Niebüll/Sylt. Gegner eines Bordellbetriebs im Zentrum Westerlands können aufatmen: Das Etablissement darf nicht in ein Appartementhaus einziehen.
In der Innenstadt von Westerland auf Sylt darf kein Bordell in ein Appartementhaus einziehen. Das hat das Amtsgericht Niebüll am Mittwoch entschieden. Die Räumlichkeiten dürften nicht für den Betrieb eines solchen Etablissements oder eines ähnliches Vergnügungsbetriebs an Dritte überlassen werden, sagte die Richterin. Andernfalls müsse der Vermieter ein Ordnungsgeld in Höhe von bis zu 250 000 Euro zahlen.
Nun muss der beklagte Vermieter darauf achten, ob in die „Teileinheit 81“ tatsächlich - wie im Mietvertrag vereinbart - eine „Schankwirtschaft“ einzieht. Dies hatten die Kläger, Eigentümer von selbst genutzten und Ferienwohnungen in dem Haus, angezweifelt. Der Grund: Die Mieterin betreibt am Stadtrand von Westerland ein Bordell und keine normale Gaststätte. Nach Ansicht der Kläger will sie diese verlegen - in das Appartementhaus „Ankerlicht“.
Eine normale Gaststätte dürfe in dem Haus eingerichtet werden, sagte die Richterin. Dies sei auch laut einer Vereinbarung aus den 1970er Jahren zulässig. Bis 2011 war dort ein China-Restaurant ansässig. „Wenn es eine normale Schankwirtschaft wäre, würde niemand etwas sagen“, sagte der Anwalt der Kläger, Wolfgang Matern, bei der Verhandlung im November. Aber die Mieterin habe einen Nachtclub und wolle diesen an dem neuen Ort weiterbetreiben. Dies sei den Wohnungseigentümern nicht zuzumuten. Die Räume würden nicht als Bordell oder Nachtclub vermietet, sondern als Schankwirtschaft, versicherte dagegen der Rechtsbeistand des Beklagten, Oliver Freitag, ebenfalls im November. Eine andere Nutzung sei nicht geplant.
Bei der Urteilsverkündung war von den Parteien - wie in solchen Zivilverfahren durchaus üblich - niemand anwesend. Gegen das Urteil können Rechtsmittel eingelegt werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich auf Sylt Widerstand gegen ein Bordell im Zentrum Westerlands regt. Im vergangenen Jahr scheiterte ein Unternehmer aus Süddeutschland mit dem Bau eines Nobelbordells. Der Streit um diese Neuansiedlung hatte Anfang 2014 sogar die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer auf den Plan gerufen. Sie bot der damaligen Bürgermeisterin Petra Reiber ihre Unterstützung im Kampf gegen das Etablissement an.