Die Bambus-Bar ist ohne Zweifel das, was man eine Kult-Kneipe nennt. Von Heide und Dünen umgeben werden in einem umgebauten Wartehäuschen Getränke und Snacks serviert. Nun droht das endgültige Aus.
List. Eigentlich war es ja 2012 schon fast vorbei mit der Bambus-Bar auf Sylt. Damals, als Bambus-Klaus starb, Besitzer der „Bar-am-Meer-Bushaltestelle“ mitten in der Dünen- und Heidelandschaft von List auf Sylt. Bambus-Klaus, der mehr als ein Vierteljahrhundert lang dort in der Abgeschiedenheit Getränke ausschenkte und in sommerlichen Vollmondnächten auf das Dach seiner Bar stieg und selbstgetextete Sylt-Schlager darbot, während sich unten ein buntes Partyvolk selig wiegte. Auch Promis waren zu Gast in der Bar, einem umgebauten Wartehäuschen. Ina Müller, Reinhard Mey, Jürgen Drews – Erinnerungen an so manchen Star hatte Klaus an den Wänden hängen.
Nach Klaus' Tod kam sein Bruder auf die Insel. Wolfgang Gdanietz übernahm die Bar mit seiner Frau Elli, aufs Dach jedoch stieg er nicht. „Ich habe gemerkt, das kann ich nicht“, sagt Gdanietz, während er in der Maisonne vor der Bar sitzt. „Bei gutem Wetter an Vollmond, da ist dann der Vollmond der Star.“ An eine längerfristige Existenz hatte das Ehepaar zunächst nicht gedacht, doch würden sie gerne über 2014 hinaus in List bleiben. „Solange wir gesund sind, würden wir das machen“, sagt Elli Gdanietz. Ihr Mann ist vorsichtiger, wünscht sich aber auch eine Verlängerung des Pachtvertrages für 2015. „Nächstes Jahr wird die Bambus-Bar 30 Jahre, ich bin dann 60, das wär' 'ne schöne runde Sache.“
List hat andere Pläne
Länger dürfte die Bar auch kaum existieren, denn die Gemeinde List hat andere Pläne. „Wir haben eine Umplanung vor am Weststrand“, sagt Lists Bürgermeister Wolfgang Strenger. Der FKK-Strand solle an den Textilbereich „andocken“. Die Strandverlegung erfordere auch mehr Parkplätze in dem Bereich, in dem außerdem eine Ergänzungsplattform mit Kiosk und sanitären Anlagen hinzukommen soll. Das heißt, die Bambus-Bar muss weichen. Kurze Wege für die Strandbesucher, besserer Service, das seien die Gründe für die Pläne, erläutert Strenger.
Doch das runde Jubiläum kann Gdanietz vermutlich noch feiern. „Es gibt gute Möglichkeiten, dass er das noch ein Jahr machen kann“, sagt der Bürgermeister, denn so schnell werden sich die Gemeindepläne wohl nicht umsetzen lassen. Dass 2015 das letzte Jahr für die Bambus-Bar werde, lasse sich aber absehen. Die Gemeindeverwaltung hat Strenger zufolge einstimmig für die Strand-Zusammenfassung gestimmt, „weil es wirtschaftlicher ist“. Kommt gar kein Wehmut auf beim Gedanken an das Ende der Bar? Natürlich, räumt Strenger ein, sie sei eine „Institution“. „Ich kenne ja auch die Mondscheinpartys. Das ist immer eine Geschichte, die man mit zweierlei Herzen betrachten muss.“
So geht es auch Wolfgang Gdanietz. „Ich kann die Gemeinde schon verstehen“, sagt er. „Aber unumstritten ist das nicht. Es gibt auch Leute, die das nicht gut finden.“ Und seine Frau Elli ergänzt: „Die Lister, die herkommen, sind alle traurig und würden das bedauern.“ Immerhin habe die Bambus-Bar ja so eine Art Alleinstellungsmerkmal, sagt Wolfgang Gdanietz. „Das gibt's ja auf der ganzen Welt nicht mehr.“