Wedel. Der Superstar der Musikbranche geht mit dem Nummer-Eins-Album „Glas“ auf Tour. So begann die Karriere des Megastars in Wedel.
Im Wikipedia-Eintrag der Stadt Wedel steht sie in der Rubrik „Söhne und Töchter der Stadt“ ganz unten: 1998 geboren, bürgerlicher Name Nina Katrin Kaiser. Aber das liegt nur daran, dass die Liste chronologisch nach Geburtsjahrgängen sortiert ist. Denn eigentlich ist die Sängerin mit dem Künstlernamen Nina Chuba die derzeit bekannteste Tochter der Stadt – Schauspielerin, Chartstürmerin, Role-Model. Und sie ist erst 24 Jahre alt.
Wo Nina Chuba ist, ist gerade oben. Oder vorn. Je nach Perspektive. Insofern dürfte ihr der hintere Platz in der Liste der bekanntesten Wedeler fremd sein. Denn seit einem Jahr rennt ihre musikalische Karriere nur noch in eine Richtung: ganz an die Spitze.
Nina Chuba: So begann ihre Karriere in Wedel
Unter dem Künstlernamen Nina Chuba hat die Wedelerin, die seit 2019 in Berlin wohnt, zwischenzeitlich Platz eins der Album-Charts eingenommen. Ihr aktuelles Werk „Glas“ wurde am 24. Februar veröffentlicht. Auch zwei Monate später ist das Debüt der Künstlerin mit Platz acht noch in den Top-Ten.
Am Mittwoch, 26. April, beginnt nun Nina Chubas Tour in Bremen. Es folgen zwölf weitere Stationen – alle Gigs sind ausverkauft. Für die Tournee 2024 läuft bereits der Vorverkauf. Am 15. Mai 2024 tritt Nina Chuba auch in der Sporthalle in Hamburg auf.
Superstar Nina Chuba war von 2003 bis 2015 an der Musikschule in Wedel
Ihr musikalisches Rüstzeug holte sich Kaiser, die seit einiger Zeit eine weitgehende Medien-Pause einlegt, an der Musikschule in Wedel. „Ninas Eltern haben sie hier 2003 angemeldet. Für die musikalische Früherziehung, klassische Klavier-Kurse und Klarinette“, sagt ihr ehemaliger Lehrer Sandro Jahn (40). Später war sie auch dessen Schülerin im Bereich Jazz-Rock-Pop. Jahn ist an der kommunalen Bildungseinrichtung auch für die Bands zuständig.
Schon im Alter von acht Jahren – also während ihrer Grundschulzeit an der Altstadtschule – stand sie als Schauspielerin in der TV-Kinderserie „Die Pfefferkörner“ in der Hauptrolle vor der Kamera. Und auch die Musik spielte stets eine große Rolle: Zwölf Jahre lang – bis 2015 – war Nina Kaiser an der Wedeler Musikschule.
Auch das Gesangstalent von Nina Chuba zeigte sich früh
„2009 hat Nina einen Song von Stefanie Heinzmann gesungen. Da hat man bereits gemerkt, dass sie auch im Singen echt talentiert ist und diesen gewissen Groove reinbringen kann“, erinnert sich Jahn. „No One (Can ever Change My Mind)“ war der Titel, der auch sinnbildlich für die zielstrebige Nina Kaiser gelten kann. Auch Adeles „Fire to the rain“ habe die Sängerin gern gesungen. Ihre eigenen Texte waren meist auf Englisch – der Durchbruch erfolgte dann erst später auf Deutsch.
Ein Credo der Musikschule ist: Wer später möglicherweise hauptberuflich Geld mit seiner Kunst verdienen möchte, braucht vor allem eines: so viel Bühnenerfahrung wie möglich. „Wir hatten zu der Zeit regelmäßig Singstar-Abende. Aber eben nicht vor der Playstation, sondern mit Live-Musik vor Publikum. Das ist für Talente einfach wichtig, auch im kleinen Rahmen Auftritte zu haben“, sagt der Musiklehrer.
Drummer Momme Hitzemann ist seit vielen Jahren an ihrer Seite
Nina Chubas Drummer Momme Hitzemann, ebenfalls aus Wedel, begleitet von Anfang an den Wegdes deutschen Megastars. Die erste gemeinsame Band war „Blizz“. Nina Chuba wollte sich mit Verweis auf ihre Medienpause nicht selbst zu ihren Anfängen äußern.
