Herbert Rohwedder und seine Familie aus Schleswig-Holstein waren beim dramatischen Unglück der „Costa Concordia“ dabei. Die Bilder über das Aufrichten des Kreuzfahrtschiffes haben jedoch „keine alten Wunden mehr aufgebrochen“.
Kiel. Die Fernsehbilder über das Aufrichten des gekenterten Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ haben bei dem Überlebenden Herbert Rohwedder,66, aus Schleswig-Holstein „keine alten Wunden mehr aufgebrochen“. „Das habe ich mir interessiert angeguckt, ob sie den Koloss wieder aufgerichtet kriegen – darum geht’s, um nichts anderes! Ich denke überhaupt nicht weiter nach, was damals war, für uns ist das Thema schon lange abgeschlossen“, sagte der ehemalige Landwirt aus Nortorf (Kreis Steinburg), der mit seiner Frau Telse,54, seinem Schwager und deren Frau das dramatische Unglück im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio miterlebte. 32 Menschen starben, darunter zwölf Deutsche.
Inzwischen haben Rohwedder und seine Frau schon wieder eine Kreuzfahrt gemacht, obwohl sie sich nach dem Unglück zunächst geschworen hatten „nie wieder“. „Aber als wir erfahren haben, wodurch das Unglück entstanden ist – nämlich durch bodenlosen Leichtsinn des Kapitäns – habe ich mir gesagt: Wir können ruhig wieder losfahren, so wird’s nicht wieder passieren.“ Wie alle anderen Überlebenden erhielten sie von der Reederei 11.000 Euro als pauschale Zahlung und verzichteten dafür auf Regressansprüche.
Mit der „Aida“ reisten die Rohwedders von Hamburg nach Gran Canaria. Er selbst habe keine Probleme gehabt, „ein büschen mehr meine Frau“. „Sie hatte gemischte Gefühle und keine Vorfreude auf die neue Kreuzfahrt, „aber als es dann losging und wir auf der Elbe waren - „da war alles gut“, sagte sie – sonst wäre sie in Dover ausgestiegen und nach Hause geflogen“, erzählte Rohwedder.
„Wir haben uns geschworen, wir fahren nie wieder mit einem italienischen Schiff, sonder nur noch mit einem deutschen – das ist für uns eine Lehre aus diesem Unglück“, sagte Rohwedder. Noch heute wirft er der Schiffsführung und Besatzung „totales Versagen“ bei der Schiffskatastrophe vor. Die Wahl der „Aida“ begründete er damit, „jeder der eine Uniform trägt, spricht deutsch – das ist auf italienischen Schiffen nicht gegeben.“
Die vorgeschriebene Sicherheitsübung mit Schwimmwesten vor den Rettungsbooten hat Rohwedder schon auf sieben Kreuzfahrten mitgemacht. Auf der „Costa Concordia“ sei das nur mehr ins Lächerliche gezogen worden: „Der „Vorturner“ damals war ja nur am Rumalbern, aber der hatte natürlich auch nicht damit gerechnet, was ihn und uns erwartet.“ Bei seiner jüngsten Kreuzfahrt habe die Mannschaft im Hafen von Santa Cruz Rettungsboote zu Wasser gelassen, sei ein paar Runden gefahren und habe dann die Boote wieder hochgehievt. „Das hatten wir auf der „Costa Concordia“ nicht erlebt.“ Die Rettungsboote schienen nach meinem Eindruck lange nicht mehr bewegt worden zu sein.
Auf die Frage, ob er Bluthochdruck oder Gänsehaut bei den neuen Fernsehbildern von der „Costa Concordia“ bekomme, antwortete Rohwedder mit einem klaren Nein. Anders sei dies bei seiner Frau, die sich mit Schwimmweste an Land gerettet hatte. „Die kann das nicht ganz so gut.“ Zunächst sei sie nach dem Unfall ganz gut zurechtgekommen. „Aber dann hat sie soviel Scheiß im Fernsehen gesehen, was eigentlich nicht den Tatsachen entsprach – da kriegte sie eine zeitlang Bedenken.“ Er habe gesundheitliche Probleme, die ihn mehr beschäftigten, sagte Rohwedder. „Deshalb kann ich leichter drüber hinwegkommen als wenn man top-gesund ist.“ Die nächste Kreuzfahrt ist bereits angedacht. „Wir werden uns im nächsten Jahr auch wieder etwas ausgucken.“ .