Wenningstedt-Braderup. Unstimmigkeiten über Vertragsinhalte führten offenbar zum Aus. Tourismus-Zentrale wirft Betreibern eine Kampagne vor.
Um die Gründe für die Schließung des Kult-Lokals Wonnemeyer auf Sylt entbrennt derzeit ein Streit. Die Betreiberfamilie und die Gemeinde Wenningstedt-Braderup hatten in den vergangenen Monaten über eine Verlängerung des nun auslaufenden Pachtvertrages um weitere vier Jahre verhandelt. Am Freitag verkündeten die Pächter plötzlich das Aus.
Nun erklären sie, weshalb es aus ihrer Sicht zu keiner Einigung gekommen ist. Derweil wirft die Tourismus-Zentrale der Familie eine Kampagne vor.
Wie das Abendblatt berichtete, hat es Unstimmigkeiten über die Ertüchtigung der Statik des Strandlokals gegeben. Der Vertragsentwurf enthalte diesbezüglich Auflagen, die einem wirtschaftlich tragbaren Fortbetrieb "vollkommen entgegenstünden" und über deren Verhandlung sich die Gemeinde nicht flexibel zeige, teilte die Familie Wonneberger/Meyer in einer Pressemitteilung am Sonntagmorgen mit.
Unstimmigkeiten über Finanzierung
Schäden durch Stürme und einen Brand haben eine Kompletterneuerung des Wonnemeyer an der Westküste der Nordseeinsel notwendig gemacht. Als Bedingung für die Verlängerung der Pacht forderte die Gemeinde also eine Erneuerung der Pfahlkonstruktion des seit dem letzten großen Sturm noch nicht ausgebesserten Podests im südlichen Bereich des Lokals.
Die für die Verhandlungen der Gemeinde zuständige Tourismus Service Wenningstedt Braderup GmbH &Co KG (TSWB) veranschlagte demnach für eine langfristige Lösung mit Stahlbohrpfählen 400.000 Euro.
Knackpunkt war die Frage der Kostenübernahme: Inwiefern die Investition nach den weiteren vier Jahren Pacht von einem neuen Pächter mitfinanziert worden wäre, wollte die TSWB offenbar nicht festlegen. "Es ist sicher nachvollziehbar, dass sich eine Investition von 400.000 Euro innerhalb von vier Jahren nicht amortisieren lässt, insbesondere dann, wenn man nach vier Jahren quasi enteignet wird", kommentiert die Familie das Angebot.
Tourismus-Service von Absage überrascht
Der Tourismus-Service stellt den Sachverhalt anders dar: Man sei den jetzigen Pächtern bei Verhandlung der Vertragsmodalitäten entgegengekommen. Das Angebot zur Verlängerung habe vorgesehen, "die sehr günstige Pacht auch über die nächsten vier Jahre nicht zu erhöhren." Angesichts dessen sei es nur fair gewesen, vom Pächter zu verlangen, dass dieser "seiner Investitionspflicht im Interesse einer sicheren Benutzung der Anlagen nun nachkommt", heißt es in einer am Sonntagnachmittag veröffentlichten Pressemitteilung.
Darin betont der Tourismus-Service auch, dass bereits seit November Konsens über die Vertragsinhalte geherrscht habe. "Der TSWB hatte bereits erläutert, dass er bis zum 21.12.2017 noch von Herrn Rüdiger Meyer in dem Glauben belassen wurde, dass Einigkeit über die Verlängerung des Pachtvertrages über vier Jahre zu den ausgehandelten Konditionen bestand", heißt es weiter.
Der Pächter habe bereits einen entsprechenden Bauantrag zur Erneuerung der südlichen Podesthälfte eingereicht. Es habe nur noch die rechtsverbindliche Umsetzung ausgestanden. Dazu sei es nun – aus Sicht des Tourismus-Service überraschenderweise – nicht gekommen.
Gemeinde schließt Nachverhandlungen aus
Sie wirft der Betreiberfamilie vor, bei einem Gesprächstermin am 28. Dezember zu Räumung und Rückbau des Lokals versucht zu haben, "über die Ankündigung einer Öffentlichkeitskampagne Druck auf die Geschäftsführung aufzubauen, um in letzter Minute nun doch eine Vertragsverlängerung zu erreichen, und zwar zu für den vom Pächter gewünschten Konditionen."
Da die TSWB darauf nicht eingegangen sei, versuche die Pächterseite "nunmehr in durchsichtiger Weise, über die Öffentlichkeit ihre wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen." Als Konsequenz darauf werde es "keine Nachverhandlungen zu einer Verlängerung des Pachtverhältnisses mit Herrn Meyer geben", heißt es in der Mitteilung weiter.
Noch am Morgen hatte die Betreiberfamilie in ihrer Mitteilung die Hoffnung "auf eine einvernehmliche Lösung mit der TSWB und mit den Gemeindevertretern" ausgedrückt. Doch nun scheint es, als ob zu Silvester mit dem Wonnemeyer eine Sylter Institution nach 20 Jahren endgültig die Türen schließt.
Interimslösung für 2018 geplant
Für kommenden Sommer werde der Tourismus-Service eine Interimslösung für die Versorgung des Strandbereichs organisieren, gab die Tourismus-Zentrale weiter bekannt. "Für die Jahre ab 2019 erfolgt im Lauf des kommenden Jahres die Auswahl eines neuen Pächters im Wege des öffentlichen Wettbewerbes.“