In der Uni-Klinik in Kiel haben sich 31 Patienten auf der Intentivstation mit dem multiresistenten Keim angesteckt. Die Verunsicherung ist groß. Hier finden sie Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Kiel. Seit Mitte Dezember wurden der Keim bei 31 Patienten des Uniklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel nachgewiesen. Zwölf Patienten starben, bei drei von ihnen könnte der Keim Todesursache sein. Viele Patienten sind verunsichert, wollen auch in Notfällen nicht mehr in das Krankenhaus eingeliefert werden. Die Klinik hat unter der Telefonnummer (0431) 597 29 79 eine Hotline eingerichtet und plant für Donnerstag eine Infoveranstaltung. Aktuell sind noch 16 Patienten isoliert. Klinikchef Scholz wies darauf hin, dass alle Patienten, die nicht auf den beiden isolierten Intensivstationen lägen, nicht mit dem Keim befallen sein könnten.
Zu häufigen Fragen hat das UKSH Antworten zusammengestellt. Es sind Einschätzungen, die auch der bei der Bekämpfung des Keims in Kiel zu Rate gezogenen Fachwissenschaftler Volkhard Kempf aus Frankfurt teilt.
Worum handelt es sich bei dem Erreger Acinetobacter baumanii?
Bei dem im UKSH nachgewiesenen Erreger handelt es sich um den gramnegativen Acinetobacter baumannii, der gegen vier Antibiotikagruppen resistent ist (4 MRGN). Er zählt zu einer Gruppe multiresistenter Bakterien, deren Häufigkeit seit Jahren weltweit steigt, die in bestimmten Regionen außerhalb Deutschlands weit verbreitet sind, und die durch Reisen (...) auch nach Deutschland importiert werden können. Sie werden vorwiegend durch Kontakt und Eintrag in den Körper, aber auch über die Luft übertragen. Für gesunde Menschen sind sie nicht gefährlich. Bei immungeschwächten Menschen und schwerkranken Patienten können sie aber Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen verursachen.
Wie gefährlich ist eine Ansteckung mit dem Keim?
Es muss immer zwischen Besiedlung und Infektion unterschieden werden. Eine reine Besiedlung des gesunden Menschen ist nicht gefährlich. Eine Besiedlung des immunschwachen Menschen birgt das Risiko einer Infektion, diese muss unter allen Umständen durch Einhaltung strikter Hygiene vermieden werden. Infektionsfolgen können Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen oder Wundinfektionen sein. Beim aktuellen Ausbruchsstamm handelt es sich um einen Stamm, der gegen viele Antibiotika resistent ist. Je schlechter der Gesundheitszustand des Patienten, desto gefährlicher ist eine solche Infektion.
Gibt es eine Therapie gegen den Erreger?
Aufgrund seiner weitgehenden antibiotischen Resistenz stellt die Therapie eine Herausforderung dar. Der vorliegende Bakterienstamm kann mit dem Antibiotikum Colistin therapieren.