Wedel. Nach der Standortentscheidung für das neue GTZ trafen sich Experten, um Pläne zu beraten. Viele Fragen sind allerdings noch ungeklärt.
Jetzt rauchen in der Rolandstadt die Köpfe: Wedel erhielt erst kürzlich von der Kreis-Politik den Auftrag, ein Gründungs- und Technologiezentrum (GTZ) Realität werden zu lassen. Dort soll künftig geforscht, entwickelt und produziert werden. Kurzum: Eine Heimat für Start-ups soll entstehen.
Für viele Firmen soll Wedel zum Wirtschaftsmagnet werden. Die Stadt hatte in der Standortfrage die Konkurrenten Pinneberg und Elmshorn ausgestochen und den Zuschlag nach einstimmigen Votum der Kreis-Politik erhalten.
Gründerzentrum: Konzepterstellung: Technische Innovationen – made in Wedel
Aktuell sammeln die Verantwortlichen der Stadt Ideen. Sie arbeiten in dem Projekt auch eng mit der Wirtschaftsförderung und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg (WEP) zusammen. Nun soll in den kommenden Monaten ein detailliertes Konzept ausgearbeitet werden, das zudem von politischen Beschlüssen auf Kreis- und Stadt-Ebene begleitet wird.
Es wird noch dauern, bis Firmen in Wedel am Gründerzentrum – der Kreis gibt ein Startkapital von fünf Millionen Euro – entstehen, Ideen entwickeln oder an innovativen Technologien forschen.
Wedeler Grünen baten zum nachhaltigen Wirtschaftsdialog
Nadine Mai, Kreistagsabgeordnete der Grünen-Fraktion, bat aus diesem Grund nun zu einem Wirtschaftsdialog für nachhaltige Innovation. Neben Ingrid Nestle, Bundestagsmitglied der Grünen und in Berlin Sprecherin für Energie und Klimaschutz ihrer Partei, waren bei diesem Gedankenaustausch auch Wedels Bürgermeister Gernot Kaser (parteilos) sowie einige Führungskräfte von Firmen aus Wedel, beispielsweise von den Firmen Medac oder Trioptics dabei.
Sie diskutierten an der Fachhochschule Wedel, die ihrerseits ihre Studierenden früh an die Unternehmensgründung heranführt. Dies war stets einer der größten Pluspunkte bei der Standortvergabe. Dazu gibt es an der renommierten FH auch ein breites Spektrum in der Informationstechnologie – sowie Labore.
Nadine Mai: „Wir wollen Wedel als Wirtschaftsstandort zukunftssicher machen“
Es gehe mit dem Aufbau des Zentrums darum, „Wedel als Wirtschaftsstandort zukunftssicher“ zu machen, so Mai. Eike Harms, Präsident und Professor der FH Wedel, unterstrich, dass vor allem der Spaß an der eigenen Firmengründung geweckt werden müsste.
„Bei uns gibt es die Start-up Bridge. Wir möchten unsere Studenten früh dafür sensibilisieren, eine eigene Firmengründung als Chance zu nutzen, Spaß daran zu haben, die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern und sich schon ganz am Anfang zu vernetzen“, sagte er und hob zudem die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit hervor.
Gründungszentrum sei ein „Schatz für die Region“
Es müsse ein Raum geschaffen werden, an dem „Freude an innovativer Arbeit entstehen“ könne. Dies, in Kombination mit einer zwanglosen Atmosphäre, gelte auch für das Gründungszentrum.
Nestle bezeichnete die Entscheidung für ein Gründungszentrum gar als „Schatz für die Region, aber auch für das ganze Land.“ Die Bundesregierung stelle bis 2030 insgesamt zehn Milliarden Euro in einem Zukunftsfonds als Finanzierungshilfe über die Kreditförderungsanstalt KfW für Projekte zur Verfügung.
