Alle Fraktionen des Kieler Landtags sind dafür, die Messe in Husum zu halten. Zusammenarbeit mit Hamburg soll verbessert werden.
Kiel. Führt der Standortstreit um die Windmesse im Norden doch noch zu einer Aufgabenteilung zwischen Hamburg und Husum? Äußerungen aus dem Lager der Kieler Koalition könnten darauf hindeuten. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) signalisierte am Mittwoch in Kiel, dass er eine Aufteilung zwischen einer Onshore-Messe in Husum und einer Offshore-Messe in Hamburg für eine denkbare Überlegung hält. Beobachter in Kiel gehen davon aus, dass eine solche Aufteilung bei anstehenden Gesprächen mit Hamburg eine mögliche Kompromisslinie sein könne.
Die Landesregierung werde sich mit allen vernünftigen Argumenten dafür einsetzen, dass es in Husum 2014 und darüber hinaus eine erfolgreiche Windmesse geben wird, versicherte Albig in einer Aktuellen Stunde des Landtags. Bei der Windenergie sei die nordfriesische Kreisstadt nicht Provinz, sondern Metropole. „Husum ist die Welthauptstadt des Windes.“ Die diesjährige Messe sei die erfolgreichste aller Zeiten gewesen. Entscheidend sei im Übrigen, ob die Kunden zur Messe kommen, sagte Albig. Und hier sei Husum ausgesprochen erfolgreich. Mit sehr wichtigen Playern wollten die Aussteller auch 2014 in Husum sein. Die Buchungszahlen seien bereits herausragend.
Gespräche mit dem Weltmarktführer Vestas hätten mit Blick auf 2014 viel Mut gemacht, sagte Albig. Die Husumer Messegesellschaft leiste eine großartige Arbeit. Albig warb um Unterstützung dafür, Industrie und Messestandorte zusammenzubringen.
Wenn das Husumer Messekonzept erfolgreich ist, sei das auch ein wichtiges Argument gegenüber Hamburg, sagte der Regierungschef, der auf weitere Gespräche mit der Hansestadt setzt. Vermittlungsbemühungen der Wirtschaft unmittelbar vor der jüngsten Auflage in Husum Mitte des Monats waren gescheitert. „Ich habe keine Angst vor Wettbewerb“, sagte Albig auch. Husum würde ihn aus seiner Sicht gewinnen. „Dieses Land steht hinter Husum“, sagte Albig. „Lassen Sie uns für Husum kämpfen und nicht streiten“, appellierte er an das Parlament.
Nach derzeitigem Stand würde es 2014 zeitgleich Messen in Husum und Hamburg geben. Auch nach Ansicht von SPD-Fraktionschef Ralf Stegner könnte eine Lösung auf eine „aufgabenteilige Vereinbarung“ hinauslaufen. „Wir wollen, dass die Husumer WindEnergy in Husum bleibt“, bekräftigte er.
Für SSW-Fraktionschef Lars Harms ist das Thema Windenergie inzwischen so vielfältig, dass eine Aufteilung zwischen Standorten sinnvoll sein könnte – am besten gemeinsam organisiert. Harms betonte, Abwerbebemühungen aus Hamburg gebe es schon seit 2002; es handle sich also nicht um eine parteipolitische Angelegenheit. Es sollte in Ruhe verhandelt werden und dies nicht unbedingt auf höchster Ebene. Die FDP forderte dagegen, das Thema zur Chefsache zu machen.
Während CDU und FDP der rot-grün-blauen Landesregierung politische Untätigkeit bescheinigten, konterten SPD und Piraten, die Probleme seien noch in der Zeit der Vorgängerregierung aufgekommen. CDU-Fraktionschef Johannes Callsen warf dem Ministerpräsidenten und der Landesregierung insgesamt vor, gegenüber Hamburg nicht energisch auf politischer Ebene für die Husumer Messe zu kämpfen. Albig versuche, die Probleme wegzulächeln. „Wir wollen Husum stärken und uns auch nicht bange machen lassen“, hielt SPD-Fraktionschef Stegner dagegen. Es müsse aber überlegt werden, wie das Angebot an Hamburg sein könne. Auch eine aufgabenteilige Vereinbarung könne eine konstruktive Lösung sein, meinte Stegner.
Vertreter aller Fraktionen setzten sich dafür ein, die Husumer Traditionsmesse zu erhalten und zugleich die Zusammenarbeit mit Hamburg zu verbessern. „Der Messestreit ist ein politischer Vorgang und muss politisch gelöst werden“, sagte Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben. „Wir Grünen werden für die Husumer Messe kämpfen.“ Oliver Kumbartzky von der FDP kritisierte die Landesregierung, sie habe bisher keine Strategie erkennen lassen.