Helgoland. Auf der Nordseeinsel, die zum Kreis Pinneberg gehört, leben 13 Prozent aller gezählten Kegelrobben. Das grenzt an ein Naturwunder.

Früher unerbittlich bejagt, heute sogar geschützt: Auf Helgoland und im gesamten Wattenmeer leben immer mehr Kegelrobben. In den vergangenen fünf Jahren wuchs die Zahl der Kegelrobbenjungtiere in dieser Region jährlich um durchschnittlich 13 Prozent, wie das Wattenmeer-Sekretariat mit Sitz in Wilhelmshaven am Montag mitteilte.

Die Zahl der während des Fellwechsels gezählten erwachsenen Tiere habe jährlich um zwölf Prozent zugenommen. Die Bilanz ist das Ergebnis der Kegelrobbenzählungen im Wattenmeer und auf Helgoland 2022 bis 2023, die eine Expertengruppe aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden regelmäßig per Flugzeug organisiert.

Nordsee: Kegelrobben-Boom auf Helgoland – Zahl der Jungtiere steigt

Zusätzlich gibt es auf Helgoland Bodenzählungen, die neuerdings durch Drohnenflüge unterstützt werden. Demnach wurden während des Höhepunkts der Wurfsaison von November 2022 bis Januar 2023 im Wattenmeer und auf Helgoland insgesamt 2.515 Kegelrobbenjungtiere gezählt.

Mit 1.436 Neugeborenen seien die meisten im niederländischen Wattenmeer gesichtet worden – 15 Prozent mehr als in der Vorsaison. Auf Helgoland seien 684 Jungtiere beobachtet worden, ein Plus von zwölf Prozent. In Niedersachsen sei die Zahl der Jungtiere um neun Prozent auf 393 zurückgegangen, hieß es.

Kegelrobben in der Nordsee werden per Drohnenflug gezählt

Allerdings wurden dort den Angaben zufolge einige Teile des Gebietes wegen schlechten Wetters zum Zeitpunkt der Zählungen nicht überflogen, was zum geringeren Wert geführt haben könnte. Im östlichen und nördlichen Teil des Wattenmeeres gebären nur wenige Kegelrobben. So wurde in Schleswig-Holstein und Dänemark jeweils nur ein Jungtier beobachtet.

Die erwachsenen Kegelrobben werden im März und April gezählt, wenn die Tiere während ihres jährlichen Fellwechsels mehr Zeit auf den Sandbänken verbringen. In diesem Jahr zählten die Expertinnen und Experten insgesamt 10.544 Kegelrobben, was einer Zunahme von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Nordsee erlebt Kegelrobben-Boom: 13 Prozent leben auf Helgoland

„Dieser Anstieg folgt auf einen leichten Rückgang der Zahlen von 2021 auf 2022, was unterstreicht, dass die Zählungen über mehrere Jahre hinweg zu interpretieren sind“, sagte Jessica Schop, Erstautorin des Zähl-Berichts.

Etwa 70 Prozent der erwachsenen Kegelrobben wurden im niederländischen Wattenmeer erfasst. Die Zählungen ergaben 7.613 Kegelrobben allein in dieser Region. Helgoland hatte mit 1.420 Kegelrobben einen Anteil von 13 Prozent an der Gesamtzählung. Niedersachsen und Hamburg verzeichneten mit 1.190 Tieren elf Prozent des Bestandes.

Die Tiere, die ihren Namen der kegelartigen Kopfform mit der länglichen Schnauze verdanken, unterscheiden sich deutlich von den häufigeren Seehunden mit rundlichem Kopf. Ihr großer Appetit wurde ihnen in der Vergangenheit zudem fast zum Verhängnis. Als Konkurrent zu den Fischern und wegen ihres Fells sowie ihres Fleisch wurden Kegelrobben an der deutschen Küste früher unerbittlich gejagt. Lange Zeit galt das Tier an der Deutschen Bucht sogar als ausgestorben