„Die Musikschule hat sowohl bei Nina als auch bei mir eine ganz, ganz große Rolle für unseren weiteren Weg gespielt. Wir haben uns alle über unsere gemeinsame Band in der Musikschule kennengelernt und wurden da glücklicherweise auch so ein bisschen reingedrückt“, sagt er.
„Es waren für uns alle die ersten Momente, in denen wir mit mehr als zwei Leuten Musik gemacht haben. Das war erst einmal sehr intensiv. Für uns alle“, so der 22-Jährige.
Nina Chuba: Erste Auftritte in der Villa und beim Hafenfest
Denn: „Es gab regelmäßig Konzerte. Sie haben uns eine Plattform gegeben, um uns live weiter zu entwickeln“, sagt er. Das „Rumgedaddel“ im Proberaum sei einfach nicht vergleichbar mit einem „Konzert vor Leuten“, meint der Schlagzeuger. Konzerte gab es in Wedel in der Villa oder auf dem Hafenfest – die Musikschule unterstützte auch, nachdem Hitzemann und Kaiser nicht mehr dort lernten.
Es gab etwa Auftritte von Blizz bei der Landesgartenschau in Eutin 2016 oder in Hamburg bei der Veranstaltung Kirche für die Stadt. 2018 stand die Band beim SPH-Bandcontest, einem bundesweit bekannten Wettbewerb für Musikgruppen ohne Plattenvertrag, im Finale.
Momme Hitzemann: „Ich mochte die alle nicht, besonders Nina fand ich ganz schlimm“
Hitzemann fügt über die Anfangszeit der Band ehrlich hinzu: „Ich mochte die alle nicht. Besonders Nina fand ich ganz schlimm. Das hat sich aber relativ schnell wieder gelegt.“ „Seit Ewigkeiten“ sind sie beste Freunde. Es sei eine „ganz tolle Zeit an der Musikschule gewesen“, so der Drummer und Songwriter, der die Grundschule Moorweg und später die Gebrüder-Humboldt-Schule besuchte.
Zunächst lag der Fokus beim ambitionierten Torwart von Cosmos Wedel auf der Leidenschaft Fußball. Dann übertrumpfte doch die Leidenschaft als rhythmischer Taktgeber die Liebe zum Sport. „Ich hatte mit Olivier Stritt einen ganz tollen Schlagzeuglehrer. Da wüsste ich auch nicht, ob ich ohne ihn da wäre, wo ich heute bin“, sagt er.
Musikschule Wedel: „Harte Arbeit“ für den musikalischen Erfolg
Das Wichtigste an der Musikschulzeit sei gewesen, „dass wir gelernt haben, für musikalischen Erfolg oder auch nur für den Output gemeinsam arbeiten zu müssen. Dass einem das nicht zufliegt, sondern dass man einfach harte Arbeit investieren muss“, sagt der Drummer.
Früher war der Aufwand nur für die Leidenschaft zur Musik – ohne Einkommen. Die harte Arbeit sei bis heute geblieben. Der Erfolg hat sich nun glücklicherweise eingestellt. Nina Chuba gehe dabei durchaus voran.
Über Nina Chuba: „Ich kenne niemanden, der so viel arbeitet wie sie“
Hitzemann: „Ich kenne wirklich niemanden, der so viel arbeitet wie Nina.“ Dazu zählen auch Interviews, Promo-Termine vor der Album-Veröffentlichung und vieles mehr.
Irgendwie schafften es sowohl ihr Drummer als auch Nina Chuba, die einst beim sozialen Netzwerk Instagram nicht mehr „NinaKaiser123“ heißen wollte und irgendetwas eingetippt hatte, die Schullaufbahn erfolgreich zu wuppen.
Neben der Karriere arbeitete Nina Chuba auch am Abitur
Nina Kaiser absolvierte ihr Abitur am Gymnasium Blankenese, Hitzemann an der GHS in Wedel. „Das war ja auch nicht immer so einfach, sich zu motivieren, wenn du zum Beispiel um 16 Uhr aus der Schule kommst und dann dreimal in der Woche in den Proberaum gehst, und da bis spät abends sitzt. Das ist natürlich intensiv in dem Alter, hat aber sehr viel mit uns gemacht und so diesen Zusammenhalt erzeugt“, sagt Trommler Hitzemann.
Nina Chuba und Momme Hitzemann zogen 2019 nach Berlin
Ab 2019 ging die fünfköpfige Band Blizz dann trotzdem getrennte Wege – Momme und Nina zogen nach Berlin, um musikalisch durchzustarten. Der Stadt wird nachgesagt, das Non-Plus-Ultra für den Karriere-Push zu sein.
