Nach dem Tod von drei Lübecker Schülern, die in Antalya gepanschten Alkohol tranken, ist zwei Jahre nach Prozessbeginn ein Urteil gefallen.

Antalya/Lübeck. Wegen der tödlichen Vergiftung von drei Lübecker Schülern mit gepanschtem Alkohol hat ein türkisches Gericht am Freitag hohe Haftstrafen verhängt. Die beiden Hauptangeklagten, zwei Getränkelieferanten, wurden in drei Fällen wegen vorsätzlichen Totschlags zu jeweils 16 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt. Vier weitere Schüler waren schwer erkrankt. Das Gericht verhängte deshalb gegen die beiden Brüder wegen vorsätzlicher Körperverletzung eine Strafe von zusätzlich jeweils vier Mal zwei Jahren und sechs Monaten Haft.

Ein Einkaufsmanager und der Restaurantchef des Hotels wurden wegen fahrlässigen Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung zu insgesamt jeweils fünf Jahren verurteilt. Neun weitere Angeklagte sprach das Gericht frei.

Die Lübecker Schüler hatten während ihrer Klassenreise im Hotel „Anatolia Beach“ in der türkischen Touristenhochburg Kemer den tödlichen Alkohol getrunken, den sie für Wodka hielten. Ein 21-Jähriger starb noch in Kemer an einer Methanolvergiftung, ein 17- und ein 19-Jähriger fielen ins Koma und starben später in der Uniklinik Lübeck. Mehrere Mitschüler, die ebenfalls von dem gepanschten Alkohol getrunken hatten, überlebten. Sie leiden aber nach Angaben Brands bis heute an Sehstörungen und psychischen Belastungen.

Für die Familien der verstorbenen Schüler geht ein Leidensweg zu Ende. "Für die Angehörigen war es wichtig, dass es überhaupt einen Schuldspruch gegeben hat. Dadurch ist klargestellt, dass die Jugendlichen ihren Tod nicht selbst durch Alkoholexzesse verschuldet haben, sondern dass sie Opfer eines Verbrechens geworden sind“, sagte Opferanwalt Frank-Eckhard Brand. In der Türkei und auch in Deutschland waren zunächst Stimmen laut geworden, die Jugendlichen hätten sich beim Koma-Trinken zu Tode gesoffen. Der Direktor eines türkischen Krankenhauses hatte zunächst behauptet, dass der noch in der Türkei gestorbene 21-Jährige sieben Promille Alkohol im Blut gehabt habe. Eine Obduktion in Deutschland ergab, dass der junge Mann, wie auch zwei seiner Mitschüler, an einer Methanolvergiftung starb.

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Der Vater des 21-Jährigen hatte den ganzen Prozess begleitet, war immer wieder in die Türkei gereist, um der Gerichtsverhandlung zu folgen. „Für ihn war das Urteil eine große Erleichterung“, sagte Brand.

Das Urteil in dem Indizienprozess wurde seit März immer wieder verschoben, weil Unterlagen fehlten. Zuletzt musste die Verhandlung vertagt werden, weil einer der in Haft sitzenden Hauptangeklagten nicht vorgeführt worden war. Seine Ladung war an das falsche Gefängnis geschickt worden. (dpa/abendblatt.de)