Friedrichskoog/Hamburg. Das Tier-Drama in der Nordsee geht weiter. Es ist eine Rekordzahl von toten Walen im Wattenmeer. Neue Hinweise auf die Ursachen.

Es ist ein Drama, das sich in der Nordsee abspielt: Schon wieder sind acht Pottwale vor der deutschen Küste gestrandet und verendet – und im Endeffekt an Herz-Kreislaufversagen gestorben. Doch die Ursachen liegen tiefer, denn die Tiere haben meist ihre Orientierung verloren. Ist der Klimawandel schuld daran oder das in diesem Jahr besonders heftig auftretende Phänomen El Niño?

Die acht Pottwale sind im Wattenmeer vor Dithmarschen (Schleswig-Holstein) gestrandet. Die Jungbullen verendeten rund zwei Kilometer vor dem Deich in Höhe Kaiser-Wilhelm-Koog, wie der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) mitteilte. Die zwischen neun und zwölf Meter langen Tiere waren am Sonntagabend entdeckt worden. „Eines der Tiere lag zu diesem Zeitpunkt im Sterben, die anderen waren tot“, hieß es in einer LKN-Mitteilung. Die tonnenschweren Kadaver sollen am Dienstag geborgen werden.

Erschütternd: Tote Wale im Wattenmeer

Die acht toten Pottwale können nur schwer geborgen werden
Die acht toten Pottwale können nur schwer geborgen werden © dpa | Hendrik Brunckhorst
Michael Beverungen vom Küstenschutz bringt ein Warnschild an. Die toten Pottwale könnten explodieren
Michael Beverungen vom Küstenschutz bringt ein Warnschild an. Die toten Pottwale könnten explodieren © Mark Sandten
Die Bagger stehen für die Bergung der Wale schon bereit
Die Bagger stehen für die Bergung der Wale schon bereit © Mark Sandten
Westliche Windböen lassen das Wasser bei Ebbe nicht  ablaufen. Die  Fahrzeuge kommen nicht an die toten Pottwale heran
Doch westliche Windböen lassen das Wasser bei Ebbe nicht ablaufen. Die Fahrzeuge kommen nicht an die toten Pottwale heran © HA | MArk Sandten
Die Tiere sind Jungbullen
Die Tiere sind Jungbullen © dpa | Hendrik Brunckhorst/LKN.SH/dpa
Möglicherweise haben sich die acht toten Pottwale in der Nordsee verirrt
Möglicherweise haben sich die acht toten Pottwale in der Nordsee verirrt © dpa | Hendrik Brunckhorst/LKN.SH/dpa
Die Tiere erdrücken sich im flachen Wasser quasi selbst
Die Tiere erdrücken sich im flachen Wasser quasi selbst © dpa | Hendrik Brunckhorst/LKN.SH/dpa
Acht tote Pottwale liegen im Wattenmeer vor dem Kaiser-Wilhelm-Koog (Schleswig-Holstein). Die jungen Bullen verendeten rund zwei Kilometer vor dem Deich in Höhe Kaiser-Wilhelm-Koog
Acht tote Pottwale liegen im Wattenmeer vor dem Kaiser-Wilhelm-Koog (Schleswig-Holstein). Die jungen Bullen verendeten rund zwei Kilometer vor dem Deich in Höhe Kaiser-Wilhelm-Koog © dpa | Hendrik Brunckhorst/LKN.SH/dpa
Ist der Klimawandel mitverantwortlich für den Irrweg der Pottwale
Ist der Klimawandel mitverantwortlich für den Irrweg der Pottwale © dpa | Hendrik Brunckhorst/LKN.SH/dpa
Die acht toten Pottwale werden untersucht
Die acht toten Pottwale werden untersucht © dpa | Hendrik Brunckhorst/LKN.sh/dpa
Die Bergung der Tiere gestaltet sich angesichts des Sturms und Hochwassers schwierig
Die Bergung der Tiere gestaltet sich angesichts des Sturms und Hochwassers schwierig © dpa
Tote Pottwale liegen bei einsetzender Flut im Wattenmeer vor dem Kaiser-Wilhelm-Koog (Schleswig-Holstein)
Tote Pottwale liegen bei einsetzender Flut im Wattenmeer vor dem Kaiser-Wilhelm-Koog (Schleswig-Holstein) © dpa
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Im Januar waren mindestens 16 Pottwale an den Küsten der Nordsee entdeckt worden – in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien. Experten vermuten, dass sie sich auf ihren Wanderrouten verschwommen haben. Keines der Tiere überlebte. Seit den 1990er Jahren strandeten damit 82 Pottwale an der Wattenmeerküste von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden.

Wegen Ebbe und Flut und der Dunkelheit konnten die Pottwale erst am Montagmorgen mit einem Raupenfahrzeug erreicht werden. Alle Tiere liegen dicht beieinander in der nicht zugänglichen Zone 1 des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, etwa fünf Kilometer südlich des Hafens Friedrichskoog und zwei Kilometer vor dem Deich. Trotz absehbar erhöhter Wasserstände und stürmischer Winde soll am Dienstagmorgen mit der Bergung der toten Tiere von Land aus begonnen werden.

Experten zerlegen tote Wale

Die gelegentlich in der Nordsee vorkommenden Pottwale werden dem Azorenbestand zugerechnet, hieß es. Die Männchen dieser Population verbringen den Winter im Nordatlantik. Auf ihrer Wanderungen gelangen einzelne Tiere irrtümlich in die vergleichsweise flache und nahrungsarme Nordsee.

Mit ihrem akustischen Orientierungssinn können sie sich dort schlecht orientieren. Wenn die schweren Wale ins Flachwasser geraten und auf dem Grund liegen, kann das Gewicht ihres Körpers ihre Blutgefäße und die Lunge abdrücken. Die Tiere sterben dann an akutem Herz-Kreislaufversagen.