Kiel/Hamburg. 13 Brücken und Unterführungen werden später als geplant fertig. Die Folge: Verkehrsfreigabe von Teilabschnitten verzögert sich.

Seit Monaten ruhen Teile des Straßenbaus auf der A 7. Im Bereich der vier schleswig-holsteinischen Bauabschnitte sind die neuen Fahrbahnen Richtung Süden längst fertig. Warum ging es danach nicht sofort mit den nach Norden führenden Fahrbahnen weiter? Nach Recherchen des Hamburger Abendblatts haben massive Probleme bei den Unterführungen und Überquerungen dazu geführt, dass die Arbeiten nicht vorankamen. „Die enormen Mengen der zu erstellenden Pläne haben zu Beginn des Projekts die Mannschaft vor enorme Herausforderungen gestellt“, sagt Christian Merl, Sprecher des Baukonsortiums Via Solutions Nord. Die Folge: Das Unternehmen liegt beim Bau von neun Unterführungen und vier Brücken deutlich hinter dem ursprünglichen Zeitplan. „Die Verzögerung beträgt je nach Bauwerk zwei bis sieben Monate“, sagt Merl.

Am Gesamtfertigstellungstermin ändert sich laut Merl dennoch nichts. Der dreispurige Ausbau der A 7 zwischen dem Autobahndreieck Bordesholm im Norden und dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest soll am 28. Dezember 2018 beendet sein. So ist es vertraglich vereinbart. Hielte sich Via Solutions Nord nicht an diese Vertragsklausel, würde eine Strafzahlung fällig werden: 55.000 Euro pro Tag. Die Strafe ist auf maximal 20 Millionen Euro gedeckelt. Dieser Betrag käme zusammen, wenn sich das Baukonsortium bei der Fertigstellung um ein Jahr verspäten würde.

Teil des ersten Abschnitt soll Ende 2016 fertig sein

Dennoch haben die planerischen Probleme Folgen für die Autofahrer. Denn einzelne Zwischenfertigstellungstermine sind nicht mehr zu halten. So sollte eigentlich spätestens ab Juni der Verkehr in allen vier schleswig-holsteinischen Abschnitten über die neuen Fahrbahnen geführt werden. „Wir haben alles versucht, um dieses Ziel zu erreichen“, sagt Merl. Im Juni soll nun zunächst nur im Bauabschnitt 1 (Neumünster-Bordesholm) der „Seitenwechsel“ vollzogen werden. Die Bauabschnitte 3, 5a und 5b folgen dann nach und nach bis zum August.

Der verspätete „Seitenwechsel“ führt dazu, dass einige Bauabschnitte später fertig werden als geplant. Der Abschnitt 1 sollte ursprünglich schon im Oktober komplett dreispurig ausgebaut sein, ebenso der Abschnitt 3, 5a und 5b. Nun wird es bis zum ersten Quartal 2017 dauern. Immerhin soll ein Teilstück des ersten Abschnitts schon Ende 2016 freigegeben werden.

Baufirma kennt Probleme schon länger

Für die Autofahrer, die nur Teile der A 7 befahren, ist das besonders ärgerlich. Dass der Gesamtfertigstellungstermin eingehalten wird, hilft ihnen nicht weiter. Wer täglich von Neumünster nach Kiel fährt und sich darauf verlassen hat, der Abschnitt 1 sei im Oktober fertig, wird sich nun wohl zumindest auf einem Teilabschnitt für maximal sechs weitere Monate gedulden müssen.

Bei der Baufirma weiß man schon länger von den Problemen bei den Brücken und Unterquerungen. „Die Verzögerungen beziehen sich auf den Prozess der Erstellung der Ausführungsplanung und deren Baufreigabe insbesondere in der Anfangsphase des Projekts“, so Sprecher Merl. Diese Probleme seien mittlerweile beseitigt. „Die Prozesse wurden deutlich optimiert und effizienter gestaltet“, sagt Merl. Derzeit wird mit Hochdruck an den Brücken und Querungen gearbeitet.

CDU äußert Zweifel an Gesamtfertigstellungstermin

Dennoch blicken Landespolitiker mittlerweile mit einer gewissen Sorge auf die A 7-Baustelle. „Die bisherigen Erfahrungen mit durch den Verkehrsminister Reinhard Meyer zu verantwortenden Verzögerungen von Baumaßnahmen lassen nichts Gutes erwarten“, sagt Daniel Günther, Chef der CDU-Fraktion im Kieler Landtag. „Ich habe große Zweifel, dass sich diese sechs Monate Verzögerung tatsächlich nicht auf den Gesamtfertigstellungstermin auswirken werden.“

Volker Dornquast, Verkehrsexperte der CDU-Fraktion, befürchtet, dass die Verzögerungen zu einem Dominoeffekt führen. „Wenn die vier schleswig-holsteinischen Bauabschnitte später fertig werden, heißt das ja, dass die Arbeiten auf den noch nicht in Angriff genommenen Abschnitten später beginnen werden“, sagt er. Dornquast sieht die Gefahr, dass man von diesem Prinzip der „Erholungsstrecken“ abweichen könnte, um den Zeitplan einzuhalten. Folge: Die A 7 würde durchgängig Baustelle werden.

Verbreiterung der A 7 gilt als Modellprojekt

Die Landesregierung teilt diese Befürchtungen nicht. „Das Prinzip der Erholungsstrecken hat sich bewährt und soll aus Sicherheitsgründen beibehalten werden“, heißt es in einer Antwort des Verkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Dornquast. Auch Christian Merl, der Sprecher des Baukonsortiums, ist sich sicher, dass die Verzögerungen kompensierbar sind. „Beim Straßenbau gibt es viele Unwägbarkeiten“, sagt er. „Wenn es an einer Stelle hakt, sind wir bemüht, die verloren gegangene Zeit wieder aufzuholen.“

Auf der A 7 wird seit Herbst 2014 gebaut. Die Verbreiterung der Nord-Süd-Verbindung von zwei auf drei Spuren je Fahrtrichtung gilt als Modellprojekt. Via Solutions Nord baut nicht nur die Autobahn, sondern wird sie auch 30 Jahre lang, bis 2044, in Stand halten.