In zwei Betrieben mit größeren Schafhaltungen wurde das Virus festgestellt. Für Menschen ist es jedoch ungefährlich. Impfstoffe gibt es nicht.

Kiel. Das Schmallenberg-Tierseuchenvirus ist erstmals bei zwei Tieren in Schleswig-Holstein festgestellt worden. Laboruntersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts hätten dies bestätigt, teilte das Landwirtschaftsministerium am Dienstag in Kiel mit. Bei beiden Betrieben handelt es sich um größere Schafhaltungen.

Das Schmallenberg-Virus ist laut Ministerium für Menschen ungefährlich. Bei Tieren können Schäden in Form von Totgeburten oder Missbildungen vor allem auftreten, wenn sie in einer bestimmten Phase der Trächtigkeit infiziert werden. Die Behörden vermuten, dass sich die betroffenen Muttertiere im Herbst 2011 infiziert haben.

Wegen der Witterung ist laut Ministerium momentan nicht mit Neuinfektionen zu rechnen. Von dem Virus sind aber immer mehr Bundesländer betroffen. Die Tierkrankheit breitete sich über Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nach Schleswig-Holstein aus. Inzwischen seien 47 Betriebe in vier Bundesländern betroffen, sagte die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald, Elke Reinking, am Dienstag. Nach Nordrhein-Westfalen (31 Betriebe), Niedersachsen (12 Betriebe) und Hessen (2 Betriebe) wurden erstmals Krankheitsfälle in zwei Betrieben in Schleswig-Holstein bestätigt. Weitere Verdachtsfälle werden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Schleswig-Holstein noch untersucht.

„Wir nehmen die Entwicklung sehr ernst“, sagte die FLI-Sprecherin. Derzeit werde die Entwicklung eines Impfstoffes vorbereitet. Das FLI als Bundesinstitut für Tiergesundheit hat inzwischen eine deutschlandweite Meldepflicht für die Krankheit empfohlen. Darüber entscheiden muss der Bundesrat.

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Möglicherweise sei die derzeitige Entwicklung nur die Spitze des Eisberges, sagte Reinking. Das Virus wird durch Mücken auf Rinder und Schafe übertragen. Der Erreger führt bei Schafen und Rindern zu Fehl- und Missgeburten. Die Muttertiere der derzeit geborenen Lämmer und Kälber haben sich nach Angaben des FLI vermutlich bereits im Sommer und Herbst 2011 infiziert. Bei den Schafen hat die Ablammsaison begonnen, bei den Rindern beginnt die Abkalbsaison Ende Februar/Anfang März, wie Reinking verdeutlichte. Sie verwies auf Meldungen aus Nordrhein-Westfalen, wo betroffene Schäfer inzwischen rund 20 Prozent der neugeborenen Lämmer als krank oder tot melden.

Das Loeffler-Institut will zusammen mit den Bundesländern ein Überwachungsprogramm starten, um genauere Informationen über Ausmaß und Ausbreitung des Erregers zu erhalten.

Erstmals wurde das Virus in Deutschland im sauerländischen Schmallenberg nachgewiesen und deshalb als Schmallenberg-Virus benannt. Das Virus gehöre zur Gattung der Orthobunyaviren, die – wie die Erreger der Blauzungenkrankheit – durch Stechmücken übertragen werden. Orthobunyaviren sind laut Institut bislang bei Rindern in Ozeanien, Australien und Afrika bekannt. Bei trächtigen Tieren können sie zu Frühgeburten oder zu schweren angeborenen Schäden bei den Jungtieren führen.

(dapd/dpa/abendblatt.de)