Bei einer Rundreise durch den Norden informierte sich eine Gruppe japanischer Wirtschaftsreisender über den Bau von Windkraftanlagen.

Emden/Kiel. Japans Industrie interessiert sich nach der Atomkatastrophe von Fukushima für deutsches Know-How bei alternativen Energien. Bei einer Rundreise durch Niedersachsen und Schleswig-Holstein informierte sich eine 45-köpfige japanische Wirtschaftsdelegation vor allem über den Bau von Windkraftanlagen in der See. Der Bereich der Offshore-Windkraft sei besonders ausbaufähig, sagten Mitglieder der Delegation am Freitag nach der Informationsreise quer durch Norddeutschland.

Auf Einladung der Deutschen Industrie- und Handelskammer waren die Japaner unter anderem in Husum, aber auch in Emden. Japan hat zwar keinen Atomausstieg beschlossen, will aber die erneuerbaren Energieträger stark ausbauen.

Die Iwaki-Region südlich von Fukushima will sogar ganz auf Atomkraft verzichten, sagte Koji Kato, Wirtschaftsförderer der Provinz im Norden Japans. Die Region liegt nur 30 Kilometer von den Unglücksreaktoren entfernt an der Pazifikküste. „Wir müssen nach diesem Unglück unabhängig von der Atomkraft werden“, sagte Kato.

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Das Interesse der Japaner galt unter anderem dem deutschen Windkraft-Marktriesen Enercon in Emden und Aurich. Dort werden Flügel, Generatoren und Fundamente hergestellt und in alle Welt verschifft.

Ursprünglich wollte Japan im Jahr 2030 mehr als 50 Prozent des Strombedarfs aus Atomkraftwerken speisen. Doch die Kritik an der Atompolitik sei gewachsen, sagte der Geschäftsführer der deutschen Handelskammer in Japan, Marcus Schürmann. Das bedeute auch große Chancen für deutsche Unternehmen, ihr Know-How beizusteuern.

Windparks an Land tragen in Japan erst in kleinem Stil zur Stromversorgung bei. Bedeutend schwieriger als in der flachen Nordsee sei der Bau von Offshore-Windparks im tiefen Pazifik, sagte Schürmann. Daher werde etwa der Bau von schwimmenden Windrädern auf Plattformen untersucht. Wegen der guten geografischen Lage biete sich auch der Einsatz von Solarenergie an. (dpa)