Nach dem rästelhaften Verschwinden des zehnjährigen Sebastian auf Amrum hat die Polizei noch keine Hinweise auf das Schicksal des Jungen.

Husum/Kiel. Verzweifelte Suche nach Sebastian: Nach dem rätselhaften Verschwinden des Zehnjährigen auf der Nordseeinsel Amrum hat die Polizei auch am Dienstag keinen Hinweis auf das Schicksal des Urlauberkindes aus Österreich gefunden. "Von dem Jungen fehlt noch jede Spur“, sagte Polizeisprecher Haye Jebsen. Am Mittwoch sollte die Suche von Polizei und Feuerwehr auf der Insel weitergehen. Ob erneut Hubschrauber oder Schiffe der Seenotrettung zum Einsatz kommen, war zunächst offen. Polizeisprecherin Kristin Stielow betonte: „Wir geben nicht auf. Wir greifen jede Spur auf.“ Denkbar sei ein Unglück, aber auch ein Verbrechen sei nicht auszuschließen.

Zu Sebastians Familie wollte die Polizei zunächst keine näheren Angaben machen. Das Außenministerium in Wien bestätigte, dass Sebastian aus Österreich kommt. „Die österreichische Botschaft in Berlin hat mit den Behörden vor Ort Kontakt aufgenommen“, sagte Ministeriumssprecher Nikolaus Lutterotti. Die Botschaft werde den Angehörigen Hilfe anbieten.

+++ Verzweifelte Suche nach Sebastian geht weiter +++

Die Polizei forderte am Dienstag die Bevölkerung verstärkt zur Mithilfe auf und bittet Touristen und Einheimische um Fotos oder Videos vom Tag des rätselhaften Verschwindens. Aufnahmen, die am 1. Juli zwischen 12.00 und 20.00 Uhr im Bereich des Spielplatzes "Piratenschiff" am Strand von Wittdün entstanden, sollten in digitalisierter Form der Kripo in Niebüll gemailt werden (niebuell.kpast@polizei.landsh.de). Zeugen, die persönlich zur Polizei in Nebel auf Amrum gehen wollen, wurden gebeten, ein USB-Kabel (für die Kamera) oder Datenträger (etwa SD-Karte oder Stick) mitzunehmen.

Die Ermittler hoffen bei der Suche nach Sebastian auch auf die Hilfe der Fernsehzuschauer. Der Fall des Zehnjährigen aus Wien ist am Mittwoch Thema in der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ (4. Juli, 20.15 Uhr), wie die Verantwortlichen der Sendung am Dienstag mitteilten.

Sebastian war am späten Sonntagnachmittag zuletzt nahe des Ortes Wittdün gesehen worden. Dort hatte er auf einem "Piratenschiff“ eines Strandspielplatzes gespielt. Zeugen wollen den blond gelockten Zehnjährigen kurz vor seinem Verschwinden gegen 18 Uhr mit einem anderen blonden Jungen gesehen haben. Die Polizei suchte daraufhin nach einem Kind namens Lukas. Ein Lukas meldete sich am Dienstag auch bei den Beamten. Doch die Hoffnung, dass er weiterhelfen könnte, zerschlug sich schnell.

+++ Suche nach vermisstem Zehnjährigen läuft auf Hochtouren +++

Lukas hatte zwar mit Sebastian auf dem Schiff gespielt, war aber deutlich vor 18 Uhr von dem Spielplatz weggegangen. Die Polizei sucht deshalb weiter nach einem möglicherweise anderen blonden Jungen, der Sebastian danach noch getroffen haben könnte. „Vielleicht hat Sebastian dem Kind erzählt, was er noch vorhatte, oder dass er vielleicht jemanden kennengelernt hat“, sagte Stielow. „Wir greifen nach jedem Hinweis, der irgendwie helfen kann.“

Die Polizei veröffentlichte zudem Fotos von Sebastian im Internet. „Die Bilder sollen weltweit zu sehen sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sebastian irgendwie aufs Festland gekommen ist“, sagte Stielow. „Wir hoffen, dass alle Ausschau nach Sebastian halten.“ Der Junge war zuletzt mit einem blauen Langarmshirt aus Fleece und einer Jeans bekleidet und barfuß unterwegs.

Der Spielplatz liegt nur einige hundert Meter von dem Ferienhaus entfernt, in dem der Junge nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung mit seinen Eltern und seiner Schwester Urlaub machte. Sebastians Mutter sagte dem Blatt: „Mein Junge wurde Opfer einer Straftat.“ Auf der Insel wird aber auch spekuliert, dass der Junge möglicherweise ins Wasser ging und nicht mehr ans Ufer kam. Zum Zeitpunkt von Sebastians Verschwinden herrschte aber Niedrigwasser. „Außerdem konnte er gut schwimmen“, sagte die Mutter der Zeitung.

Nach dem Zehnjährigen war am ersten Tag nach Sebastians Verschwinden zu Wasser, an Land und in der Luft gesucht worden. Drei Rettungseinheiten der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (GZRS) waren im Einsatz. Die Suche wurde über die Insel hinaus auf die Halligen und Föhr ausgedehnt. Die Polizei setzte außerdem Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Spürhunde ein.

Eine Sprecherin der Freiwilligen Feuerwehr auf Amrum berichtete, dass die Einsatzkräfte auch von vielen Insulanern unterstützt wurden: „Hier sind sehr viele Menschen, die etwas tun wollen und mitsuchen."

mit Material von dpa und dapd