Wedel. Nach Jahren soll die Thailänderin gegen ihren Willen ausreisen – trotz Personalnot. Restaurant muss drastischen Schritt gehen.
„Sie ist natürlich traurig und findet es schade, weil sie gern geblieben wäre. Wir haben gemeinsam alles versucht. Doch es hat nicht funktioniert“, sagt Monika Rummelhagen, Inhaberin des Wedeler Restaurants Thai & Tolerance am Rosengarten 9 über ihre thailändische Köchin.
Wütend sei die Asiatin aber nicht, denn Wut liege den höflichen Asiaten als Gemütszustand einfach generell fern. Ihre Köchin Kittika Doungsakun – von allen nur „Chompoo“ genannt – wird Ende März zurück nach Thailand in ihre Heimat Provinz Prachuap Khiri Khan im Südwesten des Landes gehen müssen – gegen ihren Willen.
Restaurant Wedel: „Alles versucht“ – doch Köchin muss Deutschland verlassen
Das hat juristische Gründe, Gesetzliche Schlagworte sind das Fachkräfteinwanderungs- und das Bundesbeschäftigungsgesetz: Das auf vier Jahre befristete Visum der 55 Jahre alten Doungsakun läuft ab. Ihr fehlt die berufliche Anerkennung in Deutschland.
„Chompoo“ fällt unter die Kategorie Spezialitätenköche und hat einen festen Arbeitsplatz. Sie war schon einmal zwischen 2007 und 2011 in dem Restaurant tätig, als es noch in der Lerchenstraße im Hamburger Schanzenviertel war.
Aktuelle Gesetzeslage sieht eine duale Ausbildung für Spezialköche vor
Die aktuelle Gesetzeslage sieht allerdings mittlerweile vor, dass Köche aus Thailand eine duale Ausbildung vorweisen müssen, die dann auch in Deutschland anerkannt wird. Jene umfasst insgesamt vier Jahre: Zwei Jahre davon besuchen die Lehrlinge eine Kochschule, es folgt eine zweijährige Praxis in einem zertifizierten Restaurant. Diese duale Ausbildung gibt es in dem südostasiatischen Land allerdings erst seit ein paar Jahren.
„Wir haben uns erkundigt und man könnte die Prüfung auch hier bei der Industrie- und Handelskammer nachholen“, erklärt Rummelhagen. Die IHK Elmshorn bietet diese Prüfung jeweils einmal im Sommer und einmal im Herbst an. Bei einer Anmeldung für den Sommer – Anmeldeschluss ist Anfang Mai – hätte das Amt voraussichtlich mitgespielt und die Frist noch einmal verlängert. Der Herbst war keine Option.
Restaurant-Inhaberin: „Chompoo kann kochen, hat sich vieles selbst beigebracht“
„Chompoo kann kochen, hat sich auch vieles durch Learning-by-doing selbst beigebracht. Als sie ihre Ausbildung gemacht hat, gab es diese duale Form in Thailand noch gar nicht. Bei so einer Prüfung in Deutschland kommt es ja auch auf viele andere Dinge an. Auf theoretischer Basis und dann auch auf deutsch. Da wäre die Vorbereitungszeit einfach zu kurz gewesen. Das hätte keinen Sinn gemacht“, sagt die 60 Jahre alte Wedeler Restaurantinhaberin.
„Chompoo“ versteht Grundlegendes auf Deutsch, greift allerdings auch regelmäßig auf die dolmetschenden Dienste ihrer asiatischen Arbeitskollegen zurück – oder lässt noch viel lieber das von ihr gekochte Essen für sich sprechen.
Neue Öffnungszeiten im Thai & Tolerance in Wedel
Wegen des Ausfalls – „Chompoo“ muss zeitnah auch bereits ihre Wohnung in Wedel verlassen – schränkt das Restaurant seine Öffnungszeiten bis auf Weiteres ein. Am Donnerstag, 16. Februar, war noch einmal von 18 bis 22 Uhr normal geöffnet. Freitags, sonnabends und sonntags werden Gäste von 18 beziehungsweise 17 bis 22 Uhr kulinarisch bewirtet.
„Anschließend bleibt das Restaurant dann montags bis donnerstags geschlossen. Die Personallage ist generell in der Gastronomie schwierig, bei uns hat sie sich bei den Köchen auch jetzt durch ihren Weggang noch einmal verschärft“, so Rummelhagen.
- Frühstück Pinneberg: Mit Elbblick oder im Gewächshaus – unsere Tipps
- Reepschlägerhaus: So geht es nach plötzlichem Aus von Reepis Teeketel weiter
- Wedel Nord: Streit um Baugebiet – Wie neutral ist Bürgermeister Kaser?
Wedel: Team des Thai-Restaurants ist ebenfalls traurig
Sie müssten eben die Öffnungszeiten runterfahren, um „die von unseren Gästen gewohnte Qualität anbieten zu können“, erklärt sie den drastischen Schritt. Rummelhagen hofft auf Verständnis bei der Kundschaft.
Das gesamte Team sei ebenfalls traurig, dass die beliebte Köchin „Chompoo“ das Land verlassen muss. „Aber wir versuchen, mit etwas Galgenhumor mit dieser Situation umzugehen. Auch wenn es eigentlich überhaupt nicht lustig ist“, sagt die Chefin. „Chompoo“ ist eine Frucht, die es nur dort gibt. Unter Thais ist es üblich, sich gegenseitig nur mit dem Spitznamen anzusprechen.