Wedel. Der Alltag des Wedeler Basketballtalents besteht größtenteils aus Sport. Neben der Schule spielt er für drei Teams, darunter Zweitligist SC Rist
Manchmal ist ein gut gemeinter elterlicher Rat dann doch nicht das Schlechteste. „Am Anfang hatte ich echt keinen Spaß am Basketball. Meine Mutter hat mit mir geredet und wollte eher, dass ich es spiele weil mein Vater ja auch Basketballer war“, sagt Leif Möller. Olaf Möller (51) war einst bester Zweitliga-Scorer, startete seine Karriere beim SC Rist und kann zudem auf vier Jahre beim Erstligisten Trier zurückblicken.
Sein Sohn blieb letztendlich doch am (Basket-)Ball – er hörte mit dem Kicken bei Cosmos Wedel und anschließend auch mit Tennis beim TC Wedel auf – und die Freude an dieser Sportart entwickelte sich stetig. 2010 nahm der Wedeler an einem Basketball-Camp in der Steinberghalle teil. Mittlerweile ist Möller 16 Jahre alt, kann zwei Einsätze in der 2. Bundesliga Pro B vorweisen und hat bereits die Trikots der isländischen und deutschen Nachwuchsnationalmannschaft getragen. Leif Möllers Mutter Lisa ist Isländerin und kommt aus Reykjavik. „Ich kann die Sprache ein bisschen verstehen, Reden ist da schon schwieriger“, sagt der Aufbauspieler. Wenn dann aber der Basketball ins Spiel kommt, gebe es ohnehin keine Verständigungsprobleme mehr.
In der Altersklasse U16 müssen sich die Talente dann für eine Nation endgültig entscheiden. Leif Möller entschied sich für Deutschland. Nachdem er den Sprung in den U16-EM-Kader geschafft hatte, verletzte er sich bei einem Lehrgang – und verpasste wegen eines Ödems an der Wirbelsäule die Europameisterschaft sowie weite Teile der Saisonvorbereitung. Drei Monate Ruhepause wurden ihm verordnet.
Aber das 1,95 Meter große Talent mit Schuhgröße 48 kämpfte sich zurück. Seit Anfang November trainiert der gebürtige Hamburger mit der ersten Wedeler-Herrenmannschaft unter Coach Benka Barloschky mit. Nach den ersten Pro B-Minuten bei der Niederlage gegen Stahnsdorf (85:89) wurde das Ziel, erstmalig in Deutschlands dritthöchster Liga zu punkten, Mitte November im Auswärtsspiel gegen Dresden (68:95) bereits erreicht. In etwas über 20 Minuten Spielzeit traf er zwei Drei-Punkte-Würfe, einen Freiwurf und einen Korbleger. Zu den neun Punkten wird für Möller dann auch hoffentlich zeitnah der erste Sieg mit dem SC Rist folgen.
Basketball spielt derzeit mit der schulischen Ausbildung die Hauptrolle in seinem Leben. Möller ist Schüler im sogenannten Streckerprogramm auf der Eliteschule des Sports Alter Teichweg in Hamburg-Dulsberg, auf die er im Vorjahr vom Johann-Rist-Gymnasium gewechselt ist. 2022 soll die Schullaufbahn mit dem Abitur enden. Um sechs Uhr klingelt morgens der Wecker in Wedel, ehe der Tag von montags bis freitags um 8 Uhr mit Basketball- oder Krafttraining beginnt. Möllers Kumpel Henrik Adler, ebenfalls Basketballer, mit dem er schon seit U12-Zeiten zusammenspielt, geht in seine Klasse. Der anschließende Unterricht endet manchmal bereits um 11.30 Uhr oder geht bis 16 Uhr.
Für die Towers spielt Leif in der 1. Liga und in der U19-Bundesliga
Leif Möller spielt und trainiert im Zuge der Kooperation mit den Hamburg Towers (1. Bundesliga) auch für das Nachwuchsbasketballbundesliga-Team (U19) der Türme – und sitzt oft im Zug nach Wilhelmsburg. Das NBBL-Team wird gecoacht von Torben Haase, der mit dem Großteil dieses Kaders auch als SC Rist Wedel II in der 2. Regionalliga Nord mit den ambitionierten Jugendlichen gegen teils doppelt so alte Gegenspieler antritt und ihnen die nötige Wettkampfhärte im Erwachsenenbereich schon früh mitgeben möchte. Zudem steht Möller vermehrt beim SC Rist hoch im Kurs. Drei Einsätze an einem Wochenende waren es bislang noch nicht – zwei Spiele können es aber schon mal werden.
„Ich denke, dass mein Wurf zu meinen Stärken auf dem Feld zählt. Da ich schon recht groß bin und wohl auch noch weiter wachse, sollte ich im Rebound immer besser werden. Ich bin vielseitig einsetzbar und mache recht wenig Fehler“, beschreibt Möller sich selbst auf sportlicher Ebene. Gerade im athletischen und physischen Bereich müsse er noch ordentlich zulegen. „Das Tempo in der Pro B ist schon sehr hoch. Da muss ich mich steigern. Aber das kommt hoffentlich alles mit der Zeit“, so Möller, zu dessen Lieblingsspielern Point Guard D’Angelo Russell vom NBA-Verein Golden State Warriors gehört.
Der momentane Berufswunsch klingt daher auch nur wenig überraschend: „Ich möchte schon Basketball-Profi werden. Mathe mag ich in der Schule noch ganz gern und Sporttheorie auch.“ Und wenn es vielleicht damit doch nicht klappt? „Dann eben Basketball-Coach“, sagt er und lächelt.
Zeit für andere Hobbys hat er nicht wirklich. „Da mein Freundeskreis größtenteils aus Basketballern besteht, ist aber auch viel Verständnis für den ganzen Zeitaufwand da“, erzählt Möller. Ab und zu gehe es auch mal auf eine Party, aber nur, wenn am nächsten Tag kein Spiel ansteht. Seine ehemaligen Jugendtrainer Thomas Koch (jetzt Frankfurt), Fabian Strauß (jetzt Dresden), Özhan Gürel (Piraten Hamburg) sowie sein aktueller Coach Haase hätten ihn jeder auf seine eigene Art weitergebracht. Mit Gürel gibt es nach wie vor ein Individualtraining. Auch unter Barloschky werde er noch viel lernen, so Möller.
Vater Olaf Möller steht für Basketball-Fragen bereit
Basketball ist regelmäßig ein großes Thema zu Hause. „Es gibt dabei nur eine Regel. Wenn er mich fragt, dann bekommt er auch ein Feedback. Von mir aus würde ich nicht auf ihn zukommen und Ratschläge geben. Das muss dann schon von ihm ausgehen“, sagt der Vater, der in 35 Jahren aktiver Basketball-Zeit reichlich Erfahrung gesammelt hat.
Wie die Meinungen im Hause Möller dann aber doch schon mal zeitgleich passenderweise auseinander gehen können, wird schnell deutlich: Gibt es etwas, was Leif im Basketball schon jetzt besser könne als sein Vater? Antwort Leif: „Alles.“, Antwort Olaf: „Nichts.“
An diesem Sonnabend, 19 Uhr, treten die zuletzt dreimal in Folge sieglosen Zweitliga-Basketballer des SC Rist am 9. Pro B-Spieltag zu Hause in der Steinberghalle gegen die Iserlohn Kangaroos an. Die Nordrhein-Westfalen warten seit fünf Partien auf einen Erfolg. Die Wedeler sind Tabellenneunter (acht Punkte), die Kangaroos Zehnter (vier Zähler).