Kiel . Neun Tage Segeln und Feiern - doch wegen einer Flaute mussten die Segler am Sonntag lange warten. Aber das lohnte sich.
Die 121. Kieler Woche hat begonnen. Mit einem lauten Typhonsignal und dem traditionellen Glasen gaben der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und „Tatort“-Kommissar Axel Prahl am Sonnabendabend das Startsignal für die neuntägige Veranstaltung.
Drei Millionen Besucher werden erwartet
Bis Sonntag nächster Woche werden rund drei Millionen Besucher erwartet. Die Bahn setzt Sonderzüge und zusätzliche Wagen ein, um den Gästeansturm zu bewältigen. Die Kieler Woche gilt als weltgrößtes Segelereignis und größtes Sommerfest im Norden Europas. Auf dem Programm stehen mehr als 2000 Veranstaltungen. Zu den Segelregatten sind nahezu 4000 Sportler mit 1800 Booten angemeldet. An der Kieler Woche nehmen auch mehr als 50 Marineschiffe aus zehn Nationen teil.
Deutsche Segler verteidigen Kieler-Woche-Führung
Nach geglücktem Auftakt zur 121. Kieler Woche mussten die Segler am Sonntag jedoch lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Eine hartnäckige Flaute sorgte bis zum Nachmittag für Startverschiebungen in allen olympischen und paralympischen Disziplinen. Doch das stundenlange Warten lohnte sich. Die 49er-Segler Justus Schmidt und Max Böhme bauten in ihrem Heimatrevier ihre Führung vor den Österreichern Benjamin Bildstein und David Hussl mit einem weiteren Tagessieg auf zehn Punkte aus. Auf Platz drei rückten nach fünf Rennen die Berliner Europameister Erik Heil und Thomas Plößel vor.
Der Oldenburger Tobias Schadewaldt verteidigte seine Spitzenposition im Laser. Der Olympia-Elfte ersegelte einen weiteren Tagessieg und sagte: „Es war eine gute Entscheidung, kurz vor unserer WM ab 2. Juli in Kanada bei der Kieler Woche anzutreten. Das Regatta-Management ist top, das Segeln klasse.“ In Führung blieb auch die Kieler Mixed-Crew Paul Kohlhoff/Carolina Werner, die das Feld der neuen olympischen Katamaran-Klasse Nacra 17 mit fünf Tagessiegen und einem zweiten Rang dominieren.
Paralympics-Sieger Heiko Kröger dagegen büßte seine Führung in der Einhand-Kielbootklasse 2.4mR ein, liegt nach sechs Rennen hinter dem norwegischen Spitzenreiter Bjørnar Erikstad auf Platz zwei.
Die Wettfahrten werden am Montag mit der Hauptrunde fortgesetzt. Die Serie endet am Mittwoch mit den Medaillenrennen.
Motto der Spiellinie: "In 9 Tagen um die Welt"
„In 9 Tagen um die Welt“ ist das Motto der traditionellen „Spiellinie“, die tausende Kinder Tag für Tag erobern. Nach Veranstalterangaben gibt es auf der 57 000 Quadratmeter großen Krusenkoppel in Förde-Nähe das größte Kinder-Kultur-Angebot unter freiem Himmel in Deutschland. Diesmal bauen die Mädchen und Jungen eine afrikanische Savanne, einen Dschungel mit wilden Tieren, Pyramiden und ein Eismeer aus Stoff und Folie auf.
Auf dem Programm der Kieler Woche stehen mehr als 2000 Veranstaltungen. Mit ganz wenigen Ausnahmen sind alle Konzerte kostenlos - ob von Anastacia, Milow, Billy Ocean, Maggie Reilly oder Lena. Als Musiker sind in Kiel auch der gebürtige Ostholsteiner Prahl und sein „Tatort“-Kollege Jan Josef Liefers dabei.
Zu den Segelregatten haben sich nahezu 4000 Sportler aus fast 50 Nationen angemeldet. Sie gehen mit etwa 1800 Booten an den Start. Am ersten Tag hatten die Segler beste Bedingungen, ob Sportler, Freizeitskipper oder Traditionsschiffe.
So wollten etwa Skipper Sidney Gavignet und seine Crew, zu der auch Pierre Casiraghi, Sohn von Monacos Prinzessin Caroline, und der Hamburger Boris Herrmann zählen, den eigenen Rekord unterbieten. Als schnellstes Boot der Eröffnungsregatta für rund 90 große Yachten erreichte ihr Trimaran „Musandam – Omansail“ die Ziellinie des „Welcome Race“ von Kiel nach Eckernförde nach einer Stunde, 54 Minuten und 18 Sekunden. Die eigene Bestmarke aus dem Vorjahr verfehlten sie aber um knapp sieben Minuten.
Auch wenn wegen Terminkollisionen mit Welt- und Europa-Titelkämpfen in olympischen Disziplinen diesmal viele Spitzensegler fehlen, kommt so etwas wie Olympia-Feeling auf. Schließlich steht seit zwei Monaten fest, dass Kiel 2024 die Segelregatten austragen wird, wenn Hamburg Olympia-Gastgeber werden sollte. „Wer Kieler Woche kann, kann auch Olympia“, sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD).
Zum Marinetreffen sind rund 50 Schiffe mit 4500 Soldaten nach Kiel gekommen. Einen großen Höhepunkt auf dem Wasser gibt es am nächsten Sonnabend mit der Windjammerparade. Vor rund 100 000 Zuschauern werden im Gefolge des Marine-Segelschulschiffs „Gorch Fock“ etwa 100 Groß- und Traditionssegler dabei sein. (HA/dpa)