Sylt. Preise im Luxussegment auf der Insel steigen immer noch. Bis zu 28.500 Euro pro Quadratmeter werden verlangt. Keine Besserung in Sicht.

Die Immobilienpreise auf der Insel Sylt sollen auch im kommenden Jahr weiter steigen: „Unseren Prognosen zufolge werden die Preise 2016 im Durchschnitt um vier Prozent zulegen. Für einzelne Haustypen in Kampen, Keitum, Archsum und Munkmarsch erwarten wir sogar Steigerungsraten zwischen fünf und sechs Prozent“, sagte Lars Seidel, Geschäftsführer Wohnimmobilien von Grossmann & Berger. Diese Zahlen basieren auf dem „Marktbericht Sylt 2015/2016“ des Immobiliendienstleisters.

Der beschauliche Ort Kampen auf Sylt gehört zu den exklusivsten Adressen in Deutschland. Bekannt ist, dass hier Fußballtrainer Jürgen Klopp ein Eigenheim besitzt. Außerdem nennen wohlhabende Unternehmer aus dem In- und Ausland dort eine Immobilie ihr Eigen. Auch zahlreiche solvente Hamburger haben hier ein Domizil. Die Milliardärsdichte dürfte wohl kaum an einem anderen Ferienort in Deutschland so hoch sein.

Selbst als einfacher Millionär wird es schwer, hier Eigentum zu erwerben: Wer hier beispielsweise ein großes Einfamilienhaus (mehr als 220 Quadratmeter Fläche) kaufen möchte, muss laut Grossmann & Berger bis zu 28.500 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Dafür bekommt man im Südharz manchmal ein ganzes Haus.

Ein Beispiel für die Inneneinrichtung eines Hauses
Ein Beispiel für die Inneneinrichtung eines Hauses © Grossmann & Berger | Grossmann & Berger

Kampen ist aber nicht gleich Kampen, zu den Spitzenlagen gehört der Hobookenweg mit unverbaubarem Wattblick. Wer in der ersten Reihe wohnen möchte, muss aber über Kapital in achtstelliger Größenordnung verfügen: „Bei dem Verkauf einer Immobilie wurde hier in diesem Jahr die 20-Millionen-Marke überschritten“, sagt Makler Tom Kirst, geschäftsführender Gesellschafter von Dahler & Company Sylt. Dafür bekamen die Käufer ein Einfamilienhaus (das noch erweitert werden kann) mit etwa 400 Quadratmetern und einigen Tausend Quadratmetern Grundstück.

Doch zweistellige Millionenbeträge scheinen die Käufern nicht abzuschrecken: „Kampen ist der Hotspot der Insel. Und wer etwas auf sich hält, der leistet sich hier eine Immobilie“, sagt Tom Kirst, der mit der exklusiven Klientel bestens vertraut ist.

Besonders beliebt seien in Kampen Wohneinheiten, die um die 120 Qua­dratmeter haben. Aber auch hier werden Spitzenpreise erzielt: 2,2 Millionen Euro könne man für solch ein Objekt verlangen. Sechs bis sieben Interessenten gebe es für ein solches Objekt , sagte Kirst.

Die Gemeinde Sylt versucht, mit sozialem Wohnungsbau gegenzusteuern

Auch für Grossmann & Berger läuft das Geschäft auf der beliebten Nordseeinsel gut. Das zeigen Beispiele von Transaktionen, die das Immobilienunternehmen in diesem Jahr vermittelt hat: Für eine Doppelhaushälfte in Kampen mit etwa 200 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche wurden etwa fünf Millionen Euro erzielt. Ein Hausteil mit etwa 100 Quadratmetern Fläche brachte rund zwei Millionen Euro. Ein 350 Quadratmeter großes Einzelhaus in Rantum wurde für rund sechs Millionen Euro verkauft.

Aber Sylt ist nicht überall extrem teuer. Es gibt auch Orte auf der Insel, in denen Immobilien in einem völlig anderen Preissegment angeboten werden: Hörnum, Tinnum und List liegen laut Marktbericht von Grossmann & Berger am Ende auf der Preisskala. Eine „Standard-Eigentumswohnung“ in Hörnum an der Südspitze ist ab 4000 Euro pro Quadratmeter zu haben – also ganz „normale“ Hamburger Verhältnisse.

