Ermittler untersuchen gefundene Teile der Gasheizung des explodierten Hauses in Itzehoe. Bei dem verheerenden Unglück am Montag starben vier Menschen, 15 wurden teils schwer verletzt. Trauerbeflaggung im Norden.

Itzehoe. Experten des Landeskriminalamtes haben ihre Spurensuche auf dem Trümmerfeld des explodierten Hauses in Itzehoe abgeschlossen. „Die Ermittler haben Teile geborgen, die jetzt von Spezialisten im Landeskriminalamt in Kiel untersucht werden“, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Itzehoe am Donnerstag. Die Unglücksursache sei noch nicht geklärt.

Im Fokus steht die Frage, ob ein Gasleck die Explosion auslöste. Bei dem Unglück am Montag waren vier Menschen getötet und 15 teils schwer verletzt worden. Bei den Toten handelt es sich um einen 58 Jahre alten Bauarbeiter und drei Hausbewohner; sie waren 36, 38 und 45 Jahre alt.

Im Gedenken an die Opfer wehten am Donnerstag die Fahnen an den Gebäuden der Landesbehörden im Norden auf Halbmast. Innenminister Andreas Breitner (SPD) hatte dies angeordnet.

Am Abend lud die evangelische Stadtgemeinde St. Laurentii in Itzehoe zu einem ökumenischen Trauergottesdienst ein. Bürgermeister Andreas Koeppen, der seit dem tragischen Unglück zur Krisenbewältigung im Dauereinsatz war, und Propst Thomas Bergemann wollten Ansprachen halten. Die Landesregierung schickte als Vertreter Staatssekretär Bernd Küpperbusch aus dem Innenministerium.

Koeppen hat in den vergangenen Tagen den Zusammenhalt und die große Hilfsbereitschaft in der Stadt hervorgehoben. Bei einer Spendenaktion der Stadt für die Opfer und Geschädigten sind bisher mehr als 5000 Euro zusammengekommen. Zudem seien zahlreiche Sachspenden zur Verfügung gestellt worden.

Außer dem völlig zerstörten explodierten Mehrfamilienhaus sind sechs Häuser in der Umgebung unbewohnbar, rund 50 Bewohner können nicht nach Hause. Die meisten von ihnen wohnen bei Freunden oder Verwandten.

Gasgeruch vor der Tragödie

Vor dem Haus hatte es vor der Explosion Kanalisationsarbeiten gegeben. Deshalb stand die Frage im Raum, ob dabei möglicherweise die zum Haus führende Gasleitung beschädigt worden sein könnte. Durch die Druckprobe ist dies nun ausgeschlossen.

Anwohner hatten vor der Tragödie Gasgeruch wahrgenommen. In den Straßen rund um die Unglücksstelle war das Gas nach der Explosion sicherheitshalber abgestellt worden, seit Mittwoch strömt es wieder durch die Leitung.

Dass ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hochgegangen sein könnte, schloss die Polizei – nach den bisherigen Erkenntnissen - aus. Auch die theoretische Möglichkeit, dass hochbrisante Chemikalien gelagert worden sein könnten, ist demnach so gut wie auszuschließen.

Von ursprünglich etwa 100 betroffenen Anwohnern müsse noch etwa die Hälfte bis auf weiteres in Hotels oder bei Verwandten und Freunden schlafen, sagte Bürgermeister Andreas Koeppen (SPD). „Sechs Häuser sind bis auf weiteres unbewohnbar“, sagte der Prüfingenieur für Baustatik, Rafikh Ben-Hassen. Einige von der Explosionsstelle weiter entfernte Häuser sind inzwischen nicht mehr gesperrt. „Einer sechsköpfigen Familie haben wir eine städtische Ersatzwohnung zur Verfügung gestellt“, sagte Koeppen. „Die Stadt könnte auch ein ehemaliges Internat in Kellinghusen als provisorische Unterkunft herrichten, aber es gibt keine Nachfrage.“

Lediglich die akute Standfestigkeit der Gebäude um das völlig zerstörte Mehrfamilienhaus hat Rafikh Ben-Hassen im Auftrag der Stadt inzwischen überprüfen können. „Ein Nachbarhaus zur Explosionsstelle ist abrissreif und ein weiteres massiv am Giebel beschädigt.“ Die mehrgeschossigen Backsteinhäuser stammen seinen Angaben zufolge aus den 1920er Jahren. Auch wenn die akute Standsicherheit gegeben sei, könnten Menschen in den beschädigten Häusern nicht wohnen. Mindestens zwei Wochen werden die statischen Untersuchungen seinen Angaben zufolge noch dauern, bis die Standfestigkeit auf Dauer geprüft ist. „Und dann müssen die Schäden begutachtet werden, ob sich ein Sanieren der Häuser lohnt oder ein Abriss geboten ist.“