Kiel . Erst Physiker oder Geograf, dann Lehrer – Seiteneinsteiger sind an den Schulen willkommen. Kieler Ministerin Prien: Gute Erfahrungen.

Sie wollten Lehrer werden, haben dann nach dem 1. Staatsexamen aber einen anderen Kurs genommen und nach später Reue geben sie doch noch Schulunterricht. So kann die Karriere von Seiteneinsteigern verlaufen, die nach entsprechender Qualifikation den Weg in den Schuldienst finden. „Wir machen damit in Schleswig-Holstein gute Erfahrungen, auch weil wir diese Fachleute pädagogisch-didaktisch sehr gut ausbilden“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU).

Gut 70 Umsteiger hat das Land für das laufende Schuljahr neu eingestellt. Um Lehrermangel in bestimmten Fächern zu begegnen, will Prien die Möglichkeiten für den Umstieg von Fachleuten, die zum Beispiel technische Berufe ausgeübt haben, weiter ausbauen. Aber: „Niemand kommt ohne Hochschulstudium als Lehrer an eine Schule“, betont die Ministerin.

Berufsbegleitende Qualifizierung

Fachhochschulabsolventen brauchen dabei einen Masterabschluss. Die Umsteiger sind an den Schulen zwar willkommen, bilden unter den Lehrern im Land aber eine kleine Minderheit. Seiteneinsteiger bekommen nach einer erfolgreich absolvierten zweijährigen berufsbegleitenden Qualifizierung in der Regel in zwei Fächern eine unbefristete Planstelle, die vorher mindestens zweimal erfolglos für bereits ausgebildete Lehrer ausgeschrieben worden war. Voraussetzung sind ein mit Master abgeschlossenes Studium und eine mehrjährige fachlich einschlägige Berufserfahrung. 24 Seiteneinsteiger wurden zum 1. August eingestellt (13 an Grundschulen, 6 an Gemeinschaftsschulen, je 2 an Gymnasien und Berufsbildenden Schulen und 1 am Förderzentrum).

Die Quereinsteiger durchlaufen ein achtzehnmonatiges Referendariat und werden in berufsbildenden Schulen sowie an Förderzentren eingesetzt. 45 Quereinsteiger wurden zum 1. August neu in den Vorbereitungsdienst eingestellt, davon 29 für berufsbildende Schulen und 16 im Bereich Sonderschulpädagogik. Gefordert werden ein mit Master abgeschlossenes Studium und eine mindestens einjährige einschlägige Berufspraxis.

Der Zugang für Direkteinsteiger ist nur für berufsbildende Schulen vorgesehen. Auch dieser Weg kommt nur zum Tragen, wenn eine Planstelle nicht mit geeigneten Lehrern besetzt werden kann – und wenn auch keine geeigneten Quer- oder Seiteneinsteiger da sind. Das Angebot mit zweijähriger Qualifizierung richtet sich an Frauen und Männer, die ein Fachhochschuldiplom oder einen Bachelorabschluss einer Universität oder einer Fachhochschule haben.

Neuer Weg in die Schule

Voraussetzung ist eine zweijährige Berufserfahrung. Das Gehalt von Direkteinsteigern ist niedriger als das von Seiten- und Quereinsteigern. Zum 1. August wurden drei Direkteinsteiger eingestellt. Diesen Weg gibt es erst seit diesem Jahr. Zum Stichtag 2. Oktober waren in Schleswig-Holstein 26.306 Frauen und Männer im Schuldienst unbefristet beschäftigt (24.469 beamtet, 1837 nicht beamtet). 802 davon hatten zu diesem Stichtag noch kein 2. Staatsexamen oder einen gleichwertigen Abschluss. Von diesen wiederum hatten 722 noch keine 1. Staatsprüfung oder einen gleichwertigen Abschluss. Sie vertreten befristet reguläre Lehrer.