagebüll konnten nach Angaben der Wyker Dampfschiffs-Reederei schon seit mehreren Tagen keine Reservierungen für Fahrzeuge mehr entgegengenommen werden. Am Montag stellte die Reederei vom Sonderfahrplan auf den regulären Fahrplan um.
Urlauber sind schon früh am Morgen losgefahren
Sie seien glücklich, dass es jetzt losgeht, sagte Christina Seifert aus Hamburg. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern und Mann Martin will sie die Fähre um 8.25 Uhr nach Föhr nehmen. Auch Familie Nimczewski aus Boostedt (Kreis Segeberg) ist froh, dass der Inselurlaub doch noch starten kann - wenn auch zwei Tage später als ursprünglich geplant.
Um wieder auf die Inseln zu kommen, sind einige Urlauber früh am Morgen oder gar am Vorabend losgefahren. Er sei gegen 4.00 Uhr losgefahren, sagte ein Mann aus Hannover, der zweieinhalb Wochen auf Föhr verbringen will, kurz bevor er auf die Fähre rollt.
Bernhard Boos aus Aulendorf bei Ravensburg in Baden-Württemberg ist mit seiner Frau bereits am Sonntagabend gegen 18.00 Uhr gen Norden gestartet. Sie wollen auf Amrum und Pellworm Urlaub machen. Die Ferienwohnung auf Amrum ist seit Januar gebucht, wie Boos sagte. Dass es tatsächlich klappt mit dem Nordseeurlaub, habe sie überrascht. „Wir haben uns schon in Süddeutschland Alternativen überlegt.“ Eine Fähre hatten Boos und seine Frau vor dem Corona-Ausbruch noch nicht gebucht. Sie hoffen daher, im Laufe des Tages auch so mit dem Auto rüberzukommen. Ansonsten ließen sie den Wagen eben auf dem Festland stehen, sagte Boos.
Autozüge nach Sylt gut gefüllt
Auch die Autozüge nach Sylt waren am Montag morgen gut gefüllt, wie Bahnunternehmen mitteilten. In den kommenden Tagen sei demnach mit erhöhtem Reiseaufkommen zu rechnen, was jedoch vor Himmelfahrt nicht ungewöhnlich sei.
Auch der "Halunder Jet" der Reederei FRS Helgoline legt von Mittwoch, 20. Mai, an wieder täglich von 9 Uhr an von Landungsbrücken in Hamburg über Cuxhaven nach Helgoland ab. Der erste Fahrtag war aufgrund der Pandemie zwei Monate verschoben worden. Zunächst dürfen alle Urlauber an Bord. Tagesgäste müssen sich allerdings noch etwas länger gedulden. Sie dürfen erst fünf Tage später an Bord, voraussichtlich vom 25. Mai an. Die Sitzkapazität ist auf gut 400 reduziert, damit die aktuell geltenden Abstandsregeln eingehalten werden können.
Gaststätten öffnen unter Auflagen
Gaststätten dürfen unter Auflagen wieder öffnen, Hotels – ohne Wellnessbereiche – und Ferienwohnungen ebenfalls. Camping- und Wohnmobilstellplätze können wieder genutzt werden, soweit sich die Gäste völlig autark versorgen können. Toiletten werden geöffnet. Duschen und Gemeinschaftsräume bleiben geschlossen. Touristen aus anderen Bundesländern dürfen wieder kommen.
Kinos mit maximal 50 Gästen und Fitnessstudios dürfen unter Auflagen öffnen. Gleiches gilt für Spielbanken und -hallen. Kontaktfreie Indoor-Aktivitäten werden mit Einschränkungen erlaubt.
In die Freude, für ihre Feriengäste wieder öffnen zu dürfen, mischt sich auf den Inseln aber auch Sorge vor schwieriger zu kontrollierenden Strömen von Tagestouristen. Auf diese würden Sylt, Föhr und Amrum daher gerne zunächst verzichten. Die Kreise können bei Bedarf den Tagestourismus in Orten begrenzen. Die Landesregierung und die Landräte von Ostholstein und Nordfriesland wollten am Montag noch Genaueres bekannt geben, wie sie mit der Thematik umgehen wollen.
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Auslastung der Kitas auf 30 Prozent erweitert
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte die Lockerungen am 7. Mai angekündigt und eindringlich gemahnt, die Abstands- und Hygieneregeln weiterhin einzuhalten. Zu den am Sonnabend vom Kabinett beschlossenen Lockerungen gehört auch, dass in den Bäderorten wieder sonntags Geschäfte öffnen können. Fahrschulunterricht samt Praxis wird weitestgehend wieder möglich. Kosmetik und Tattoo-Studios sowie Massagepraxen können aufmachen.
Die Auslastung der Kitas wird auf etwa 30 Prozent erweitert. Vorschulkinder und solche mit Förderbedarf dürfen wieder in die Kitas, wo es bisher nur Notbetreuungen gibt. Die maximale Gruppengröße steigt von fünf auf zehn Kinder. Auch die Gruppengröße in der Notbetreuung an Schulen soll von fünf auf zehn Schüler steigen. Die Öffnung von Mensen in Hochschulen wird unter Auflagen gestattet. Präsenzveranstaltungen mit maximal 50 Teilnehmern werden möglich, wenn sie unbedingt erforderlich sind.