Unternehmen bauen Hotels, Ferienwohnungen und Tagungscenter für mehr als 250 Millionen Euro. Kommt Gosch?
Während der Wintermonate geht es in Travemünde eher beschaulich zu. Denn ein Touristenmagnet ist das traditionsreiche Seebad vor allem in den Sommermonaten. Dafür herrscht momentan auf zahlreichen Baustellen hektische Betriebsamkeit.
Gosch interessiert sich für Travemünde
Die Investitionen in Hotels und Ferienwohnungen an den diversen Standorten liegen bei mehr als 250 Millionen Euro. Außerdem wird Ende des Jahres mit der Neugestaltung der Travepromenade begonnen. Hier sollen laut Kurdirektor Uwe Kirchhoff neue „gastronomische Anziehungspunkte geschaffen werden“. Dem Vernehmen nach interessiert sich auch die Fisch-Restaurantkette Gosch für den Standort. Auch neue Anlegestellen werden gebaut. Es gibt zudem Pläne für eine repräsentative Tourismusinformation an der Promenade.
Nach Abendblatt-Informationen verzeichnete Travemünde, das Lieblings-Ostseebad der Hamburger, im vergangenen Jahr mit rund 700.000 Übernachtungen einen neuen Rekord – das sind fast 50.000 mehr als in 2015. Die Pläne sind ehrgeizig: Bis 2020 soll laut Kurdirektor Kirchhoff „die Eine-Million-Marke bei den Übernachtungen geknackt werden. Deshalb brauchen wir neue Hotels und Ferienwohnungen.“
Nachfrage nach Ferienimmobilien ist groß
Vor Kurzem haben die Bauarbeiten für das Projekt „High End Travemünde“ begonnen. 108 Ferienwohnungen sollen in dem Neubau mit Blick auf die Ostsee neben dem Maritim Hotel entstehen. 36 bis 86 Quadratmeter groß sind die Apartments, die im Juni 2018 fertiggestellt sein sollen. Die Nachfrage ist groß, inzwischen sind bereits 100 Wohnungen reserviert.
Die Investition liegt bei rund 25 Millionen Euro. Die Planet Gruppe entwickelt die Wohnungen gemeinsam mit der DSR Immobilien aus Hamburg, die auch direkt nebenan ein a-ja Resort baut. Bereits im Oktober vergangenen Jahres haben die Bauarbeiten für den Hotelkomplex begonnen, der im Juni 2018 eröffnet werden soll. In die Anlage mit 230 Zimmern und zwölf Suiten wird auch das „Seebad“ integriert. Das öffentliche Schwimmbad hat ein zehn mal 25 Meter großes Innen- und ein 20 mal acht Meter großes Außenbecken sowie eine Saunalandschaft.
Die Betreiber haben große Pläne. „Die Urlaubsidee, die sich grundlegend von der klassischen Ferienhotellerie unterscheidet, wird neue Gäste für den Urlaub an der Ostsee begeistern“, sagt Holger Hutmacher, Geschäftsführender Gesellschafter der a-ja Resort und Hotel GmbH mit Sitz in Hamburg. Insgesamt werden in den Bau rund 35 Millionen Euro investiert.
Eigenes kleines Feriendorf
Direkt gegenüber der Baustelle auf der anderen Wasserseite sind die Bauarbeiten für das Großprojekt „Priwall Waterfront“ der Planet Gruppe bereits weit fortgeschritten. Hier entstehen 475 Ferienwohnungen in Promenaden- und Dünenvillen. Die Wohnungen werden an Anleger verkauft und dann als Ferienwohnungen gewerblich vermietet, wobei die Objekte einige Wochen im Jahr von den Käufern genutzt werden können.
Die ersten Gebäude sollen schon diesen Sommer bezogen werden. Außerdem entstehen auf dem Areal ein Tagungscenter sowie 22 Gewerbeeinheiten mit Gastronomie, Läden, Mikrobrauerei, Indoorspielhalle und Beach-Club. Insgesamt investiert die Planet Gruppe rund 152 Millionen Euro. Das Projekt soll 2019 fertiggestellt sein. „Wir setzen auf Travemünde als attraktive Urlaubsdestination und schaffen mit unserem Priwall Waterfront ein eigenes kleines Feriendorf“, sagt Sven Hollesen, Vorstand der Planet Gruppe mit Sitz in Kiel. Das Land Schleswig-Holstein finanziert zudem für rund sechs Millionen Euro die neue Priwallpromenade, die zurzeit gebaut wird.
Bürger werden informiert
Die Otto Wulff GmbH ist ein weiteres Hamburger Unternehmen, das gemeinsam mit Partnern eine Immobilie in Travemünde baut. Auf dem Areal eines ehemaligen Autohauses an der Straße Godewind unweit vom Kurpark sollen 119 Wohnungen errichtet werden, davon 66 Eigentumswohnungen und 53 Ferienwohnungen. Die Grundsteinlegung ist voraussichtlich im Mai 2017. Die Investition liegt bei rund 40 Millionen Euro.
Wie sehen die rund 13.000 Einwohner von Travemünde die rege Bautätigkeit in dem Seebad? „Die Reaktionen sind überwiegend positiv. Natürlich gibt es auch mal jemanden, der Einwände hat, aber wichtig ist, dass die Bürger über alle Projekte ausführlich informiert werden“, sagt Kurdirektor Kirchhoff. Dafür wurde die Internetseite eingerichtet: www.komm-staunen.de
Mehr Übernachtungen
Auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) beobachtet aufmerksam die Bauarbeiten an der Ostsee: „Die Entwicklung in Travemünde ist ein hervorragendes Beispiel für die Qualitätsoffensive im Schleswig-Holstein-Tourismus. Dort, wo in die öffentliche touristische Infrastruktur investiert wird, entstehen neue, attraktive Hotel- und Ferienhausprojekte.“ Der Erfolg dieser Strategie lasse sich an der Entwicklung der Gäste- und Übernachtungszahlen ablesen, so Meyer weiter.
Im ersten Halbjahr 2016 konnte die Ostseeküste rund 4,96 Millionen Übernachtungen verzeichnen. Im Zeitraum von Januar bis Juni 2015 waren es nur 4,69 Millionen Übernachtungen.