Kreis Pinneberg. Immer wieder werden Seehunde im Strom gesehen. Nun wurde ein totes Tier im Kreis Pinneberg entdeckt. Warum das nicht selten vorkommt.
Manche werden sich erinnern: Im vorigen Jahr hatte sich eine kleine Robbe von der Elbe aus bis in den Steindammpark in Elmshorn verirrt. Ein Mitarbeiter der Seehund-Auffangstation Friedrichskoog kümmerte sich darum, das Tier zurück in seinen Lebensraum Nordsee zu bringen. Ein Einzelfall? Nein!
Denn die Elbe ist dank des reichhaltigen Angebotes an frischem Fisch auch für die Meeressäuger interessant. Bis zu 40 Seehunde, so berichtet Edelgard Heim, Leiterin des Elbmarschenhauses in Haseldorf, werden regelmäßig auf der Brammer Bank vor Wischhafen gesichtet.
Elbe: Spaziergängerin findet toten Seehund an der Hetlinger Schanze
Doch wo gelebt wird, wird natürlich auch gestorben. So entdeckte eine Spaziergängerin jetzt eine tote Robbe am Strand vor der Hetlinger Schanze. Da sie nicht wusste, wer sich kümmern muss, schrieb sie einen Feuerwehrmann des nahe gelegenen Dorfes per E-Mail an. Der klärte mit der Einsatzleitstelle in Elmshorn: Dafür ist ein Seehundjäger zuständig.
Der Ausdruck Jäger klingt dabei in manchen Ohren hart und trifft längst nicht mehr die Aufgabe dieser ehrenamtlich tätigen Menschen. Denn gejagt werden dürfen die Tiere seit Ende der 70er-Jahre nicht mehr.
Seehundjäger kümmern sich um verletzte und tote Tiere
Alle Seehundjäger besitzen allerdings einen Jagdberechtigungsschein. Die Nationalparkverwaltung Schleswig-Holstein organisiert diese Einsätze sowohl im Nord- als auch Ostseeraum und an der Elbe. „Dort haben wir aber nur wenig Fälle“, berichtet Michael Kruse, Leiter der Nationalparkverwaltung in Tönning.
Die Seehund-Experten sind fachlich so geschult, dass sie entscheiden können, ob ein Tier in die Auffangstation in Friedrichskoog kommt, um aufgepäppelt zu werden. Oder ob es von seinem Leiden erlöst und getötet werden muss.
Toter Seehund: Ursache ist bislang noch unklar
Das tote Tier von der Hetlinger Schanze wurde schlicht eingesammelt. Seehundjäger sind zwar keine Tierärzte, werden aber von Wissenschaftlern und Tiermedizinern ausgebildet. Mit totkranken Seehunden kennen sie sich aus. Warum der junge Seehund an der Elbe gestorben ist, ist noch unklar.
In der Regel wird eine Todesmeldung für das Ministerium in Kiel geschrieben. Dann wird der Kadaver in eine sogenannte Tierkörperverwertung gegeben. Hat ein Seehundjäger einen Seehund erschossen, muss er den Kadaver nach Büsum zum Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) schicken. Bei einer Obduktion wird dort untersucht, ob das Tier wirklich so krank war, dass es nicht mehr länger hätte leben können. Bis heute wurde den Seehundjägern noch keine falsche Einschätzung nachgewiesen.
Seehundkiek vor Elbinsel Auberg-Drommel in Haselau
An der Elbe ist es dagegen gar nicht so selten, auf lebendige Exemplare zu stoßen. Auf dem Bishorster Sand im Norden der Elbinsel Auberg-Drommel, kurz vor dem Krückau-Sperrwerk, sind häufig ein halbes Dutzend Tiere zu beobachten. Einzelne Seehunde begleiten zudem neugierig den einen oder anderen Skipper auf dem Strom.
Vor zwei Jahren bot der Naturschutzbund bereits die ersten Wanderungen zum Seehundkiek an. „Gemütlich kann jeder von einer Bank auf dem Deich in Haselau die Seehunde anschauen“, rät Edelgard Heim. Dies funktioniert jedoch nur mit einem Fernglas. Näher heran kommen Besucher an dieser Stelle nicht, da das Vorland sumpfig und verbuscht ist.
Große Umweltschutzauflagen nach dem Robbensterben 1988
Die Bestände der Kegelrobben und Seehunde, die bei uns heimisch sind, haben sich seit dem großen Robbensterben 1988 wieder gut erholt. In den 80er-Jahren starben 18.000 Tiere, also etwa 60 Prozent des Bestands.
Auch wenn ein Virus in den 80er-Jahren letztlich dafür verantwortlich gemacht wurde, war es die starke Verschmutzung der Flüsse, Seen und Meere, die die Tiere geschwächt hatte und die Politiker zum Handeln bewegte. Es wurden daraufhin Kläranlagen verbessert und weitere Schutzmaßnahmen ergriffen.
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Im Nationalpark Wattenmeer leben nach den jüngsten Daten etwa 40.000 Seehunde und 8000 Kegelrobben. Die größte Kolonie wird auf Helgoland beobachtet. Hier gebären die Kegelrobben im Winter ihren Nachwuchs - um den anzuschauen, muss man allerdings auf die Insel fahren - und Abstand halten. Darüber wacht unter anderen auch ein Seehundjäger.
Wer einen gestrandeten Meeressäuger wie Schweinswal oder Robbe findet, sollte die Tiere nicht anfassen und nicht zu nahe herantreten. Auch bei lebenden Tieren wird ein Sicherheitsabstand von 100 Metern empfohlen. Zudem sollte man Hunde vor allem von Robben fernhalten, um die Übertragung von Krankheiten wie der Staupe zu verhindern.