Es soll häufigere Fachkonferenzen geben, die Mitarbeiter des Jugendamtes sollen regelmäßig an Fortbildungsprogrammen teilnehmen, Supervision soll fester Bestandteil der Arbeit sein.
Bad Segeberg. Der Kreis Segeberg hat die Konsequenzen aus dem Kindesmissbrauchsfall vom vergangenen Jahr gezogen. Der Fall des „Kellerkindes“ hatte für bundesweite Schlagzeilen und für harte Kritik an der Arbeitsweise des Kreisjugendamtes gesorgt. Per Zufall war im Sommer vergangenen Jahres ein drei Jahre alter Junge aufgefunden worden, den seine Eltern über einen längeren Zeitraum in einem völlig verdreckten und verwahrlosten Kellerraum weggesperrt hatten. Trotz regelmäßiger Besuche von Jugendschützern, hatte lange niemand das Schicksal des kleinen Jungen bemerkt.
Der Kreistag hat gestern Abend einen Bericht zur Kenntnis genommen, in dem der Fall und die Folgen thematisiert und die Konsequenzen ausgearbeitet wurden. Ein Sonderausschuss hatte sich in monatelanger Arbeit mit dem Fall beschäftigt und ist unter anderem zu dem Schluss gekommen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Trägern des Jugendschutzes verbessert werden muss. Es soll häufigere Fachkonferenzen geben, die Mitarbeiter des Jugendamtes sollen regelmäßig an Fortbildungsprogrammen teilnehmen, Supervision soll fester Bestandteil der Arbeit sein. Diese und andere Punkte wurden während der Sitzung des Kreistages einstimmig beschlossen.
Die Politiker waren sich einig, dass die Verwaltung die Brisanz des Falles zunächst nicht erkannt habe, die Politik der scheibchenweisen Information falsch gewesen sei. Landrätin Jutta Hartwieg widersprach den Kreispolitikern: Die Brisanz des Falles sei von ihr und dem Leiter des Jugendamtes sofort erkannt worden, sie hätten aber die Brisanz der politischen Diskussion unterschätzt.