An Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Kubicki scheiden sich die Geister. Seit 16 Jahren führt er die Landtags-Fraktion in Kiel.

Kiel. Schleswig-Holsteiner mögen ihn entweder oder sie lehnen ihn vehement ab. Dazwischen gibt es im Falle von FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki so gut wie nichts. Der 60-Jährige ist im nördlichsten Bundesland wahrscheinlich wesentlich bekannter als die Spitzenkandidaten von SPD und CDU. „Ich polarisiere offensichtlich“, sagte die unumstrittene Nummer eins der Nord-Liberalen.

In den vergangenen Wochen war der rhetorisch beschlagene Jurist ein gefragter Gast in Fernseh-Talkshows, denn Kubicki scheut kein klares Wort und greift gerne an – den politischen Gegner und immer wieder auch die eigene Partei. Den Zustand der Liberalen verglich er Ende 2010 mit der „Spätphase der DDR“.

+++ Kubickis Ziel: mindestens 6,5 Prozent in Schleswig-Holstein +++

Nach 38 Jahren in der Opposition brachte Kubicki die Nord-Liberalen im September 2009 zurück in Regierungsverantwortung. Bereits zum vierten Mal trat er als Spitzenkandidat an. „Meine historische Rolle habe ich damit erfüllt“, sagt er.

Seit 16 Jahren führt der gebürtige Braunschweiger die Landtags-Fraktion im Kieler Landeshaus. Einen eigenen Ministerposten lehnte der Jurist früher vehement. Doch auch ohne ist er seit Jahren der starke Mann der FDP im Norden. Anfang März überraschte er seine Partei jedoch mit der Ankündigung, sich im Falle einer Regierungsbeteiligung der FDP nach der Wahl im Mai um das Amt des Finanzministers bemühen zu wollen. Wenige Tage zuvor hatte er seinen 60. Geburtstag gefeiert.

+++ Rösler und Kubicki, Freunde auf Zeit +++

Der Vater zweier erwachsener Kinder ist in dritter Ehe mit der Rechtsanwältin Annette Marberth-Kubicki verheiratet. Vor gut einem Jahr wurde das erste Enkelkind geboren. „Ich hatte meinen beiden Töchtern dringend angeraten, mit einer Schwangerschaft zu warten, weil ich mental noch nicht so weit war“, sagt er.

Seit Jahren lebt der Liberale in einem Haus im beschaulichen Kieler Vorort Strande mit unverbautem Blick auf die Ostsee. Im dortigen Hafen liegt auch sein Motorboot „Liberty“. An freien Tagen fährt er damit auf der Ostsee über das Wasser. „In Strande weiß man dann: Kubicki spielt wilde Sau“, sagte er 2009 in einem Interview.

Sich selbst beschreibt der streitbare Liberale als sehr rationalen Menschen. „Was gelegentlich den Eindruck hervorruft, dass ich emotionslos sei oder arrogant. Dem ist aber natürlich nicht so“, sagt er. Außerdem rede er manchmal schneller als er denke. „Weil ich das Spiel mit der deutschen Sprache und auch Ironie liebe, bin ich manchmal mit Sprüchen relativ schnell zur Hand.“

+++ Nervöser Wahlkampf: Kubicki rechnet schon mal ab +++

Sein Motorrad hat der langjährige Biker mittlerweile verkauft. „Früher bin ich Motorrad gefahren, jetzt gehe ich auf den Golfplatz“, sagt er. Dabei habe er viele Stunden lang den Kopf frei. „Das einzige, was mich dann beschäftigt, ist die spannende Frage, warum fliegt die kleine weiße Kugel nicht dahin, wo ich sie hin haben will.“

In gute Laune versetzt den Genussmenschen Kubicki neben dem Essen vor allem das Flirten. „Mir macht es Spaß, Menschen zu beobachten und dann mit ihnen in Kommunikation zu treten.“

Politisch steht Kubicki für den konsequenten Sparkurs der schwarz-gelben Koalition seit 2009. Bundesweite Bekanntheit erlangte er vor allem durch die enge Freundschaft mit seinem inzwischen verstorbenen Parteifreund Jürgen Möllemann.

Mit Material von dapd