Wedel. Ehemaliger Vorsitzende der Wedeler Grünen-Fraktion tritt mit sofortiger Wirkung aus. Welche Gründe es für Wuttke gibt.

„Die Stimmung in der Grünen-Fraktion ist aus meiner subjektiven Sicht nicht gut. Und das nicht erst seit dem August des Vorjahres“, sagt Wedels Ratsherr Olaf Wuttke. Er trete deshalb mit sofortiger Wirkung aus der Grünen-Fraktion aus. Die Grünen sind mit bislang sieben Sitzen mit der SPD zweitstärkste Kraft im Rat – nach der CDU, die elf Sitze innehat. Die WSI (Wedeler Soziale Initiative) hat wie die FDP vier, Die Linke drei Sitze in diesem Gremium.

Wedel: Wuttke möchte Mitglied des Rates bleiben

Sein noch 15 Monate dauerndes Mandat möchte Wuttke, seit 2013 im Rat, weiter ausüben. Ob er dabei Mitglied einer anderen Fraktion wird oder ohne parteipolitischen Hintergrund als „Einzelkämpfer“ tätig sein wird, hat er noch nicht entschieden. Erst am Montagabend teilte der 71-Jährige seine Entscheidung der Fraktion mit. Sein Entschluss sei über einen längeren Zeitraum gereift. Wuttke nennt es „Bauchgrimmen“. Einen leichten Bauchschmerz, als „eindeutiges Zeichen.“

Bereits im August 2021 war er als Vorsitzender der Grünen-Fraktion zurückgetreten. Schon damals war von atmosphärischen Spannungen innerhalb der siebenköpfigen Fraktion die Rede. Als neue Fraktionsvorsitzende war einstimmig Dagmar Süß gewählt worden. „Als ich im August nach sieben Jahren vom Vorsitz meiner Fraktion zurückgetreten bin, hatte ich gehofft, damit zu einer besseren persönlichen Atmosphäre und zu einer professionelleren inhaltlichen Arbeit beizutragen“, heißt es in einer von Wuttke verfassten Mitteilung. Und weiter: „Meine Nachfolgerin in dieser Funktion hatte ich mitgewählt und ihr Unterstützung angeboten.“ Er habe trotz des Rückzugs von der Spitze seine „Arbeit in den Bereichen Stadtentwicklung und Finanzen mit unvermindertem Engagement fortgesetzt.“

Wuttke moniert nun jedoch das fehlende Miteinander und prangert eine mangelhafte Professionalität innerhalb der Fraktion an, die er in dieser Form in seiner langen politischen Laufbahn noch nicht erlebt habe: „Leider musste ich schnell erkennen, dass meine Hoffnung in nahezu jeder Hinsicht getrogen hat; fachliche Kenntnisse und ganzheitliches Herangehen an Probleme zählen wenig, eine saubere Trennung zwischen den Aufgaben von Ortspartei und Fraktion findet nicht statt.“

Wedel: Wuttke war mehr als 26 Jahre politisch aktiv

Wuttke werde bis zum Ende der Legislaturperiode im Mai 2023 im Planungsausschuss aktiv bleiben. Er bleibe auch Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Seit bald 29 Jahren hat er das Parteibuch. Diesen politischen Grundsätzen möchte Wuttke, der zu den schillerndsten Persönlichkeiten der kommunalen Politik gehört, weiterhin treu bleiben. Jene Grundsätze seien der Grund gewesen, „für die ich von Wedels Menschen 2013 und 2018 gewählt wurde.“

Bei der vergangenen Wahl fehlten als bester grüner Kandidat lediglich fünf Stimmen für das Direktmandat seines Wahlkreises. Dies ging letztlich an die CDU. „Nicht alles, was wünschenswert ist, kann die Stadt sich derzeit leisten. Dies sieht eine Mehrheit in meiner bisherigen Fraktion offenbar anders“, so der pensionierte Lehrer in seiner Mitteilung. Nutzen und Kosten von politischen Beschlüssen müssten stets gleichermaßen im Auge behalten werden, „damit die Wohltaten von heute sich nicht zu den Schuldenlasten zukünftiger Generationen auftürmen.“

Daher ziehe er nun Konsequenzen, „auch wenn mir dieser Schritt nach 26 Jahren Zugehörigkeit zu grünen Fraktionen persönlich sehr schwer fällt.“ Wuttke war auch in der Bezirksversammlung Altona zwischen 1982 und 1999 in der Grünen-Fraktion vertreten.