Henstedt-Ulzburg. Nach heftiger Debatte und einem Eklat werden Hollnagel und Nobis zu gleichberechtigten Vorsitzenden der AfD Schleswig-Holstein gewählt.

Die schleswig-holsteinische AfD hat sich personell neu aufgestellt: Bruno Hollnagel (68) und Jörg Nobis (40) wurden am Sonnabend als gleichberechtigte Doppelspitze zu neuen Landesvorsitzenden gewählt. Bei einem Landesparteitag in Henstedt-Ulzburg (Kreis Segeberg) erhielt Hollnagel als einziger Kandidat in seinem Wahlgang 162 von 180 Stimmen. 8 stimmten gegen ihn, es gab 4 Enthaltungen und sechs ungültige Stimmen.

In einem anderen Wahlgang setzte sich Nobis gegen zwei Gegenkadidaten durch. Nobis erhielt 148 von 188 abgegebenen Stimmen. Nobis ist Kapitän, Hollnagel war Unternehmer und ist inzwischen Ruheständler.

Dreck, Schmutz und Denunziationen

Hintergrund der beschlossenen Neuwahlen waren Monate lange Querelen im Landesvorstand, der mehrheitlich den Rücktritt des bisherigen Landesvorsitzenden Thomas Thomsen gefordert hatte. Dieser rief dazu auf, die Schmutzkampagne der Vergangenheit - Dreck, Schmutz und Denunziationen - zu beenden. Einen Tätigkeitsbericht könne er nicht geben, da es vom Landesvorstand eine Tätigkeit im Positiven in den acht Monaten des Vorstands nicht gegeben habe.

Eine vernichtendes Urteil fällte auch Nobis: „Es lag alles brach, es funktionierte nichts.“ Es habe viel Sand im Getriebe gegeben. Lothar Löser vom Kreisverband Pinneberg kündigte unterdessen bereits an, etwa 20 Parteimitglieder würden sämtliche Ergebnisse des Parteitags anfechten, egal was dieser beschließen werde. Da das Landesschiedsgericht zurzeit nicht handlungsfähig sei, komme das Bundesschiedsgericht in Frage. Aber auch zivilrechtliche Maßnahmen schließe er nicht aus.

Schiedsgericht musste vor dem Parteitag entscheiden

Zunächst stand sogar das Abhalten des Parteitags auf der Kippe. Kritiker wie Thomsen selber hatten dem Vorstand vorgehalten, die Einladungen seien nicht form- und fristgemäß verschickt worden. Thomsen sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Schiedsgericht habe über einen im Vorfeld gestellten Antrag, den Parteitag zu verschieben, nicht entscheiden können. Denn einer von drei Schiedsgerichtsrichtern sei kurzfristig zurückgetreten - damit sei das Gremium handlungsunfähig. Nach einer kurzen Pause und internen Beratungen wurde der Parteitag fortgesetzt.

AfD-Chefin Petry rügt den Nordchef

Der Schatzmeister Bernhard Noack drohte spontan mit Rücktritt. Zuvor war der Tagesordnungspunkt, eine Kassen- und Beitragsordnung zu beschließen, vertagt worden. In einem am Vortag verfassten schriftlichen Grußwort äußerte die Bundesvorsitzende Frauke Petry im Namen des Bundesvorstandes Missfallen an Äußerungen und am Verhalten von Thomsen. Dieser habe die Vertraulichkeit nicht mehr geachtet, die Außenwahrnehmung der Partei sei zunehmend negativ verlaufen.

Unter Polizeischutz kamen 224 stimmberechtigte Mitglieder der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland ins Bürgerhaus. Landesweit hat die AfD nach eigenen Angaben etwa 780 Mitglieder. Draußen protestierten etwa 20 SPD-Anhänger gegen die AfD. Thomsen sagte mit Blick auf die kleine Demonstration, die AfD habe offensichtlich eine größere Akzeptanz als die SPD. Laut Polizei kam es in Henstedt-Ulzburg zu einem friedlichen Protestzug mit etwa 150 Teilnehmern, darunter Jusos, Gewerkschafter und die Linke.