2.500 Menschen, unter ihnen auch Landesvater Carstensen, demonstrierten am Sonnabend gegen einen 120-Mann-starken NPD-Aufmarsch.

Lübeck. Tausende Menschen haben am Samstag in Lübeck mit Demonstrationen, Kundgebungen und Prozessionen der Opfer der Bombardierung der Stadt im Jahr 1942 gedacht. Sie protestierten zugleich friedlich gegen einen umstrittenen Aufmarsch der rechtsextremen NPD. „Es kam zu keinerlei Ausschreitungen. Alle Demonstrationen fanden störungsfrei statt“, sagte eine Polizeisprecherin in der Hansestadt. Während sich das Bündnis gegen Rechts aus zwischenzeitlich 2.500 Teilnehmern formierte, waren etwa 120 Neonazis um den NPD-Mann Thomas Wulff nach Lübeck gereist.

Das Oberverwaltungsgericht Schleswig hatte die von der NPD angemeldete Veranstaltung am vergangenen Donnerstag unter Berufung auf die Versammlungsfreiheit endgültig erlaubt – allerdings die Demonstrationsroute gekürzt. Die Stadt Lübeck hatte sich erfolglos gegen den Aufmarsch gewehrt. Die Neonazis hatten im Vorfeld angekündigt, mit etwa 300 Teilnehmern der Opfer der Bombardierung Lübecks durch die Alliierten im Jahr 1942 gedenken zu wollen.

Dagegen protestierten im Verlauf des Tages mehrere Tausend Menschen mit insgesamt 16 Demonstrationen und Prozessionen. Bereits am Samstagmorgen hatten sich mehrere Hundert Menschen auf dem Lübecker Marktplatz versammelt. Gegen 10.00 Uhr setzten sich die Demonstranten auf Initiative des Bündnisses „Wir können sie stoppen!“ in Bewegung. Die Teilnehmer zogen bis zum Nachmittag durch die Innenstadt, wie eine Polizeisprecherin auf dapd-Anfrage sagte.

Carstensen und Lötzsch beteiligen sich an Protesten

Unter den Protestlern waren zahlreiche Landes- und Bundespolitiker, darunter Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, FDP-Landeschef Heiner Garg, Linke-Vorsitzende Gesine Lötzsch, SPD-Vize Manuela Schwesig, Schleswig-Holsteins SPD-Spitzenakandidat Torsten Albig, Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck sowie der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck.

Bei einem Verkehrsunfall am Rande des Neonazi-Aufmarsches sind zwei Polizisten leicht verletzt worden. Ein Lautsprecherwagen habe zurückgesetzt und sei dabei gegen einen zivilen Streifenwagen gestoßen, teilte die Polizei mit. Die beiden Beamten im Alter von 36 und 40 Jahren seien vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht worden, das sie aber wenig später wieder verlassen konnten. Der Streifenwagen sei nicht mehr fahrbereit gewesen. Es sei eine Anzeige geschrieben worden. Genauere Angaben zum Unfallhergang wollte eine Polizeisprecherin nicht machen. (dapd/dpa/abendblatt.de)