Sachliche Fragen, direkte Antworten: In der „Keim-Krise“ bemüht sich die Kieler Uniklinik um Transparenz. Gleich eine ganze Professoren-Schar stellt sich den verunsicherten Patienten.
Kiel. Nach dem Tod mehrerer Patienten, bei denen ein gefährlicher Keim festgestellt worden war, hat das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein um Vertrauen geworben. Vorstandschef Jens Scholz sprach am Donnerstagabend von einem „schicksalhaften Verlauf seit Dezember“. Das Interesse an der Infoveranstaltung hielt sich aber in Grenzen. Nur ein kleiner Teil der 333 Plätze im Großen Hörsaal der Chirurgie war besetzt.
Hygienechefin Bärbel Christiansen informierte dabei über das Bakterium Acinetobacter baumannii und die vor Ort ergriffenen Schutzmaßnahmen. Neben ihr und Scholz stellten sich sieben Professoren den Fragen. Bei zwölf gestorbenen Patienten war der Erreger nachgewiesen worden. Der Keim könnte bei drei von ihnen die Todesursache gewesen sein. Bei neun wurde das ausgeschlossen. Festgestellt wurde der Erreger bei insgesamt 31 Patienten.
Auch die Kielerin Karola Stark hatte sich auf den Weg in die Uniklinik gemacht. Bei ihrem 80 Jahre alten Mann war der Keim im UKSH nachgewiesen worden. Er ist allerdings nur Träger des Keims. „Heute ging es ihm sehr gut, am Montag wird er entlassen“, sagte sie am Rande der Veranstaltung. Auf die Frage, ob sie sich von der Uniklinik gut informiert fühlt, sagte sie knapp: „Jetzt ja.“
Am Mittwoch war am Uniklinikum erstmals seit Tagen Durchatmen angesagt. Die Zahl der Patienten, die von dem gegen fast alle Antibiotika resistenten Keim betroffen sind, hatte sich nicht weiter erhöht.
Im Hörsaal saß am Donnerstagabend auch die 63-jährige Rita Ehlers. Sie war 35 Jahre lang Krankenschwester am UKSH. „Ich bin eher kritisch, ich hinterfrage die Abläufe durchaus“, sagte sie. Näher wollte sie darauf nicht eingehen. Dass die „Keim-Krise“ für das Klinikum ohne Folgen bleiben wird, glaubt sie nicht. „Das wird schon einige Zeit nachhallen. Die Patienten werden mit den Füßen abstimmen.“
Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) sprach am Donnerstag mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) über mögliche Verbesserungen der Meldeverfahren. „Der effektive Gesundheitsschutz muss im Vordergrund stehen“, sagte sie. Wenn weitere gesetzliche Änderungen notwendig seien, „müssen wir diese anpacken“. Dazu gehöre auch die Frage, wie ein erweitertes Screening-Verfahren finanziert werden kann.