Pinneberg. Olaf Mai und Florian Holstein sind Hockeychef und Fußball-Sportleiter des Vereins. Sie packen bei der Fertigstellung der Spielstätte an
Wer behauptet denn, dass nur ausgefeilte Fitnessprogramme oder ausgeklügelte Ernährungspläne gut für die schlanke Figur seien? Olaf Mai, Hockey-Abteilungsleiter im VfL Pinneberg, und Florian Holstein, der sportliche Leiter der VfL-Kicker, haben in den vergangenen rund drei Monaten auf ganz andere Weise zählbaren Erfolg auf der Waage erzielt. „Durch die Arbeit hier auf dem Bau habe ich gut fünf Kilo verloren“, sagt Mai, und Holstein bestätigt: „Ungefähr das Gleiche an Gewicht hab ich auch verloren. Wir sind schließlich außer sonntags seit Anfang September fast jeden Tag hier aktiv gewesen.“
Dieses „hier“, das ist das neue und lang ersehnte Schmuckstück des VfL Pinneberg: der Kombi-Kunstrasenplatz der beiden Abteilungen auf dem Gelände des bisher nur als Grand-Fußballgeläuf existierenden Stadion 2. Vieles ist in den vergangenen Monaten seit dem ersten Spatenstich am 26. Juli geschehen. Vergleichsweise im Expresstempo, wenn man die fast 15-jährige Ideen-und Planungsphase inklusive der fast endgültigen Absage an das Projekt im vergangenen Jahr dagegen hält (das Abendblatt berichtete wiederholt).
Zwischen Boden mit Drainage und Kunstrasen kommt eine elastische Gummischicht
Unter Regie von Weitzel Sportstättenbau aus Tornesch wurde der alte Grund planiert, anschließend eine Drainage verlegt. Darauf kam eine vier bis fünf Zentimeter dicke, elastische Gummischicht, auf der sich nun in leuchtendem Grün der eigentliche Kunstrasen eines niederländischen Herstellers ausbreitet.
„Genau genommen haben wir es hier eher mit einem langfaserigen Teppich als mit einem Kunstrasen zu tun. Es ist kein hundertprozentiger Hockeyuntergrund, aber der Boden soll halt für beide Sportarten nutzbar sein“, sagt Olaf Mai, dessen Abteilung vorrangig im Sommerhalbjahr den neuen Platz am Südrand des Fahlts zwischen Rosengarten und Waldspielplatz beleben will.
Und auch Florian Holstein, dessen 600 Spartenmitglieder darauf brennen, nach Beendigung der Corona-Einschränkungen sobald wie möglich auf dem neuen Geläuf loszulegen, kann mit dem Kompromiss sehr gut leben: „Viel wichtiger ist doch, dass wir Fußballer nun einen Platz haben, auf dem wir verlässlich im Winterhalbjahr Training anbieten und nach starken Niederschlägen mit unbespielbarem Rasenplatz nach Absprache mit den Hockeyspielern im Sommerhalbjahr auch Punktspiele austragen können.“
Auf dem Platz entstehen ein Kiosk und ein Gerätehaus
Punktspiele. Training. Ereignisse, für die es aber noch deutlich mehr als nur eines optisch perfekten Untergrunds mit den akribisch in ihn eingearbeiteten Linien für beide Sportarten bedarf. Gleich am Eingang mit der ebenfalls neu gepflasterten Zufahrt und dem neuen, hohen Ballfangzaun nimmt ein kleines Holzhaus Gestalt an. „Das wird Kassenhäuschen, Kiosk und Technikraum in Einem“, erklärt Mai und zeigt in einem Hinterraum auch einen gut 1500 Liter großen Wassertank. „Um immer einen ausreichend hohen Wasserdruck zu gewährleisten.“ Ein kleines Schmuckstück, das Mai zuletzt zwar kein Kopfzerbrechen, aber deutlich spürbare Knie verschafft hat. „Ich bin gerade dabei, die Bodenfliesen zu verlegen. Das mache ich zwar zum ersten Mal, aber es klappt gut.“
Ein Nummer größer, aber auch aus Holz, ist hinter der östlichen Toraus-Linie das Material- und Umkleidehaus. Hier erhält das Duo Holstein/Mai bei seiner Arbeit nicht nur an diesem Tag tatkräftige Unterstützung und viel guten Rat von Peter Stolten. Der 65-Jährige ist gelernter Zimmermann und praktischerweise Vater von Holsteins Freundin.
Der erfahrene Handwerker lobt seine „Gesellen“ auf der Baustelle
Entsprechend wohlgesonnen war Stolten, der 2019 50-jährige Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr Rellingen gefeiert hat, als ihn die Anfrage erreichte. „Die Jungs sind zwar das erste Mal auf dem Bau, aber das machen sie gut“, zollte der erfahrene Handwerker seinen „Lehrlingen“ Lob.
Dass Olaf Mai und Florian Holstein sich in so großem Maß beim Platzausbau einbringen können, ist schön für den VfL, aber mit misslichen Umständen für das tatkräftige Duo verbunden. „Ich arbeite im Umfeld des Hamburger Flughafens. Da die Reisebranche brach liegt, bin ich in Kurzarbeit und kann hier jeden Tag anpacken“, sagt Mai. Ähnlich die Situation bis Ende Oktober für Holstein, der für einen Zulieferer im Flugzeugbau arbeitet und erst seit Monatsbeginn wieder eine Vier-Tage-Woche hat. Holstein: „So muss der VfL durch unsere Eigenleistung für die Häuser fast nur die Materialkosten bezahlen, und wir haben unsere unfreiwillig freie Zeit bestens genutzt.“
In harten Zeiten von Corona ein Glücksfall für den VfL Pinneberg, der auch so trotz Förderung durch Land, Stadt und Sportverbände rund 225.000 Euro an Eigenmitteln aufbringen muss.