Gießen/Wilhelmshaven/Nordstrand. Insgesamt verendeten in der Nordsee binnen einer Woche mindestens zwölf Pottwale. Ein Grund könnte die Nahrungssuche gewesen sein.
Die tonnenschweren Überreste eines vor Helgoland gestrandeten Pottwals sind an der Uni Gießen angekommen. Mit vereinten Kräften und einem Kran luden mehrere Tierpräparatoren am Montag die Teile in einen Container. In den kommenden Monaten sollen die Knochen so behandelt werden, dass sie ausgestellt werden können.
„Das ist Neuland für uns“, sagte Professor Stefan Arnhold vom Institut für Veterinär-Anatomie. Ein Tier dieser Größe sei bislang in Gießen noch nicht präpariert worden. Der Wal ist für die Hermann-Hoffmann-Akademie für junge Forscher bestimmt, die sich unter anderem an Schüler richtet.
Experte vermutet, dass die Tiere verhungert sind
Die auf Wangerooge gestrandeten Pottwale hatten vor ihrem Tod vermutlich Probleme, geeignete Nahrung zu finden. Im Magen des einen Pottwals habe man nur einen einzigen Tintenfischschnabel gefunden, sagte der niederländische Walpräparator Aart Walen. Normalerweise enthalte der Magen eines Pottwals etwa 20 bis 100 dieser harten, schwerverdaulichen Beißwerkzeuge der Kalmare. „Die Pottwale haben möglicherweise gehungert und schon von ihrem eigenen Fett gelebt“, so Walen. Für diese These spreche auch das vergleichsweise geringe Körpergewicht der beiden Jungbullen.
Der Magen des zweiten Pottwals soll am Montag weiter untersucht werden, um weitere Erkenntnisse über den Ernährungszustand zu bekommen. Der größere der beiden Pottwale soll später als Exponat auf die Insel Wangerooge zurückkehren.
Ingesamt verendeten binnen einer Woche zwölf Pottwale
Zeitgleich zu den Arbeiten in Wilhelmshaven skelettierten Experten in Nordstrand in Schleswig-Holstein einen nahe Büsum entdeckten Jungbullen. Der Wal habe keine äußeren Auffälligkeiten gehabt, sagte am Samstag ein Sprecher des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz. Aber: „Er hatte im Magen Reste eines mehrere Quadratmeter großen Fischernetzes, aber das war nicht die Todesursache.“ Diese müsse in den kommenden Wochen geklärt werden. Das Skelett des Wals werde künftig im Meeresmuseum in Stralsund ausgestellt, die übrigen Körperteile sollten in eine Tierkörperverwertungsanstalt gebracht werden.
Fünf an der niederländischen Küste verendete Pottwale wurden am Samstag mit Lastwagen zum Hafen der Wattenmeer-Insel Texel transportiert. Sie sollen später in einem Entsorgungsbetrieb auf dem Festland verbrannt werden, teilten die Behörden mit.
Insgesamt verendeten in der Nordsee binnen einer Woche mindestens zwölf Pottwale vor den Küsten Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und der Niederlande. Zwei vor Helgoland gefundene Walkadaver waren schon am Freitag auf Nordstrand zerlegt und in Containern verstaut worden.