Der Krabbenfischer von Sylt

Krabbenfischer Paul Walter an Deck seines Kutters „Tümmler“
Krabbenfischer Paul Walter an Deck seines Kutters „Tümmler“ © dpa | Simone Steinhardt
Möwen und ein Fangnetz an Deck des Kutters „Tümmler“ vor List auf der Nordseeinsel Sylt (Schleswig-Holstein)
Möwen und ein Fangnetz an Deck des Kutters „Tümmler“ vor List auf der Nordseeinsel Sylt (Schleswig-Holstein) © dpa | Simone Steinhardt
Krabbenfischer Paul Walter ein paar Krabben, die er vor der Nordseeinsel Sylt (Schleswig-Holstein) im Wattenmeer gefangen hat
Krabbenfischer Paul Walter ein paar Krabben, die er vor der Nordseeinsel Sylt (Schleswig-Holstein) im Wattenmeer gefangen hat © dpa | Simone Steinhardt
Paul Walter kontrolliert die Fangnetze. Seit dem 2. August schon er nichts mehr gefangen.
Paul Walter kontrolliert die Fangnetze. Seit dem 2. August schon er nichts mehr gefangen. © dpa | Simone Steinhardt
Walter ist seit 50 Jahren Fischer. Er ist der einzige, der auf Sylt noch Krabben fischt und seinen Fang selbst gleich am Hafen verkauft
Walter ist seit 50 Jahren Fischer. Er ist der einzige, der auf Sylt noch Krabben fischt und seinen Fang selbst gleich am Hafen verkauft © dpa | Simone Steinhardt
Normalerweise hat Paul Walter  im Herbst 20, 30 Kilo im Netz, auch mal 100 Kilo. Doch dieses Jahr sei die Rippenqualle da und dann gebe es wenig Krabben
Normalerweise hat Paul Walter im Herbst 20, 30 Kilo im Netz, auch mal 100 Kilo. Doch dieses Jahr sei die Rippenqualle da und dann gebe es wenig Krabben © dpa | Simone Steinhardt
Beifang im so genannten Hock
Beifang im so genannten Hock © dpa | Simone Steinhardt
Die Gummistiefel und das Ölzeug von Krabbenfischer Paul Walter.  Er wartet auf das Frühjahr, bis er wieder rausfahren kann
Die Gummistiefel und das Ölzeug von Krabbenfischer Paul Walter. Er wartet auf das Frühjahr, bis er wieder rausfahren kann © dpa | Simone Steinhardt
Paul Walter ist mit Leib und Seele Fischer
Paul Walter ist mit Leib und Seele Fischer © dpa | Simone Steinhardt
Wolken über der Nordsee vor der Nordseeinsel Sylt (Schleswig-Holstein) zu sehen
Wolken über der Nordsee vor der Nordseeinsel Sylt (Schleswig-Holstein) zu sehen © dpa | Simone Steinhardt
1/10

Unterdessen verfolgt Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, die Entwicklung auf der Insel mit großer Sorge: „Der Anteil der einheimischen Eigentümer sinkt drastisch, die meisten Immobilien sind in auswärtigen Händen“, sagte Häckel dem Abendblatt. Die meisten Sylter können sich Sylt schon lange nicht mehr leisten.

Ein großes Problem auf der Insel ist auch, dass für Normalverdiener, die auf der Insel arbeiten, die Mieten kaum zu bezahlen sind (wir berichteten mehrfach): „Die Gemeinde Sylt versucht, der Wohnungsnot der Sylter durch kommunalen Wohnungsbau zu begegnen“, sagt Bürgermeister Nikolas Häckel. Doch auch dafür sind die Flächen rar – und teuer.

Auch wenn es für Sylter Wohnungssuchende kein Trost ist: Es gibt Orte in Europa, in denen Kampener Häuser als Schnäppchen durchgehen würden. In St. Moritz zum Beispiel bekommt man in den besten Lagen für 28.500 Euro nur einen halben Quadratmeter.