Hamburg . Forscher haben fürs Abendblatt Urlaubsziele analysiert. Die Menschen in der Hansestadt sind demnach sehr heimatverbunden.
Die schleswig-holsteinische Nordseeküste ist das beliebteste Ferienziel der Hamburger. Generell gilt für alle Urlauber aus Deutschland: Sie verreisen wieder öfter, bleiben länger vor Ort und lassen sich die schönste Zeit des Jahres mehr als jemals zuvor kosten – Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gehören dabei zu den beliebtesten deutschen Zielen. Nur Bayern lockt noch mehr deutsche Touristen an. Auch für Hamburg erwarten die Zukunftsforscher einen touristischen Aufwind durch die neu eröffnete Elbphilharmonie.
Das geht aus der 33. Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervor, die am Mittwoch auf der Messe Reisen Hamburg vorgestellt wurde. Für das Abendblatt haben die Forscher auch die beliebtesten Ziele der Hamburger ermittelt. Ganz vorn bei den Inlandsdestinationen: Schleswig-Holstein. Jeder 15. fährt für den Jahresurlaub nur kurz hinter die Landesgrenze Richtung Norden (6,5 Prozent). 2015 waren es noch 4,4 Prozent. Dagegen ist Mecklenburg-Vorpommern auf der Beliebtheitsskala nach unten gerutscht. Während 2015 noch 8,9 Prozent der Hamburger die Mecklenburgische Ostsee oder Seenplatte besuchten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 5,9 Prozent – ein Minus von 33 Prozent.
Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei hinter Bayern
Bundesweit dagegen ist der Trend genau anders herum: Dort liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 6,9 Prozent vor Schleswig-Holstein (6,1 Prozent). Allerdings hat Schleswig-Holstein massiv zugelegt (plus 20 Prozent). Ulrich Reinhardt, Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen: „Schleswig-Holstein hat noch nicht das hohe Niveau von vor zehn Jahren erreicht.“ Der Grund: Mecklenburg-Vorpommern überzeuge mit moderner Infrastruktur und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. „Was Schleswig-Holstein an Urlaubern verliert, gewinnt Mecklenburg-Vorpommern.“
Ob Ost- oder Nordsee: Urlaub in der Heimat ist beliebt, jeder dritte Hamburger bleibt in der Nähe. „Deutschland ist mit Abstand das beliebteste Reiseziel der Deutschen“, sagt Zukunftswissenschaftler Reinhardt. Für die Tourismusanalyse wurden 4000 Menschen ab 14 Jahren befragt.
Fahren sie nicht an die Nordsee, bleiben Hamburger wie die übrigen deutschen Urlauber am liebsten in Europa, Spitzenreiter ist erneut Spanien mit 14,5 Prozent. Platz zwei geht an Italien. Den stärksten Rückgang verzeichnete die Türkei: Nur noch 4,6 der Hamburger, die innerhalb Europas reisten, steuerten die Türkei an (2015: 6,6 Prozent). Damit lag das Land nur noch knapp vor Skandinavien (3,7 Prozent) und Österreich (3,5 Prozent). Jeder achte Hamburger verbrachte seine Ferien 2016 in Übersee: Auf Platz eins landete Nordamerika, das seinen Anteil an Hamburgern mit 3,2 Prozent mehr als verdoppeln konnte. Die Wahl Donald Trumps, so Ulrich Reinhardt, werde keine Auswirkungen haben. „Es sei denn, die Einreiseformalitäten werden strenger und länger dauern.“ Auch beliebt: Ziele in Mittelamerika und der Karibik (2,3 Prozent). Nordafrika konnte die Zahl Hamburger und bundesweiter Reisenden um 150 Prozent steigern. Vergangenes Jahr wählten zwei Prozent der Urlauber dieses Ziel, 2015 waren es nur 0,8 Prozent. „Fernreisen werden immer beliebter“, so Reinhardt.
Elbphilharmonie soll viele Touristen anziehen
Im Durchschnitt waren die Hamburger 14,8 Tage im Urlaub und haben knapp 1300 Euro für ihre Reise ausgegeben. Das liegt über dem Bundesdurchschnitt mit 12,9 Urlaubstagen. 62 Prozent der Hamburger waren mindestens fünf Tage unterwegs, 36 Prozent hingegen haben ihren Urlaub in den eigenen vier Wänden verbracht. Damit sind die Hamburger häufiger unterwegs als der Bundesdurchschnitt (57 Prozent der Deutschen unternahmen 2016 eine Urlaubsreise von wenigstens fünf Tagen). Großstädter sind ohnehin reiselustiger. „Je größer der Wohnort, aus dem Reisende kommen, desto mehr geben sie im Urlaub aus“, so Ulrich Reinhardt. Er wagt eine Prognose: „2017 werden die Deutschen noch häufiger unterwegs sein.“
Viele von ihnen werden auch in die Hansestadt kommen. „Die Elbphilharmonie als neues Wahrzeichen wird viele Touristen anziehen“, ist Reinhardt überzeugt. Ähnlich wie die Oper in Sydney oder die Freiheitsstatue in New York werde es den Menschen darum gehen, da gewesen zu sein, die Elbphilharmonie gesehen zu haben. Reinhardt: „Die weltweite Berichterstattung hat die Elbphilharmonie bekannt gemacht, und es wird weiter berichtet werden.“ Wer keine Konzertkarte bekommt, wird das Gebäude von außen sehen wollen. Reinhardt glaubt, dass das Konzerthaus auf Jahre hinweg ausverkauft sein wird. Langfristig, ist er sicher, werden sich auch Amerikaner und Asiaten für die Elbphilharmonie interessieren – und Hamburg zu einem Reiseziel machen wie Neuschwanstein, Rotenburg ob der Tauber und Berlin. „Hamburg erscheint erstmalig auf der Weltkarte.“
Die Reisemesse ist bis 12. Februar jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Karten kosten 5,50 bis 10 Euro und gelten auch für die Autotage