Wedel. Ex-Jugendnationalspieler Maksim Gorbachov (20) ist aktueller Neuzugang beim Wedeler Pro-B-Team. Am 12. Dezember ist sein erstes Spiel
Maksim Gorbachov kommt aus einer sportbegeisterten slowenischen Familie. Eigentlich wären die Chancen, im Volleyball voranzukommen, erblich bedingt am besten. Mutter Tatiana war international als Profispielerin aktiv, Vater Oleg war Nationaltrainer der slowenischen Frauennationalmannschaft. Doch der Junge aus der Hauptstadt Ljubljana entschied sich für die Sportart Basketball.
Fortan soll der 20 Jahre alte Combo-Guard beim Zweitliga-Team des SC Rist in der Pro B dabei helfen, in der Tabelle nach oben zu klettern. Gorbachov kann damit im sogenannten Backcourt sowohl im Aufbau als auch als Shooting Guard eingesetzt werden. „Volleyball habe ich vielleicht eine Woche ausprobiert“, sagt der Slowene. Seine Eltern waren mit der Entscheidung vor gut 13 Jahren einverstanden, zudem habe ihm sein Vater im Athletik-Bereich sportartenübergreifend viel beibringen können.
Seit einer Woche ist Maksim Gorbachov wieder in Deutschland
Am letzten Novembersonntag kam der ehemalige slowenische Jugendnationalspieler an und machte einen Corona-Test in Frankfurt am Flughafen. Das Ergebnis war negativ. Aus Sicherheitsgründen gab es in Wedel dann einen zweiten Test, die Quarantäne nach einem zweiten negativen Resultat endete am Donnerstag. So lang blieb er im Wedeler Hotel Freihof am Roland. Am Donnerstag gab es für Maksim Gorbachov dann auch gleich die erste Trainingseinheit in Freiheit mit seinen neuen Teamkollegen.
Der erste Pflichtspieleinsatz folgt am 12. Dezember im Derby gegen die Itzehoe Eagles. Die für vergangenen Sonntag geplante Partie gegen die VfL AstroStars Bochum musste aufgrund eines Corona-Falls im Umfeld der Mannschaft von Cheftrainer Felix Banobre – von 2016 bis 2019 Wedel-Coach – abgesagt werden.
In seiner Heimat bestreitet er in der laufenden Saison vier Zweitligapartien
Zuletzt spielte Gorbachov bei KK Portorož in der zweiten Liga des Landes des amtierenden Europameisters Slowenien – aufgrund der Corona-Situation ruht der Spielbetrieb. Bis dahin erzielte er in vier Partien 16,3 Punkte im Schnitt. Eventuell soll es im Januar weitergehen, doch der Soziologie-Student nahm das Angebot des SC Rist an und kam nach Deutschland. Für ihn ist es der zweite Aufenthalt. In der Vorsaison war der Guard für das Pro B-Team Baskets Juniors Oldenburg aktiv. Um Geld einzusparen zog der Erstligist seine Nachwuchsmannschaft zurück und tritt nun in der 1. Regionalliga an. Gorbachov kehrte vorübergehend in die Heimat zurück.
„Maksim ist ein spannender junger Spieler. Ich habe mit mehreren Leuten gesprochen und positive Sachen über ihn gehört – basketballerisch und menschlich“, sagt Rist-Trainer Benka Barloschky, der sich an alter Wirkungsstätte in Oldenburg über den 1,95 Meter großen und 82 Kilo schweren Akteur informierte. In den Altersklassen U16 und U18 war er Jugendnationalspieler seines Landes – und spielte in der Zeit auch mit dem aktuellen NBA-Profi Luka Doncic zusammen, der seit 2018 für die Dallas Mavericks aufläuft und zu den absoluten Leistungsträgern des Teams und der Liga gehört. Ob Doncic schon damals besser als er selbst gewesen sei? „Natürlich!“, sagt Gorbachov und schaut den Fragesteller komplett entgeistert und mehr als irritiert an. Schließlich ist um Doncic ein ähnlicher Hype wie um die deutsche Mavericks-Legende Dirk Nowitzki entstanden.
