Nach der verheerenden Haus-Explosion in Itzehoe steht fest: Die Gasleitung in der Straße bis zu den Hausanschlüssen ist ohne Defekt. Eine Gasexplosion hätte also nur im Haus ausgelöst werden können.

Itzehoe. Auf der Suche nach der Explosionsursache in Itzehoe steht nun die zentrale Gasheizung des Mehrfamilienhauses im Fokus der Ermittler. „Wir suchen in den Trümmern nach bestimmten Teilen der Heizung und erhoffen uns Aufschluss auf die Unfallursache“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochabend. Innenminister Andreas Breitner (SPD) hat für Donnerstag Trauerbeflaggung an den Dienstgebäuden der obersten Landesbehörden angeordnet. Am Donnerstagabend soll der Opfer in einem ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche St. Laurentii in Itzehoe gedacht werden.

Bei der Explosion am Montag waren vier Menschen getötet und 15 teils schwer verletzt worden. Sechs Häuser in der Umgebung sind unbewohnbar, rund 50 Bewohner können nicht nach Hause.

Experten des Landeskriminalamtes setzten am Mittwoch auf dem Trümmerfeld die Spurensuche fort und kamen ein gutes Stück voran. „Wenn es zu einer Gasexplosion gekommen sein sollte, müsste sie im Haus ausgelöst worden sein“, erklärte der Polizeisprecher. Denn die Gasleitung in der Straße einschließlich aller Hausanschlüsse – auch des völlig zerstörten Mehrfamilienhauses Nummer drei – sei ohne Defekt, erklärte Manfred Tenfelde von der Geschäftsführung der Stadtwerke Itzehoe. Das habe eine Druckprobe ergeben.

Tenfelde betonte, die Stadtwerke hätten über den Zustand von Gasgeräten oder des Kessels in dem Haus keine Informationen. „Wir wissen von keinen Schäden oder Problemen.“ Dies sei Angelegenheit des Hauseigentümers. „Der Gaszähler wurde 2011 gewechselt, aber das ist Routine“, sagte Tenfelde.

Vor dem Haus hatte es vor der Explosion Kanalisationsarbeiten gegeben. Deshalb stand die Frage im Raum, ob dabei möglicherweise die zum Haus führende Gasleitung beschädigt worden sein könnte. Durch die Druckprobe ist dies nun ausgeschlossen. Bei dem tragischen Unglück wurden ein Bauarbeiter und drei Hausbewohner getötet.

Anwohner hatten vor der Tragödie Gasgeruch wahrgenommen. In den Straßen rund um die Unglücksstelle war das Gas nach der Explosion sicherheitshalber abgestellt worden, seit Mittwoch strömt es wieder durch die Leitung.

Dass ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hochgegangen sein könnte, schloss die Polizei – nach den bisherigen Erkenntnissen - aus. Auch die theoretische Möglichkeit, dass hochbrisante Chemikalien gelagert worden sein könnten, ist demnach so gut wie auszuschließen.

Von ursprünglich etwa 100 betroffenen Anwohnern müsse noch etwa die Hälfte bis auf weiteres in Hotels oder bei Verwandten und Freunden schlafen, sagte Bürgermeister Andreas Koeppen (SPD). „Sechs Häuser sind bis auf weiteres unbewohnbar“, sagte der Prüfingenieur für Baustatik, Rafikh Ben-Hassen. Einige von der Explosionsstelle weiter entfernte Häuser sind inzwischen nicht mehr gesperrt. „Einer sechsköpfigen Familie haben wir eine städtische Ersatzwohnung zur Verfügung gestellt“, sagte Koeppen. „Die Stadt könnte auch ein ehemaliges Internat in Kellinghusen als provisorische Unterkunft herrichten, aber es gibt keine Nachfrage.“

Lediglich die akute Standfestigkeit der Gebäude um das völlig zerstörte Mehrfamilienhaus hat Rafikh Ben-Hassen im Auftrag der Stadt inzwischen überprüfen können. „Ein Nachbarhaus zur Explosionsstelle ist abrissreif und ein weiteres massiv am Giebel beschädigt.“ Die mehrgeschossigen Backsteinhäuser stammen seinen Angaben zufolge aus den 1920er Jahren. Auch wenn die akute Standsicherheit gegeben sei, könnten Menschen in den beschädigten Häusern nicht wohnen. Mindestens zwei Wochen werden die statischen Untersuchungen seinen Angaben zufolge noch dauern, bis die Standfestigkeit auf Dauer geprüft ist. „Und dann müssen die Schäden begutachtet werden, ob sich ein Sanieren der Häuser lohnt oder ein Abriss geboten ist.“