Seine Vollmondpartys in der „Bar am Meer” zogen Tausende Besucher an. Nun soll der 55-Jährige auf der See vor Sylt bestattet werden.

List/Sylt. Sylt trauert um „Bambus Klaus“: Der Kneipier und Sänger, der vor mehr als einem Vierteljahrhundert eine ehemalige Busstation mit Kiosk zur „Bar am Meer – Bushaltestelle“ umbaute und damit Kult-Status erlangte, ist tot. „Ein Jahr, nachdem er an seinem 55. Geburtstag am 29. November 2011 die Diagnose Lungenkrebs erfahren hatte, erlag er am vergangenen Sonntag um 22. 10 Uhr in der Nordseeklinik Westerland den Folgen der Krankheit“, sagte Ismene Kaiser-Leven, eine Freundin von Klaus und Betreiberin der Kölner Management & PR-Agentur 2Image am Dienstag. Bereits Klaus' Zwillingsbruder sei früh gestorben.

Abschied nehmen können Fans, Freunde und Gäste nach der Seebestattung am 28. November. „Sie soll vor dem Strand an der Bar zu Ende gehen“, sagte Kaiser-Leven. Klaus' letzter Wunsch sei es gewesen, dass sich seine treuen Fans am Vormittag ab 11 Uhr bei der Bar treffen und feiern – vielleicht sogar bis in seinen Geburtstag hinein. „Zufall oder nicht – in der Nacht zum 29. November ist Vollmond“, sagte Kaiser-Leven.

Seine Mondscheinpartys hatten „Bambus Klaus“ über die Insel hinaus berühmt gemacht: In Sommernächten stieg der gelernte Zahntechniker aus Essen, der aus seinem bürgerlichen Nachnamen ein Geheimnis machte, um Mitternacht aufs Dach seiner Hütte und gab selbstgetextete Sylt-Schlager zum Besten. Zwischen Wolkenfetzen schimmerte dann fahles Vollmondlicht auf die Szene in der kargen Dünen- und Heidelandschaft ganz im Norden von Sylt. Hunderte Menschen ließen sich dieses Schauspiel nicht entgehen.

Der Weg nach Sylt führte zunächst über Ibiza. Im Urlaub lernte er auf der Party-Mittelmeerinsel eine Sylter Clique kennen, verabschiedete sich von seinem erlernten Beruf und folgte der Clique nach Sylt – genauer nach Kampen, wo er zunächst als Geschäftsführer das Restaurant Vogelkoje führte.

Dann wurde ihm der schlecht laufende Kiosk an einer Bushaltestelle in List angeboten. Seit 1986 besaß er die „Bar am Meer - Bushaltestelle“, kurz Bambus. Das einstige Wartehäuschen am Lister Weststrand ist immer noch als solches zu erkennen. Doch an der Wand kleben Fotos von prominenten Besuchern wie Lilo Wanders und Jürgen Drews und eine Mail von Reinhard Mey.

Die Partys feierte „Bambus Klaus“ seit 16 Jahren: „Vollmond sieht so toll aus, der kommt direkt hier hoch. Und hier draußen störst du keinen“, erklärte er noch vergangenes Jahr seine Leidenschaft – aufs Dach zu steigen und zu singen. Anfangs als Spaß gedacht, brachte er zuerst eine Single heraus, dann sogar ein Album: „Meine Inselhits“. „Wenn der Vollmond aufs Wochenende fällt, kommen auch mal Insulaner“, erzählte er. „Die Promis kommen aus Versehen, das können Sie ruhig schreiben.“

Sein Publikum war bunt gemischt: Familien mit Kindern, Teenager, auch mal Alte, Damen mit Perlenketten. Wenn der blond gelockte Gastgeber dann auf dem Dachfirst noch mal vom grünen zum knallroten Sweater wechselte, waren die Besucher begeistert. Artisten des Circus Mignon ergänzten die Show und wedelten um ihn herum.

Die Fans kamen nicht unbedingt wegen Klaus' Sangeskünsten („Ich bin so gerne auf Sylt, weil es mir dort so gut gefällt...“), eher wegen der Entertainerqualitäten. Klaus sang von Inselorten, von Nackedeis und Surfern – und die Menge jubelte.

Herbert Seckler vom Promi-Restaurant „Sansibar“ sagte „Bild-Online“ zum Tod von „Bambus Klaus“: „Leider gibt es schon wieder ein Sylter Original weniger.“

Doch die „Bar am Meer“ wird für ein Jahr weiter existieren. Klaus älterer Bruder Wolfgang – bisher betreibt er den Kiosk „AnneBude” in Essen – will zum Beginn der neuen Saison voraussichtlich im April auf Sylt starten. „Klaus hat es so gewollt und Wolfgang ihm versprochen“, sagte Kaiser-Leven.