Wedel. Die alte Industriefläche bietet Platz für bis zu 200 Wohnungen und ein Hotel. Was wird aus dem 40-Meter-Turm und der Elbschule?

Das Areal der Möller Werke am Wedeler Rosengarten ist Industriegeschichte pur. Sogar die Produktion optischer Geräte, die bereits 1864 gestartet worden war, läuft durch die Firma Möller Wedel Optical nach wie vor. Auch in der Zukunft soll das Gelände weiter seinen Industriecharme bewahren. Es sollen zudem neue Wohnungen entstehen. „Der Grundstückseigner Walter Inäbnit möchte die gut 22.000 Quadratmeter große Fläche entwickeln“, sagt Gunnar Wenker von der Firma Inatec Wedel GmbH.

Walter Inäbnit ist ein wohlhabender Schweizer Unternehmer – der ein Herz für Wedels Industriegeschichte, die Möller Werke und auch das Möller Technicon hat. Dies ist das industriegeschichtliche Stadtmuseum Wedels. Die Firma Inatec vertritt Inäbnits Interessen in Wedel, etwa auch gegenüber der Wedeler Politik.

Wedel: Abriss einiger alter Industriegebäude ist schon abgeschlossen

Der Abriss einiger alter Gebäude ist bereits abgeschlossen. Die ehemalige Lackiererei/Galvanik steht nicht mehr. Die Baugrube ist ausgehoben, sodass zumindest theoretisch zeitnah gebaut werden könnte. Auch das Bauwerk, das einst zum Beispiel die Kantine oder eine Blechdosenfabrik beherbergt hatte, ist gewichen. Weitere Industriegebäude und das Parkhaus sollen ebenfalls keine Zukunft mehr haben. Auf dem Gelände der ehemaligen Wasserwerke stehen nun die Container der Elbschule.

Schon bald soll in der Zukunft ein Mix aus Arbeit, Kultur und gut 200 Wohnungen entstehen. Möglicherweise soll auch ein Hotel gebaut werden. „Laut Flächennutzungsplan ist es bereits ein Mischgebiet. Wohnen soll mit Kleingewerbe kombiniert werden und auch Möglichkeiten, kulturelle Veranstaltungen hier durchzuführen, soll es hier geben“, sagt Wenker. 30 Prozent geförderter Wohnraum sind bei Neubauprojekten laut Wedeler Ratsbeschluss vorgesehen.

Wedel: Die circa 2,2 Hektar große Fläche der ehemaligen Möller-Werke soll bebaut  und zu einem Wohnquartier mit werden. 
Wedel: Die circa 2,2 Hektar große Fläche der ehemaligen Möller-Werke soll bebaut und zu einem Wohnquartier mit werden.  © Pinneberg | Inatec Wedel/Polar Architectes/Stadt Wedel

Bestehende Gebäude sorgen für Industrieflair im neuen Quartier

Einige alte Gebäude der einstigen Werke für Präzisionsoptik bleiben in den Plänen, die in den Sitzungen des Wedeler Planungsausschusses bislang auf eine positive Grundstimmung trafen, bestehen. Dazu kämen neue Wohn- und Arbeitsflächen. In den Bauten, die bestehen bleiben, soll eine Sanierung auf einer Geschossfläche von etwa 13.400 Quadratmetern geschehen. Es wird noch einige Jahre dauern, bis das Projekt Wirklichkeit wird.

Möller Werke in Wedel: Das Elbpanorama in gut 40 Metern Höhe auf dem Wasserturm.
Möller Werke in Wedel: Das Elbpanorama in gut 40 Metern Höhe auf dem Wasserturm. © Frederik Büll | Frederik Büll

„Die Tochter von Inäbnit, Annina Pereira, ist Architektin und hat eine erste Vorstellung davon entworfen, wie das Gelände umgebaut werden könnte“, sagt Wenker, der selbst seit mehr als 30 Jahren auf dem Gelände der Möller Werke eine berufliche Heimat gefunden hat.

Bauherr des Projekts „Möller Areal“ ist die Inatec Wedel GmbH

Die Inatec Wedel GmbH tritt bei dem Projekt „Möller Areal“ als Bauherr auf und befindet sich in einem regelmäßigen Austausch mit Vertretern des Stadt Wedel. „Darüber hinaus gibt es viele Einzelthemen, die dabei zusammenspielen. Zum Beispiel auch, die angedachte Vergrößerung von Medac auf der gegenüberliegenden Straßenseite“, so Wenker.

Das Firmengelände befindet sich an der B431 im Wedeler Zentrum unweit des Rathauses und Bahnhof.
Das Firmengelände befindet sich an der B431 im Wedeler Zentrum unweit des Rathauses und Bahnhof. © Inatec Wedel GmbH/Polar Architectes/Stadt Wedel | Inatec Wedel GmbH/Polar Architectes/Stadt Wedel

Oder aber es stünden etwa Gespräche mit dem Naturschutzbund an, um beispielsweise mit begrünten Flachdächern auch einen ökologisch sinnvollen Beitrag zu leisten. Die Planungen würden im Laufe der kommenden Zeit immer detaillierter werden. Es geht in dem Gebiet auch um Photovoltaik, Regenwassernutzung, Entsiegelung oder auch Car-Sharing und E-Mobilität.

