Hamburg/Puttgarden. Robin Wood befürchtet Umweltschäden. Aktivisten seilen sich von Fehmarnsundbrücke ab. Lauert in der Ostsee eine weitere Gefahr?
Die Umweltschutzorganisation Robin Wood hat mit einer spektakulären Aktion am Mittwochmorgen gegen den geplanten Tunnel durch den Fehmarnbelt zwischen der deutschen Ostsee-Insel und dem dänischen Lolland protestiert. Dabei haben sich Aktivisten von der Fehmarnsundbrücke abgeseilt. Ein Segelschiff war mit einem Transparent vor Ort.
Der noch nicht endgültig bestätigte Bau soll eine feste Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland schaffen und die Fährverbindung ersetzen. Durch den Tunnel sollen vier Auto- und zwei Eisenbahnspuren führen. Die Fahrtzeit von Hamburg nach Kopenhagen mit der Bahn soll sich auf gut zweieinhalb Stunden verringern (derzeit 4:50 Stunden), der Güterverkehr zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland größtenteils auf die Schiene verlagert werden.
"Absenktunnel unter Fehmarnbelt ökologisch bedenklich"
Robin Wood befürchtet, dass der 17,6 Kilometer lange Absenktunnel schwere ökologische Schäden hervorruft. Er soll mehr als sieben Milliarden Euro kosten, wird von Dänemark bezahlt, dessen Parlament dem Projekt bereits zugestimmt hat. Deutschland wäre für die Hinterlandanbindung verantwortlich, den Ausbau der Bahnstrecke und der Autobahn sowie vermutlich einen Neubau der Fehmarnsundbrücke zwischen dem Festland und Fehmarn. Die derzeitige ist marode und zu klein. Auch eine Tunnelvariante wurde hier ins Spiel gebracht.
Robin Woods Verkehrsreferentin Monika Lege sagte: „Zum Schutz von Klima, Umwelt und Anwohnern brauchen wir weniger statt mehr Verkehr.“ Fehmarn werde seinen naturnahen Charakter verlieren. „Menschen und Tiere werden unter Lkw- und Güterzug-Kolonnen, unter Lärm und Abgasen leiden.“ Die Umweltaktivisten machen darauf aufmerksam, dass auch die Finanzierung noch nicht gesichert sei. Dass tatsächlich 74 Güterzüge pro Tag durch den Tunnel führen, stimme nach einer neuen Prognose nicht, es seien nur 17.
„Für das Ökosystem Ostsee wäre der Tunnelbau eine Katastrophe. Ein riesiger Unterwassergraben müsste ausgehoben werden – mitten in einem Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet. Der Meeresgrund würde über mindestens sieben Jahre großflächig aufgewühlt. Diese Sedimentaufwirbelungen werden die Tier- und Pflanzenwelt zerstören“, so Umweltschutzorganisation. Bomben sowie chemische Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg seien in der Ostsee ein zusätzliches Risiko.