Westerland/Kiel. Vor einer Flüchtlingsunterkunft stirbt ein Mann. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Die Identität des Opfers ist noch unbekannt.

Blutspuren auf dem Boden vor dem schmucklosen roten Klinkerbau zeugen von der Schreckenstat: In einer Flüchtlingsunterkunft auf Sylt ist ein Mann Opfer einer Messerattacke geworden. Er starb in Westerland nach einem heftigem Streit mit vermutlich drei Beteiligten am Mittwochmorgen gegen 8.00 Uhr. Als dringend tatverdächtig nahm die Polizei einen Mann fest. Nationalität und Alter von Opfer und Täter machten die Ermittler zunächst nicht publik, weil sie nach eigenen Angaben Widersprüche in den Daten zu klären hatten. Zuvor hatte das Onlineportal shz.de berichtet.

Über die Hintergründe der Tat ist nichts bekannt

Anwohner reagierten ebenso schockiert auf den Vorfall wie Bürgermeister Nikolas Häckel. „Diese Tat macht mich betroffen und traurig, wie bei jedem, der Opfer von Gewalt wird“, sagte er. „Das ist losgelöst von der Flüchtlingsthematik.“

Über Hintergründe des tödlichen Streits in dem zweigeschossigen Gebäude in der Straße Sjipwai wurde zunächst nichts bekannt. Am frühen Nachmittag teilte die Polizei lediglich mit, die Auseinandersetzung sei gegen 7.45 Uhr ausgebrochen. Das spätere Opfer sei schwer verletzt worden und trotz Wiederbelebungsversuchen noch am Flüchtlingsheim gestorben. Der Mann soll mindestens seit vergangenem Jahr dort gelebt haben. Etwa 160 Flüchtlinge sind derzeit auf Sylt untergebracht.

Noch weiß niemand, ob das Opfer ein Asylbewerber war

Der mutmaßliche Täter wurde nach kurzer Flucht festgenommen. Aus welchem Land er und das Opfer stammen, teilte die Polizei in Absprache mit der Staatsanwaltschaft noch nicht mit. Ebenfalls blieb offen, ob der Getötete ein Asylbewerber war.

„Es gibt Widersprüchlichkeiten“, sagte der Flensburger Oberstaatsanwalt Otto Gosch der Deutschen Presse-Agentur. Mehrere Daten seien noch zu klären, inklusive der Nationalität. „Damit wir bei der Vernehmung den richtigen Dolmetscher dabeihaben“, sagte Gosch. Gegen 16.00 Uhr sollte die Befragung des Tatverdächtigen beginnen. Am Mittag waren Beamte der Bezirkskriminalinspektion Flensburg am Tatort in der Nähe des Westerländer Flughafens eingetroffen und übernahmen dort die Ermittlungen.

Dem Opfer steckte ein Messer im Hals

„Blutüberströmt und mit einem Messer im Hals kam ein Mann aus dem Haus“, schilderte der Hausmeister des Gebäudes bei shz.de das Geschehen. Dann sei der Verletzte um das Haus gelaufen und zusammengebrochen.

In dem zweigeschossigen Gebäude mitten in einem Wohngebiet sind etwa 30 Menschen untergebracht - Flüchtlinge aus mehreren Nationen und auch einige Deutsche. Das Haus diente früher als Obdachlosenheim. In der Nachbarschaft stehen mehrere Wohnhäuser und auch Ferienunterkünfte.

Seit Jahresbeginn sind mehr als 36 000 Flüchtlinge nach Schleswig-Holstein gekommen. Die Zahl könnte sich bis Jahresende auf 60 000 erhöhen, wenn der aktuelle Trend anhält. Innenminister Stefan Studt (SPD) sah am Mittwoch keine Anzeichen dafür, dass sich der Andrang wesentlich verringern wird.

Zuletzt war im Norden eine Debatte über das Ausmaß von Flüchtlingskriminalität ausgebrochen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei begehen Flüchtlinge und Asylbewerber im Land nicht mehr Straftaten als andere Bürger. Zwar gab es seit Anfang September rund 900 Anzeigen im Zusammenhang mit Flüchtlingen. Dies ist laut Landeskriminalitätsamt (LKA) angesichts von weit über 30 000 neuen Hilfesuchenden seit Jahresbeginn im Rahmen des Erwartbaren. Eine signifikante Steigerung der Kriminalität im Zusammenhang mit Flüchtlingen gab es laut LKA bisher nicht. Mehr als die Hälfte der von der Polizei bearbeiteten Fälle bezieht sich auf Eigentumsdelikte.