Gründerzentrum: Standortfrage in Wedel noch nicht geklärt
Die genaue Standortfrage für das Gründerzentrum ist indes noch gar nicht geklärt. Der FH-Präsident sieht in der Nähe zum Campus an der Feldstraße einen Mehrwert, für die Stadt Wedel ist der Business Park am Elbufer, in dem die Ansiedlung von Firmen mittlerweile Fahrt aufnimmt, der Favorit.
Harald Schroers, WEP-Geschäftsführer, ist froh, dass überhaupt ein GTZ im Kreis Pinneberg entsteht und es eine Aufbruchstimmung gibt: „Überall in der Nähe sind ähnliche Institutionen schon vorhanden, mit Ausnahme des Kreises Segeberg und dem Kreis Pinneberg.“ Nun gehe es darum, ein „investitionsreifes Konzept inklusive Gebäude und Betriebskonzept“ auf die Beine zu stellen.
Die genaue Ausrichtung, ob das Gründerzentrum ausschließlich bestimmte Zielgruppen wie etwa IT-Firmen ansprechen soll oder auch ein Ort für etwa handwerkliche Betriebe wird, ist ebenfalls noch offen.
Schroers betonte zudem auch die Wichtigkeit des Miteinanders an solch einem Ort. „Das ist unabdingbar. Es sollte eine Begegnungsstätte sein, an der man Face-to-Face kommuniziert.“ Es müsste dann auch beispielsweise Gastronomie entstehen, um die Aufenthaltsqualität in diesem Quartier zu erhöhen, hieß es ebenfalls aus der Runde.
Unternehmer und Investor Hans Wörmcke, Aufsichtsratsvorsitzender von Nynomic, einer Unternehmensgruppe für Messtechnik in Wedel, erscheint indes die Geschwindigkeit weitaus wichtiger als das Gebäude selbst. Eine Planung mit Anträgen für den Bau könne bestimmt fünf Jahre dauern.
„Das Gebäude ist zunächst zweitrangig. Die Dynamik muss genutzt werden. Wir brauchen jetzt Menschen, die sich zusammen mit der Fachhochschule weiter vernetzen und einfach loslegen.“
Gründerzentrum: Standortfrage in Wedel noch nicht geklärt
Auch smarte IT-Lösungen seien wichtig, um durch Einsparungen die riesigen Herausforderungen der Energiewende bewältigen zu können. Denn diese seien für die Wirtschaft in Hinblick auf die nahende Klimaneutralität gewaltig – die Strompreise im Ausland seien weitaus geringer. Viele weitere Unternehmen könnten Deutschland verlassen.
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Er hofft auf eine klare, transparente Strategie der Bundesregierung, wie der Schritt hin komplett zu den Erneuerbaren Energien – vor allem in Hinblick auf den immensen nötigen Ausbau der Infrastruktur – gelingen soll.
Gründerzentrum: Standortfrage in Wedel noch nicht geklärt
Auf kleinerer Ebene warf Jean Claude Brunke, stellvertretender Geschäftsführer der Wedeler Stadtwerke, ein: „Es gibt ein Projekt der Stadtwerke für die Speicherung von Solar-Energie, das die Anlagen um ein Drittel günstiger werden lässt.“
Allerdings: Auf gesetzlicher Ebene ist die Aufstellung von größeren Anlagen auf Freiflächen im Kreis Pinneberg nach wie vor schwierig bis unmöglich.
Wedel: Bürgermeister Kaser setzt auf Marketing und vereinfachtes Baurecht
Wedels Bürgermeister Gernot Kaser hoffte indes auf eine Vereinfachung des Baurechts, da jenes „vieles im Bereich Infrastruktur“ behindere. Aus seiner Sicht geht es beim Projekt Gründungs- und Innovationszentrum zunächst um das Marketing. „Es geht um die strategische Positionierung, in dem wir die Stärken der Stadt und des Kreises Pinneberg hervorheben.“
Petra Kärgel, Grünen-Ortsvorsitzende in Wedel, wünscht sich, dass Firmen aus allen Branchen im Gründungs- und Technologiezentrum ein Zuhause finden – ohne Schwerpunktsetzung. „Solch ein Gründungszentrum steht für Kreativität. Man sollte da keine Grenzen setzen.“