Kreis Pinneberg. Der Verdacht lautet „verfassungsfeindliche Sabotage“. Betreiber Gasunie bestätigt Schäden. Waren es Umweltschützer?
Nachdem an der Flüssigerdgas-Pipeline zwischen Brunsbüttel und Hetlingeneinige Löcher festgestellt worden waren, die auf Fremdeinwirkung hindeuten, ermittelt nach der Kriminalpolizei nun sogar die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe. Es könnte sich somit tatsächlich um einen verfassungsfeindlichen Sabotage-Akt an der LNG-Leitung, die durch den Kreis Pinneberg führt, handeln.
„Die Bundesanwaltschaft hat im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Beschädigung der sogenannten LNG-Pipeline die Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage (§ 88 Abs. 1 StGB) übernommen“, bestätigt die Sprecherin der Bundesanwaltschaft Dr. Ines Peterson. Weitere Auskünfte würden derzeit nicht erteilt werden.
Gasunie bestätigt Schäden an der LNG-Pipeline
Auch das niederländische Energie-Unternehmen Gasunie hat die Schäden an der noch nicht in Betrieb genommenen, etwa 55 Kilometer langen unterirdischen Leitung für LNG (Liquefied Natural Gas) eingeräumt.
Phillipp von Bergmann-Korn, Sprecher der zuständigen Gasunie Deutschland Transport GmbH, sagt: „Ende November 2023 wurden bei der Druckprobe der im Bau befindlichen Pipeline, die das Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Brunsbüttel mit dem bestehenden Gasnetz verbindet, im Raum Pinneberg mehrere Undichtigkeiten festgestellt, die auf einen Fremdeingriff zurückzuführen sind.“
Laut NDR-Informationen handelt es sich um mindestens drei in die Flüssigerdgas-Leitung gebohrte Löcher mit einem Durchmesser von einem Zentimeter. Der „Spiegel“ berichtete am Dienstag derweil von mindestens acht Löchern und einem geschätzten Schaden von mindestens 1,6 Millionen Euro.
Konkrete Fragen, um wie viele solcher Löcher es sich insgesamt bei diesem mutmaßlichen Sabotage-Akt handelt und ob diese im Kreis Steinburg oder im Kreis Pinneberg entdeckt worden waren, bleiben vom Gasunie-Sprecher allerdings unbeantwortet.
„Die zuständigen Behörden ermitteln in alle Richtungen“
„Gasunie hat unmittelbar danach die Polizeibehörden sowie alle relevanten Stakeholder auf Landes- und Bundesebene über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt. Die zuständigen Behörden ermitteln in alle Richtungen“, so der Sprecher. Aktuell habe die Bundesanwaltschaft das Ermittlungsverfahren an sich gezogen. Die Ermittlungen würden das Bauvorhaben aber nicht beeinträchtigen.
Ein Großteil der Schäden ist bereits beseitigt. „Gasunie hat alle notwendigen technischen Maßnahmen zur Fertigstellung der Leitung ergriffen. Zwischenzeitlich wurden alle Fehlstellen lokalisiert und ein Großteil konnte bereits repariert werden. Mit der Reparatur der wenigen verbleibenden Fehlstellen wird in den nächsten Tagen begonnen, sofern die aktuellen Witterungsverhältnisse dies zulassen.“
Circa 300 Meter Rohrlänge in Brunsbüttel fehlen noch - Start im Februar
Im gleichen Zeitraum werde der Generalunternehmer – dabei handelt es sich um ein internationales Firmenkonsortium – laut von Bergmann-Korn wie geplant seine Arbeiten nach der geplanten Bauunterbrechung zum Jahreswechsel wieder aufnehmen, um die restlichen circa 300 Meter Rohrlänge zu verlegen. Dabei handelt es sich um einen Abschnitt in Brunsbüttel.
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„Wir planen, die Leitung im Februar in Betrieb nehmen zu können“, sagt von Bergmann-Korn. An den Verzögerungen des Pipelinebaus seien jedoch nicht die aufgetretenen Schäden Schuld, sondern vielmehr das Wetter. Ohne die starken Regenfälle wäre das Projekt laut des Sprechers rechtzeitig fertig geworden.
Versorgungssicherheit mit Gas sei gewährleistet
„Seit Monaten stellen die Witterungsverhältnisse und das hohe Wasseraufkommen eine Herausforderung für einen planmäßigen Bauablauf dar“, erklärt der Gasunie-Sprecher. Nach Fertigstellung der gesamten Leitung werde diese dann noch einer zusätzlichen Überprüfung unterzogen.
Auswirkungen auf die Energieversorgung mit Gas habe die Terminverschiebung jedoch nicht. „Die Einspeisung der aktuell möglichen maximalen LNG-Mengen aus dem schwimmenden Terminal in Brunsbüttel ist weiterhin über eine rund drei Kilometer lange Gasleitung zwischen LNG-Terminal und dem regionalen Gasverteilnetz in Schleswig-Holstein gesichert“, so von Bergmann-Korn. Daher werde bis Februar die Versorgungssicherheit durch eine verzögerte Inbetriebnahme der neu gebauten Leitung nicht beeinträchtigt wird.