Reinbek. Einsatzkonzept der Wehrfühung gelangt an Öffentlichkeit. Forum 21 will den Neubau am Mühlenredder stoppen – SPD, CDU und Grüne nicht.
Ein internes Dokument der Reinbeker Feuerwehr, das an die Öffentlichkeit gelangt ist, entfacht den Streit über den Neubau einer Wache offenbar aufs Neue. Obwohl sich die Politik Ende September nach vielen Jahren der Debatten mehrheitlich auf einen Standort geeinigt hat, wird dieser jetzt wieder von der Wählervereinigung Forum 21 in Frage gestellt.
Die Politiker der Fraktion fordern sogar einen Stopp der „unnötigen Mega-Planungen“ auf dem Grandplatz am Mühlenredder. Die Wählergemeinschaft fühlt sich von Bürgermeister Björn Warmer hinters Licht geführt. Der Fraktionsvorsitzende Heinrich Dierking wirft dem Verwaltungschef ein „unverzeihliches Versäumnis“ vor. „Der Bürgermeister hat die Stadtvertretung nicht über dieses Feuerwehr-Konzept informiert, er hat die Stadtvertreter am 28. September über den vermeintlich alternativlosen Standort Grandplatz abstimmen lassen“, sagt Dierking.
Stadtvertreter stimmten für Wache am Mühlenredder
Wie berichtet, haben die Stadtvertreter vor mehr als zwei Wochen mit einer dünnen Mehrheit dafür gestimmt, die neue Feuerwehrwache am Mühlenredder zu bauen. Damit schien ein jahrelanger Streit mit zahlreichen Rücktritten in Politik und Feuerwehr endlich beigelegt. Seit rund sieben Jahren wird ein neuer Platz für die Feuerwehr in Alt-Reinbek gesucht.
Die derzeitige Wache an der Klosterbergenstraße ist zu klein, marode und erfüllt nicht die Sicherheitsbestimmungen. In dem Stadtteil standen mehrere Standorte zur Wahl, doch nur der Mühlenredder erwies sich nach zahlreichen Prüfungen und Gutachten als geeignet. Von dort kann die Feuerwehr innerhalb von zwölf Minuten – die gesetzlich vorgeschriebene sogenannte Hilfsfrist, jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen.
Bau des neuen Gerätehauses kostet 8,5 Millionen Euro
2014 stimmten die Politiker schon einmal für den Mühlenredder, kassierten diesen Beschluss jedoch gut ein Jahr später wieder ein. Vielen wurde der Bau zu teuer, zudem kamen erneut Bedenken auf, weil am Mühlenredder auch Kindergärten und Schulen sind und ausrückende Feuerwehrfahrzeuge für Kinder eine Gefahr darstellen.
Alle Standorte, die zuvor kontrolliert worden waren, kamen erneut auf den Prüfstand – mit dem gleichen Ergebnis wie zuvor. Jetzt fiel die Entscheidung erneut für den Grandplatz am Mühlenredder. Für 8,5 Millionen Euro soll dort das neue Gerätehaus gebaut werden.
Selke: „Kein Konzept, sondern Ideensammlung“
Jetzt möchte die Wählerinitiative das Projekt erneut stoppen. „Ich habe bereits damit gerecht“, sagt Gemeindewehrführer Oliver Selke nahezu emotionslos. Er ärgert sich eher darüber, dass das interne Papier mit dem Namen „Konzept der Reinbeker Wehren 2.0“ an die Öffentlichkeit gelangt ist. „Zumal es auch kein Konzept ist, sondern eine Ideensammlung“, sagt Selke. Diese habe man sogar aufgrund eines Antrags vom Forum 21 gemacht. „Ziel war es, sich Gedanken über eine Neuaufstellung aller drei Ortswehren in Reinbek zu machen“, so Selke. Er fügt hinzu, dass die Ideen noch nicht auf ihre Machbarkeit geprüft wurden.
Die Feuerwehrleute haben sich Gedanken gemacht, wie die Einsatzgebiete unter den Wehren Reinbek, Ohe und Neuschönningstedt neu zugeschnitten werden könnten und an welchen Standorten welches Spezialgerät gelagert werden sollte. Demnach wäre eine kleine Wache als die jetzt geplante in Alt-Reinbek möglich. Das ist ein Grund fürs Forum 21, den Standort Mühlenredder doch nicht zu realisieren.
Für SPD, Grüne und FDP steht der Standort fest
Für Oliver Selke steht das nicht zur Debatte: „Alle Ortswehrführer sind sich einig, dass am Mühlenredder die neue Wache entstehen soll. Und davon rücken wir nicht ab.“
Auch im Rathaus ist man sich einig, dass das „Planspiel der Feuerwehr“, wie Bauamtsleiter Sven Noetzel das interne Papier bezeichnet, unabhängig vom Standort Mühlenredder sei. „Damit ändert sich doch nicht die Hilfsfrist“, sagt Noetzel. Er äußert auch Zweifel daran, dass die neue Wache kleiner und damit günstiger als geplant gebaut werden könnte. „Im Süden von Reinbek stehen nun mal das Krankenhaus sowie die Hochhäuser. Deswegen brauchen wir auch dort die Spezialfahrzeuge.“
Die Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und FDP sehen in dem internen Papier der Feuerwehr keinen Grund, die Standortfrage erneut zu stellen. Volker Müller (SPD) sagt sogar: „Wir haben überhaupt kein Verständnis für das, was Forum 21 da jetzt macht. Sie versuchen durch die Hintertür, an der Entscheidung etwas zu ändern.“ Müller betont, dass der Mühlenredder bleibe: „Jetzt muss endlich Ruhe sein.“
CDU-Politiker Lohmann unterstützt Forum 21
Bernd Uwe Rasch (FDP) sieht den Mühlenredder ebenfalls durch den Vorstoß der Wählerinitiative nicht gefährdet. „Es gibt keine andere Möglichkeit, als die Wache dort zu bauen“, sagt Rasch. Für ihn sind weitere Verzögerungen in Hinblick auf die Sicherheit der Feuerwehrleute nicht mehr fahrlässig, sondern vorsätzlich.
Günther Herder-Alpen (Grüne) sagt, dass der Standort Mühlenredder jetzt feststehe. „Das Konzept der Feuerwehr könnte lediglich dazu führen, dass die Wache kleiner gebaut wird.“
Unterstützung bekommt Forum 21 indes von Ernst Dieter Lohmann, Bürgervorsteher und Mitglied der CDU-Fraktion. „Es ist ein Papier aufgetaucht, das zum intensiven Nachdenken anregt“, sagt er. Die Standortfrage könnte deswegen noch einmal diskutiert werden. Ob letztlich am Mühlenredder gebaut wird, hängt von weiteren Entscheidungen der Politiker ab. Unter anderem muss ein entsprechender B-Plan beschlossen werden.