Möller Werke: „Es ist nicht so, dass wir morgen losbauen könnten“

„Es ist nicht so, dass wir morgen losbauen könnten“, so der 65 Jahre alte Wenker. Die Planungen laufen, für eine endgültige Bebauung bedarf es allerdings auch der Zustimmung der Wedeler Politik, die im Sommer dieses Jahres im Planungsausschuss erstmalig detaillierter über das Vorhaben informiert worden war. Einen aktualisierten Bebauungsplan gibt es noch nicht.

Gunnar Wenker ist Geschäftsführer der Inatec Wedel GmbH und vertritt die Interessen des Schweizer Investors Walter Inäbnit, dem das Grundstück gehört.
Gunnar Wenker ist Geschäftsführer der Inatec Wedel GmbH und vertritt die Interessen des Schweizer Investors Walter Inäbnit, dem das Grundstück gehört. © Frederik Büll | Frederik Büll

Unter Denkmalschutz stehen die alten Industriegebäude nicht, allerdings sei die bauliche Substanz, einige Häuser stammen aus dem Jahr 1902, nicht mehr zeitgemäß, sodass teilweise eben abgerissen werden müsse. Die Familie Inäbnit hänge sehr an diesem Standort, etwa einmal im Monat sei der Besitzer und Förderer in Wedel vor Ort, erklärt Rudolf de Wall, der zum ehrenamtlichen Team des Industriemuseums gehört.

Wedel: Wasserturm der Möller Werke bleibt

Der gut 40 Meter hohe Wasserturm bleibt bestehen. „Für die Stadt Wedel ist er sozusagen ein Wahrzeichen. Zum ersten Advent wird dort an höchster Stelle immer ein Tannenbaum angebracht“, sagt de Wall. Früher sei dort zur Adventszeit eine echte Tanne mit Beleuchtung dort installiert worden, nun werden zeitnah wieder die Lichterketten in Baum-Form aufgehängt.

Mehr aus dem Kreis

Zuletzt fand auch die Elbschule Wedel, in der nach der Waldorfpädagogik unterrichtet wird, ihr Zuhause in Containern am Rosengarten. Zumindest für die kommenden vier Jahre. „Ja. Das ist der Status. Der Vertrag läuft über diesen Zeitraum. Sobald wir genauer wissen, was hier auf dem Areal genau geschieht, können wir eventuell auch ein neues Angebot hier vor Ort machen“, sagt der Inatec-Geschäftsführer.

Elbschule erhält zwei Jahre keine öffentlichen Fördergelder

Als Privatschule müsse sie die ersten zwei Jahre nach der Gründung finanziell eigenständig ohne staatliche Förderung durchhalten, etwa durch Schulgeld und Spenden. Er persönlich drücke für das Gelingen die Daumen und hoffe auf eine erfolgreiche Zukunft da der insgesamt sechsköpfige Vorstand um Schulleiterin Sandra Wilkens und Mella Drescher das ambitionierte Projekt „toll gemanagt“ haben.

Mit Herzblut und Feuereifer ist auch das Team des Möller Technicon um de Wall (77) und Sören Karstens (74) dabei, das unter anderem auch mit Veranstaltungen regelmäßig Kinder und Jugendliche an Technik und Wissenschaft heranführt. Auch Schulklassen werden fachkundig durch das Museum geführt.

Zudem gibt es auch immer wieder Veranstaltungen. etwa über die verstorbene TV-Entertainer-Legende Peter Frankenfeld, der 22 Jahre bis zu seinem Tod 1979 in Wedel gelebt hatte. Sein Sohn Thomas hält am Freitag, 15. Dezember, um 19 Uhr in den Museumsräumlichkeiten am Rosengarten 10 einen Video-Vortrag über das Lebenswerk seines Vaters. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Anmeldung per E-Mail an technicon-stadtmuseum@wedel.de oder unter Telefon 0152/09460837 gebeten.

Am Möller-Standort in Wedel werden optische Mess- und Prüfgeräte gefertigt. Das Unternehmen Möller-Wedel Optical GmbH, zugehörig zur Haag-Streit Gruppe, entwickelt, produziert und vertreibt dort optische Messtechnik für den Weltmarkt und ist sogar Weltmarktführer im Bereich der Kleinstwinkelmesstechnik. 1990 wurde die Firma von jener Gruppe übernommen.

Am Standort Rosengarten arbeiten immer noch insgesamt circa 100 Personen in Unternehmen den Unternehmen Möller-Wedel Optical GmbH, Haag Streit Deutschland und Haag-Streit Engineering.