Wedel. U18-Nationalspieler unterzeichnet Profivertrag bei Erstligist Hamburg Towers. Kooperationspartner der Wedeler bietet Nachwuchs eine Perspektive

Die Sommerferien sind in vollem Gange, aber die Urlaubsplanung im Hause Möller wird in diesem Jahr dem Basketball-Terminplan des Sohnes angepasst. Zwischen dem 20. und 26. Juli ist der kürzlich 17 Jahre alt gewordene Leif Möller in Heidelberg (Baden-Württemberg) am Bundesstützpunkt beim Lehrgang der deutschen U18-Nationalmannschaft dabei. Anschließend geht es mit dem Wedeler Basketball-Talent
und reichlich Gepäck weiter zum Urlaub nach Italien.

Leif Möller (l.) unterzeichnet mit Towers-Sportdirektor Marvin Willoughby seinen Vier-Jahres-Vertrag beim Kooperationspartner der „Risters“ und steht damit dem Pro-B-Team auch in den kommenden Jahren zur Verfügung.
Leif Möller (l.) unterzeichnet mit Towers-Sportdirektor Marvin Willoughby seinen Vier-Jahres-Vertrag beim Kooperationspartner der „Risters“ und steht damit dem Pro-B-Team auch in den kommenden Jahren zur Verfügung. © Hamburg Towers

Hinter dem Spielmacher (Point Guard) liegen dann aufregende Wochen und Monate – und das ist nicht nur in der bisweilen undurchsichtigen Corona-Lage begründet. Möller hat soeben bei den Hamburg Towers seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben und wird in den kommenden vier Jahren weiterhin zwischen Steinberg und Wilhelmsburg hin- und herdribbeln.

Möller wird im Nachwuchsbundesliga-Team des Kooperationspartner auflaufen und soll auch in der 2. Bundesliga Pro B den SC Rist Wedel unterstützen, sofern im Herbst eine reguläre Saison beginnen kann. Derzeit spricht bei einem Infektionsgeschehen, wie es aktuell absehbar ist, zumindest subjektiv betrachtet nichts dagegen.

Auch Leif Möllers Vater war deutscher Profi-Basketballer

Ob er mit der Unterschrift nun finanziell ausgesorgt habe? „Nein, es ist ja in Anführungsstrichen nur ein kleiner Vertrag und hat nicht das finanzielle Volumen, als ob ich in der NBA unterschrieben hätte. Aber natürlich bin ich stolz darauf“, beantwortet der Wedeler eine medium-lustige Scherzfrage professionell.

Dem großen Basketball-Talent, Vater Olaf Möller (51) war ebenfalls in Deutschland Profi, werden gleicher­maßen die Attribute Selbstbewusstsein wie auch Bescheidenheit attestiert. „Ich habe ja noch nichts erreicht. Ich möchte jetzt den nächsten Schritt machen und mich in der Pro B beweisen. In der vergangenen Saison habe ich die Liga kennengelernt. Jetzt hoffe ich, auch mal richtig abzugehen und abzuliefern“, sagt der Schüler der Eliteschule des Sports Alter Teichweg in Hamburg.

In der Nachwuchsbundesliga NBBL beeindruckte Möller mit Durchschnittswerten von 16,1 Punkten, 3,2 Rebounds (eroberten Korb­abprallern), 3,3 Assists (vorbereiteten Korberfolgen), 2,9 Steals (vom Gegner eroberte Bälle) sowie einer erfolg­reichen Drei-Punkte-Wurfquote von 45,1 Prozent. „Leif ist auf seiner Position in seinem Alter einer der spannendsten Spieler in Deutschland“, lobt Rist-Trainer Benka Barloschky den Youngster.

Siebenmal durfte sich Möller im Pro-B-Team bewähren

In der vergangenen, vor Beginn der Play-offs abgebrochenen Pro B-Saison erhielt der gebürtige Wedeler erste Bewährungschancen bei den ersten Wedeler Herren. Er stand in sieben Spielen durchschnittlich 11:43 Minuten auf dem Feld. Gegen Dresden sogar 20 Minuten, in denen Möller neun Punkte erzielte.

„Leif ist von Hause aus ein sehr selbstbewusster junger Mann. Und das ist auch gut, das ist eine seiner großen Stärken. Er hat keine Angst vor jemandem, sondern geht selbstbewusst in die Spiele“, sagt Barloschky, der als Co-Trainer des Erstligisten Towers Möller in Hamburg auch beim Individual- und Kleingruppentraining betreut hatte, als es die Lockerungen erlaubten. Zwar ließ das Kontaktverbots viele Verteidigungsübungen nicht zu, aber an der Offensive wurde und wird fleißig gearbeitet – etwa am Wurf, am Rhythmus, am Korb­abschluss und der Ballbehandlung.

Die Defensivarbeit zu verbessern ist das nächste Ziel

Die größte Herausforderung werde es nun sein, dass sich Möller in der Defense weiterentwickele, sagt Barloschky, der quasi dessen sportlicher Mentor ist. „Er ist noch jung und körperlich noch nicht fertig entwickelt“, so der Rist-Cheftrainer.

Nach dem abrupten Saisonende nutzte Möller die entstandene Zeit. „Als die Hallen noch gesperrt waren, habe ich viel an meiner Athletik und im Kraftbereich gearbeitet. In der Defense kommt es oft auch auf Schnelligkeit an“, sagt der 1,95 Meter große und 77 Kilogramm schwere Basketballer, der naturgemäß noch einiges an Muskelmasse zulegen muss, um körperlich bei den Männern dagegenhalten zu können. Nominell gehört Leif Möller bereits durch die Unterschrift zum Bundesliga-Kader, in der Vergangenheit hat er bereits einige Male dort mittrainiert. Dies soll künftig möglichst regelmäßig der Fall sein.

Bisher gibt es allerdings weder für den SC Rist noch für die Towers einen festen Zeitplan, wann mit einem regulären Teamtraining begonnen werden kann. Schleswig-Holstein lag zuletzt mit seinen Lockerungen im sportlichen Bereich – mittlerweile ist ein Mannschaftstraining mit bis zu zehn Spielern auch ohne Abstandsregelung möglich – stets ein gutes zeitliches Stück vor dem Nachbarn Hamburg.

Das Talent hatte andere Angebote neben dem Verbleib in Wedel und bei den Towers

Im Januar war Leif Möller gemeinsam mit Teamkamerad Linus Hoffmann als Gastspieler des FC Bayern München bei einem international beachteten Nachwuchsturnier unterwegs. Stand eventuell ein Abgang im Raum? „Es gab schon einige Optionen, die ich mir auch angehört habe“, sagte Möller. Aber er sei mit der jetzigen Situation und der sportlichen Weiterentwicklung gerade sehr zufrieden. Diesen Status wolle er mit einem überhasteten Vereinswechsel nicht gefährden.

2022 strebt Möller zudem noch das Abitur an. Jetzt im Juli gilt es allerdings zunächst einmal, Nationaltrainer Patrick Femerling zu überzeugen, um anschließend La dolce Vita in Italien zu genießen. Und danach geht es für den Jungprofi wieder an die Arbeit.