Als erstes Bundesland stellte Schleswig-Holstein Volksgruppen Sinti und Roma am Mittwoch unter den Schutz der Landesverfassung.
Kiel. Als erstes Bundesland stellt Schleswig-Holstein Sinti und Roma unter den Schutz der Landesverfassung. Der Kieler Landtag beschloss am Mittwoch einstimmig eine entsprechende Änderung der Verfassung. In Artikel 5, Absatz 2, Satz 2 der Landesverfassung heißt es künftig: „Die nationale dänische Minderheit, die Minderheit der deutschen Sinti und Roma und die friesische Volksgruppe haben Anspruch auf Schutz und Förderung.“
Der Zentralratsvorsitzender Romani Rose verfolgte die Abstimmung im Kieler Landtag von der Besuchertribüne aus. Im vergangenen Jahr war die mögliche Aufnahme von Sinti und Roma in die Verfassung noch an der damaligen Landesregierung aus CDU und FDP gescheitert. Dem erneuten Anlauf von SPD, Grünen, FDP, Piraten und Südschleswigschem Wählerverband (SSW), der Partei der dänischen Minderheit, stimmte letztlich aber auch die Union zu.
In Deutschland leben schätzungsweise 70.000 Sinti und Roma. In der Nachkriegszeit kämpften sie lange um Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus. Dies geschah erst 1982 durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Er bezeichnete die nationalsozialistischen Verbrechen offiziell als Völkermord. Seit 1995 sind die Volksgruppen hierzulande als nationale Minderheit anerkannt.
Als erstes Bundesland stellte Schleswig-Holstein beide Volksgruppen nun am Mittwoch unter den Schutz der Landesverfassung. Sinti und Roma sind seit mehreren Jahrhunderten auch in Schleswig-Holstein beheimatet. Aktuell leben im nördlichsten Bundesland Schätzungen zufolge rund 5.000 Angehörige dieser Volksgruppen. Ihre erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1417.
Sinti und Roma haben eine Vielzahl eigener Traditionen bewahrt. Bis heute ist das Romanes ihre Muttersprache. Ende Oktober wurde in Berlin im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Denkmal für die rund 500.000 von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma eingeweiht.