Kiel. Bildungsministerin Prien führt neue Zeugnisse im nächsten Schuljahr ein. Gewerkschaft und Kinderschutzbund warnen.

Trotz Kritik von Kinderschutzbund und Bildungsgewerkschaft GEW bleibt es dabei: Schleswig-Holstein führt zum kommenden Schuljahr wieder verbindlich Noten ab der dritten Klasse ein. Die entsprechende Grundschulverordnung solle am 1. August in Kraft treten, teilte das Bildungsministerium mit.Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte, sie wolle nicht zurück zur Paukschule der 1950er und 1960er Jahre. Aber Noten seien aus ihrer Sicht ein gutes Rückmeldesystem für Eltern und Schüler. „Deshalb sollen Notenzeugnisse ab Jahrgang drei in Schleswig-Holstein wieder den Regelfall darstellen.“

Notenzeugnisse können, soweit die Schulkonferenz dies beschließt, nach Angaben des Bildungsministeriums durch verbale Rückmeldungen zu den Leistungen in den Fächern ergänzt werden. Zudem können Grundschulen Notenzeugnisse mit Beschluss des mit Eltern und Lehrer besetzten Gremiums auch gänzlich durch Berichtszeugnisse ersetzen. Der Beschluss für Berichtszeugnisse ist gültig, wenn ihm die Mehrheit der gewählten Vertreter der Lehrkräfte in der Schulkonferenz zugestimmt hat.

Auch in den Jahrgangsstufen fünf bis sieben sollen Notenzeugnisse der Normalfall werden. Bisher erhalten Schüler dieser Klassenstufen an Gemeinschaftsschulen grundsätzlich ein Berichtszeugnis. Auch hier gilt: Per Beschluss der Schulkonferenz können Notenzeugnisse ergänzt oder komplett durch Berichtszeugnisse ersetzt werden.

GEW und Kinderschutzbund kritisieren die Änderung

GEW und Kinderschutzbund hatten die Änderungen bereits Ende März als nicht nachvollziehbar kritisiert. Es werde durch eine Reihe von wissenschaftlichen Studien belegt, dass Ziffernnoten insbesondere in der Grundschule wesentliche pädagogische Funktionen nicht erfüllen, heißt es etwa in einer Stellungnahme des Kinderschutzbundes. Sie verringerten etwa die Lernfreude.

Die GEW betonte, wer individuelle Förderung und Inklusion ernst nehme, dürfe Schüler nicht über einen Kamm scheren. Individuelle Rückmeldungen und Förderhinweise eigneten sich viel besser als Instrumente der Leistungsbewertung. Die Kritik gelte weiterhin, betonten jetzt Sprecher der beiden Organisationen.