Hörnum/Sylt. Winterstürme lassen Deutschlands prominenteste Urlaubsinsel schrumpfen. Jährlich Millionen Kubikmeter Sand sind der effektivste Schutz.

Was sich die Winterstürme von Sylts Westküste genommen haben, muss nun wieder dran: Bei einer Fahrt entlang der Strände begutachten die Küstenschützer des Landes am Montag die Schäden - und legen fest, wo 2017 welche Menge Sand wieder aufgespült wird.

Sandvorspülungen kosten mehrerer Millionen Euro

Rund 26 Millionen Euro will das Land in den kommenden vier Jahren für Sandvorspülungen an den Küsten Sylts und damit den Küstenschutz ausgeben. Jährlich sollen bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter Sand angespült werden. Ein entsprechender Auftrag sei erteilt worden, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne) am Montag auf Sylt. „Sylt spielt eine herausragende Rolle für den Küstenschutz in Schleswig-Hostein.“

Sylt und die Stürme

Wie ein Wellenbrecher ragt die Sylter Westküste in die Nordsee. Von Hörnum bis List ist sie knapp 40 Kilometer lang - und der „Blanke Hans“ nagt Jahr für Jahr an ihr. Um die Verluste auszugleichen pumpen die Küstenschützer seit den 1970er-Jahren Jahr für Jahr etwa eine Millionen Kubikmeter Sand vom Meeresboden an den Strand. Eine Auswahl schwerer Stürme:

1962: Die große Sturmflut, bei der in Hamburg zahlreiche Menschen starben, trennte auf Sylt Hörnum und die Südspitze vorübergehend von der übrigen Insel. Noch heute kann die Nordsee bei extremem Sturm die Dünenkette durchbrechen - und die vielerorts schmale Insel teilen.

1981: Die mächtige Sturmflut am 24. November 1981 sorgt nahe Hörnum für starke Küstenabbrüche.

1999: Orkan „Anatol“ sorgte für Windgeschwindigkeiten von mehr als 180 Stundenkilometer. Vom Ellenbogen bis zur Südspitze verschwand viel Sand. Zwischen Kliffende und der so genannten Uwe-Düne in Kampen wurde so viel weggespült, dass die Wellen ungehindert ans Kliff kamen. In Wenningstedt gab es teils gar keinen Strand mehr.

2013: Die Orkane „Christian“ und „Xaver“ hinterließen an fast Zweidrittel der Sylter Westküste teils schwere Schäden. Dünen und Holztreppen brachen weg, insgesamt kam die Insel aber mit einem blauen Auge davon.

2015: „Heini“ und „Iwan“ setzten besonders der Südspitze schwer zu. Allein im November verschwanden dort Düne und Strand auf 850 Metern Länge und bis zu 60 Metern Breite. Rund 2,2 Hektar fielen den Wellen zum Opfer - dreimal so viel Land wie der Kölner Dom einnimmt.

Doch nicht überall ersetzen die Küstenschützer Sand - oder platzieren Tetrapoden aus Beton. Anders als Ortslagen lässt der Naturschutz die Südspitze mit der Hörnum Odde mit der Strömung gen Osten wandern. Langfristig wird sie so wohl ans Meer fallen.

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Die Aufspülungen gelten angesichts der starken Wellen für den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) als effektivster Schutz für die Westküste Deutschlands wohl prominentester Urlaubsinsel. Die Bereisung der Strände mit Geländewagen gilt als Auftakt dieser jährlichen, mehrere Millionen Euro teuren Sisyphusarbeit.

An der Expedition nimmt Minister Robert Habeck teil

Die Insel Sylt sichere gemeinsam mit den Halligen und den Deichen auch das Festland vor Schäden durch Sturmfluten. Insgesamt wurden auf Sylt seit 1972 bis Ende 2016 rund 47,5 Millionen Kubikmeter Sand vorgespült, um den jährlichen Verlust von rund einer Million Kubikmeter auszugleichen.

An der Expedition von Hörnum im Süden bis nach List ganz im Norden nimmt neben Naturschutzminister Robert Habeck (Grüne) auch LKN-Chef Johannes Oelerich teil.