Sein sportliches Ziel ist der Gewinn der Euroleague
Hohe Ziele setzt sich das Talent, dass diverse Turniertitel mit dem Nationalteam als größte persönliche Erfolge nennt, aber auch. Er möchte irgendwann die Euroleague gewinnen, den höchstmöglichen Titel im europäischen Basketball. Dazu müsste er seine Zeit in Wedel bestmöglich nutzen, um den Drittligisten als Sprungbrett für ambitionierte Erstligisten nutzen zu können.
Ex-Oldenburg-Trainer Artur Gacaev, der mit Rist-Jugendkoordinator Sven Schaffer einst in Paderborn gemeinsam gearbeitet hatte, gab seinem Kumpel den Tipp, mal beim Slowenen anzufragen und empfahl eine Verpflichtung. Gorbachovs’ Leistungsstärke hat der SC Rist in der vergangenen Saison bereits einmal zu spüren bekommen. In der vergangenen Saison erzielte er im Zuge seiner besten Saisonleistung 25 Punkte. Sein Punkteschnitt in der Saison 2019/20 betrug 7,6.
Zuletzt hat Rist den Vertrag mit Matej Jelovcic (Shooting Guard) auf dessen Wunsch aufgelöst. Es kamen Allrounder Tucker Haymond aus den USA und nun Gorbachov. Auch, weil Justus Hollatz nicht mehr regelmäßig für den SC Rist, sondern für den Kooperationspartner Hamburg Towers auflaufen wird.
Ohne Doppellizenz spielt Gorbachov nur für den SC Rist
Maksim Gorbachov hat dagegen keine Doppellizenz. „Mit seinem Alter und seinem Können passt er perfekt in unser Anforderungsprofil. Für die große Position haben wir Tucker geholt. Dann haben wir noch einen großen Guard gesucht, der die Rolle einnehmen soll, die Justus üblicherweise übernimmt. Maksim kann gut werfen und passen; er soll uns dabei helfen, das Feld von hinten aufzuräumen“, sagt sagt Wedels Sportchef Christoph Roquette, der zudem auf die baldige Rückkehr eines Langzeitverletzten hofft: „Im Januar erwarten wir Alexander Angerer zurück, der nach überstandenem Kreuzbandriss wie ein Neuzugang für uns ist.“
In einer wegen Corona und Quarantäne ordentlich durchgewirbelten Nordstaffel, in der die Teams zwischen vier und sieben Spiele bestritten haben, ist der SC Rist mit zwei Siegen Vorletzter. Dabei haben die Wedeler, die spätestens nach dem Ausfall von Leistungsträger Hendrik Drescher (Kreuzbandriss) zum Handeln gezwungen waren, die bisherige Maximal-Anzahl an Spielen bestritten. Bis zum vergangenen Wochenende.
Der 20-Jährige hat vier Jahre Deutsch in der Schule gelernt
Damit ist wenigstens die Eingewöhnungszeit für den Slowenen verlängert, der vier Jahre Deutsch in der Schule hatte, sich aber beim Zuhören und dem grundsätzlichen Verstehen wohler fühlt als beim Sprechen. „Ich spiele gern eine Art von Basketball, dass jeder auf dem Feld beteiligt ist und mag auch das schnelle Umschaltspiel von Defense in Offense“, sagt der Neu-Wedeler, der eine Wohnung vom Verein gestellt bekommt.
In seiner Freizeit hängt Maksim Gorbachov gern mit Freunden in der slowenischen Natur und vor allem an Seen ab. Mit der Elbe hat er ein Gewässer nun auch in unmittelbarer Nähe, um dort mit neuen Freunden und Teamkollegen Zeit außerhalb der Basketball-Halle zu verbringen.