„Im November 2019 gab es noch einen Auftritt in der Villa in Wedel. Danach habe ich die beiden live nicht mehr gesehen“, sagt Musikschullehrer Jahn, selbst Vollblutmusiker und mit seiner ehemaligen Band Feinkost einst gemeinsam mit Revolverheld auf Tour. Es gebe sporadischen Kontakt.
Corona-Pandemie war für Aufbau einer Fangemeinschaft gut
Im Frühjahr 2020 folgte dann die Corona-Pandemie. „Nina hat in einem Interview mit einer meiner Musikschülerinnen erzählt, dass diese Zeit, natürlich nur auf ihren musikalischen Weg bezogen, gar nicht verkehrt gewesen sei. So konnte sie ganz in Ruhe über die sozialen Netzwerke eine riesige Community aufbauen“, sagt Jahn.
Und dann brach im Vorjahr der komplette Wahnsinn, den die Musikbranche bieten kann, über Kaiser und Hitzemann hinein. Spitzenpositionen in den Charts, Auftritte als Vor-Act von Deutschrap-Veteran Marteria, eine komplett ausverkaufte eigene Tour 2022, dazu viele Preise, unter anderem auch die 1Live-Krone für die beste Newcomerin im Deutschrap und den besten Hip-Hop/R&B-Song.
Nina Chuba setzt auf melodischen Sprechgesang und Elektro-Sound
Chuba macht melodischen Sprechgesang mit deutschen Texten – in einem modernen, elektronischen Soundgewand inklusive dem dezenten Einsatz des hallenden Stimm-Effekts Autotune. Im sozialen Online-Netzwerk TikTok folgen ihr inzwischen mehr als 726.000 Leute, auf Instagram sind es 302.000 Follower. Nina Chubas Musik hat gut 5,1 Millionen monatliche Hörer beim Streamingdienst Spotifiy.
Den kommerziellen Durchbruch feierte sie im Vorjahr mit dem Sommerhit „Wildberry Lillet“. Dem eingängigen Pop-Song war es gelungen, den Ballermann-Chartstürmer „Layla“ von der Spitze zu verdrängen.
Wie schaffen es die beiden Wedeler Hitzemann und Chuba überhaupt, bei dem nicht enden wollenden Hype zur Ruhe zu kommen? „Die letzte Zeit war wirklich unglaublich intensiv. 100-prozentig runterfahren funktioniert in einer Stadt wie Berlin auch einfach nicht“, sagt Hitzemann.
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Viel Zeit zum Durchpusten gibt es eh nicht: Von diesem Mittwoch, 26. April, an spielen Nina Chuba und ihr Team 13 Shows – bis zum 15. Mai. Das Zuhause ist der Tourbus, Nightliner genannt, in dem auch geschlafen wird. „Das wird auch eine intensive Zeit, mit so vielen Leuten auf engem Raum Zeit zu verbringen und zu arbeiten“, so Hitzemann.
Vorfreude auf die anstehende Tour ist groß
Aber: „Wir freuen uns alle unendlich darauf und können es kaum erwarten, dass diese Tour anfängt, mit den neuen Songs und der neuen Show. Wir sind auch alle miteinander befreundet. Das gibt uns eine gewisse Ruhe, weil man sich aufeinander verlassen kann“, sagt der Ex-Wedeler.
In ruhigeren Phasen gibt es einen sonntäglichen Stammtisch in einem Berliner Café. „Klassisch bei Kaffee und Kuchen. Wie so kleine Rentner“, umschreibt der Drummer dieses ruhestiftende Ritual, das irgendwie auch eine therapeutische Wirkung für alle Beteiligten habe.
Nina Chuba aus Wedel: So startete sie ihre Karriere an der Musikschule
Und in der Heimat sind alle Zelte abgebrochen? Wedel sei zum Aufwachsen – und eventuell auch nach der Karriere – eine tolle Stadt mit einer gemütlichen Atmosphäre. Eine Rückkehr sei denkbar, meint Drummer Hitzemann. Es gebe viele gute Erinnerungen an den Proberaum, Partys, Zeiten am Strand oder am Deich.
„Wenn ich aus Berlin nach Wedel komme, dann ist es irgendwie gleich entschleunigend. Wenn ich dann am Bahnhof ankomme, auf den Mühlenteich gucke und mir einen Döner bei Kalkan hole, dann ist irgendwie alles gleich wieder genau wie früher“, sagt der Musiker. Aber grundsätzlich sind Nina Chuba und Momme Hitzemann erst einmal weg – und zwar auf unbestimmte Zeit.