Hörnum auf Sylt. Hamburger verwirklicht auf der Insel sein Traumhaus – nach Entwurf des berühmten Architekten. Nachbarn wollen das verhindern.

Steinmauern, Reet und Holzfenster. Das sind die Zutaten für ein ganz normales Friesenhaus. So ein Reetdachhaus soll neu in der Dünenlandschaft von Hörnum auf Sylt errichtet werden. Aber die Baustelle Nielsglaat 7 hat schon jetzt das Zeug zu einem Insel-Highlight. Entworfen hat das Einfamilienhaus, das zurzeit in der Kersig-Siedlung im Süden Sylts wächst, der weltberühmte Hamburger Architekt Hadi Teherani. Der entwirft für gewöhnlich spektakuläre Bauwerke, wie die Twin Towers in Dubai, die Living Bridge in Abu Dabi, das Bürohochhaus The Loop in Kopenhagen oder auch die Tanzenden Türme an der Hamburger Reeperbahn – und nun also auch ein vergleichsweise kleines Reetdachhaus auf Sylt.

Hörnumer Siedlung enstand in den 1960er-Jahren

Ausgerechnet diese kleine Reetdachkate sorgt nun für großen Ärger auf der Insel. Einigen künftigen Nachbarn gefallen die Pläne für das Haus auf dem Hügel in der 1960er-Jahren entstandenen Siedlung nämlich überhaupt nicht, wie die Sylter Rundschau am Donnerstag berichtete.

Bauherr des Streitobjekts ist der Hamburger Hans-Werner Maas. Der Immobilienentwickler und -investor kommt seit vielen Jahren nach Sylt, um Urlaub zu machen und zu entspannen. Auf der Nordseeinsel ein Haus für sich zu bauen, lag also nahe. Die Begeisterung über die Lage seines künftigen Sommerhauses ist ihm anzumerken: „Die Häuser liegen erhöht und direkt am Strand. Man schaut zum Fenster hinaus und blickt auf die Brandung. Das hat man sonst nirgendwo auf Sylt“, sagt Maas. Womit er nicht gerechnet hat, ist die "fantasievolle Reaktion" seiner Nachbarn. Einige beschweren sich schon jetzt. "Hauptsächlich über die Bauart", sagt Maas. Das Haus passe nicht zu den anderen, heiße es. Auch von „Mardern, Mäusen und hoher Feuergefahr“ sei die Rede. „Sie befürchten auch, dass das Gebäude nicht in die Landschaft passt oder es zu groß wird“, sagt Maas.

26. Teherani-Entwurf fand Zustimmung

Das wird es nicht. Die Größe des Hauses entspricht laut Maas der der anderen Siedlungshäuser. Auch die traditionelle Form hat Architekt Teherani aufgegriffen. Allerdings soll das Haus kein gewöhnliches werden und brauchte 26 Teherani-Entwürfe, bis es für Maas perfekt war. Heraus kam „eine Interpretation einer klassischen, reetgedeckten Friesenkate“. Weniger kuschelig, weniger Stein im Sichtbereich, schärfere Formen. Dafür ganz viel Reet, das bis kurz über den Boden reicht und aus dem hohe Fenster ragen.

Wenn Maas sein künftiges Haus beschreibt, sagt er: "Es sieht aus, als trage es eine Reetdachmütze." Es soll zu 80 Prozent aus Reet bestehen. "Wir verwenden den Mauerstein, aus dem auch die anderen Häuser in der Siedlung gebaut wurden. Voraussichtlich werden Holzfenster eingebaut, möglicherweise werden es aber auch Schiffsstahl-Fenster. Das steht noch nicht fest.“ Maas versteht den Ärger anderer Eigentümer in der Nachbarschaft nicht wirklich, zumal es in der Siedlung kein einheitliches Erscheiungsbild der Häusern gebe. „Einige sind weiß gestrichen, andere rot geklinkert“, meint Maas. Auch die Befürchtung, dass sein Haus Mäuse und Marder anziehen könnte, ist ihm rätselhaft: "Jeder kennt das Problem, auch an völlig konventionellen Häusern in Hamburg oder sonst wo, dass man gelegentlich im Dachgeschoss einen ungebetenen Gast hat." Das liege aber keinesfalls am tiefliegenden Reet, sondern an der Kletterfähigkeit eines Marders.

"Die Leute, die protestieren, wollen gar nichts"

Fakt ist: Das künftige Haus von Hans-Werner Maas entspricht allen Bauvorschriften und ist vom Kreis Nordfriesland genehmigt worden, auch „weil es sich in die Architektur der Siedlung einfügt“, sagt Hörnums Bürgermeister Rolf Speth. Er freut sich auf das Haus, nicht aber über den Protest der Nachbarn. „Es ist ja so“, sagt er. „Wer etwas will, will für gewöhnlich viel. Diese Leute, die protestieren, wollen gar nichts. Und vor allem nichts Neues“. Und dann sagt er: Sie werden sich schon an das Haus gewöhnen, und dann können hoffentlich alle damit leben.“

Darauf hofft Maas natürlich auch. Er will auf jeden Fall das Gespräch mit den Nachbarn suchen. Schließlich will er künftig in seinem Haus im Süden Sylts entspannte Sommerurlaube verleben.