Alveslohe/Ellerau . Die Bürgermeister und Gemeindevertreter aus Alveslohe und Ellerau befürchten erheblich mehr Verkehr und Lärm in ihren Orte.

Die aktuelle Diskussion um eine zusätzliche Autobahn-Anschlussstelle an der A 7 zwischen Hamburg-Schnelsen und Henstedt-Ulzburg hat die Gemeindevertreter in Ellerau und Alveslohe aufgeschreckt. Die Bürgermeister Peter Kroll (Alveslohe) und Eckart Urban (Ellerau) haben jetzt entsprechende Protestnoten an das Kieler Verkehrsministerium geschickt. Ellerau hat sogar spontan einen weiteren Gemeinderatsbeschluss dazu gefasst. Und Alveslohe hält an seinen Beschlüssen aus den Jahren 2006 und 2007 fest.

Beide Kommunen sind strikt gegen eine neue Zu- und Abfahrt zur Autobahn 7 an der Kadener Chaussee (L 75) oder dem Kadener Weg (K 24), wie sie von Verkehrsstaatssekretär Frank Nägele erneut ins Spiel gebracht wurde, indem er sie trotz der gescheiterten Olympia-Bewerbung Hamburgs für „prüfenswert“ erklärt hat.

Zudem sind die Bürgermeister Kroll und Urban ziemlich verwundert, dass sie nicht wie die beiden Landräte aus Segeberg und Pinneberg sowie wie der Oberbürgermeister Norderstedts in der vergangenen Woche zu diesem Thema ins Ministerium eingeladen wurden.

Mit einer neuen Autobahnauffahrt in Höhe des Golfclubs Gut Kaden fürchten Alveslohe und Ellerau erheblich mehr Verkehr und Lärm in ihren Orten. Das werde negative Auswirkungen auf die Sicherheit der Bewohner und ihre Lebensqualität haben, glauben sie. „Unsere Durchgangsstraße, die Landesstraße 75, ist doch schon längst zu einer Ersatz-A-20 geworden“, kritisiert Alveslohes Bürgermeister Kroll. Der Verkehr habe erheblich zugenommen, auf etwa 10.000 Fahrzeuge am Tag. Das damalige Gutachten aus dem Jahr 2006, das dann die Abfahrt bei Norderstedt favorisierte, prophezeite schon eine Verkehrszunahme von 50 Prozent in Alveslohe und Ellerau, wenn dort die Abfahrt gebaut würde. „Das wäre für unsere Gemeinden nicht mehr hinnehmbar“, kritisieren Kroll und Urban.

Ohnehin werde die bald geltende Mautpflicht aller Bundesstraßen die nachgeordneten Straßen noch mehr mit Schwerlastverkehr belasten, sind die Gemeindevertreter überzeugt. „Die L 75 ist bereits ein richtiges Nadelöhr“, warnt Kroll. „Und direkt an der Straße liegen unsere Grundschule und der Kindergarten mit jeweils mehr als hundert Kindern.“

Die Bürgermeister sprechen von einem „intransparenten Verfahren“

Stattdessen sollte das Land viel mehr über eine Ausweitung und Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs nachdenken, ergänzt Alveslohes Grünen-Politiker Gerhard Wichmann. So liege Alveslohe außerhalb des HVV-Bereichs, eine Fahrkarte nach Hamburg koste 16 Euro: „Das ist unattraktiv“, betont Gerhard Wichmann. Mit der geplanten S21 auf der AKN-Strecke Kaltenkirchen-Ellerau- Schnelsen, die bis 2020 realisiert werden soll, werde dies leider nur halbherzig verbessert, kritisiert Urban. „Eine Absenkung des höhengleichen Bahnübergangs in Ellerau ist nicht vorgesehen. Dafür fehlt mir jedes Verständnis.“ So würde sich nach wie vor der Autoverkehr mitten im Ort zurückstauen, sobald eine Bahn den Übergang passiert. Und das werde mit der S-Bahn im Zehn-Minuten-Takt ständig der Fall sein. Urban: „Die Beseitigung des höhengleichen Bahnübergangs ist viel dringender als eine neue Autobahnauffahrt.“

Keinerlei Verständnis haben die betroffenen Gemeindevertreter dafür, dass sie nicht nach Kiel eingeladen wurden. Sie seien nur indirekt über das Amt Kaltenkirchen-Land über den neuerlichen Vorstoß der Landesregierung informiert worden, eine zusätzliche A-7-Abfahrt in diesem Abschnitt zu prüfen. „Ich habe Staatssekretär Nägele bereits im Oktober auf Gut Kaden, als er diese Abfahrt im Zusammenhang mit Hamburgs Olympia-Bewerbung in Aussicht stellte, klar und deutlich widersprochen“, sagt Kroll. „Dieses aus gemeindlicher Sicht bisher intransparent wirkende Verfahren ohne die Beteiligung der tatsächlich betroffenen Bürger sowie deren Gemeindevertretungen hat vor Ort zu einer deutlichen Sorge und Verunsicherung geführt“, heißt es in dem Schreiben der Gemeinden an das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium.

Dass Alveslohe und Ellerau möglicherweise die Verkehrsprobleme Hen­stedt-Ulzburgs ausbaden sollen, die mit einer A-7-Abfahrt im Süden des Ortes eine eigene West-Umgehung sparen würden, finden die betroffenen Gemeinden unzumutbar. Dies dürfe auch kein Grund für die A-7-Auffahrt sein, hätten bereits die damaligen Gutachter festgestellt. Eine zusätzliche Autobahnanschlussstelle, die hier nur wenige Kilometer von den Abfahrten in Quickborn und Henstedt-Ulzburg gebaut würde, müsse zudem 60 Prozent des Wirtschaftsverkehrs abziehen, wissen Kroll und Urban um die Kriterien. „Diese Vorgaben wären hier bei Weitem nicht gegeben.“

Sprecher des Ministeriums verteidigt das Vorgehen der Kieler Behörde

Auf Nachfrage des Abendblatts sagt dazu Ministeriumssprecher Harald Haase: „Es ging zunächst um einen ersten Gedankenaustausch. Die Federführung des Gesamtprojektes liege bei den Kreisen Segeberg und Pinneberg.“ Darum seien nur die Landräte Jan Peter Schröder und Oliver Stolz und Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote eingeladen worden.

Ein erneuter Antrag, so Harald Haase, auf eine weitere Anschlussstelle werde das Land nur dann beim Bund einreichen, „wenn ein interregionales gemeinsames Interesse besteht“, so Haase. „Wenn ein gemeinsamer Schulterschluss gelingt, müssen anschließend die vom Bundesverkehrsministerium geforderten Nachweise erbracht werden.“